Autoren: G. Boden; M.-T. und T. Erz Herausgeber: Stadt Duisburg - Die Öberbürgermeisterin Kultur- und Stadthistorisches Museum Duisburg Duisburg, 1997 Broschur, 21x28 cm, 88 Seiten, 55 Abbildungen Direktor des Kultur- und Stadthistorischen Museums Duisburg Auch wenn das Kultur- und Stadthistorische Museum Duisburg über keine nennenswerten eigenen ethnologischen Sammlungsbestände verfügt, führt es seit nunmehr zwanzig Jahren mit Unterstützung von verschiedenen Fachmuseen des In- und Auslandes regelmäßig Ausstellungen zu völkerkundlichen Themen durch. Häufig waren es Eigenproduktionen wie das vorliegende Projekt "Jäger und Gejagte - Die Buschleute im südlichen Afrika", die den Kulturwandel darstellen. Ursprünglich war bei der Planung zu dieser Ausstellung daran gedacht, neben den Buschleuten auch andere Ethnien zu berücksichtigen. Sehr bald überzeugte mich die Ethnologin Gertrud Boden, die für die Bearbeitung des Ausstellungskonzepts gewonnen werden konnte und die selbst nach Namibia und Botswana gereist ist, um für die Ausstellung zu recherchieren, daß wir uns bei der Darstellung der Thematik exemplarisch auf die Buschleute beschränken sollten. Nicht zuletzt geschah dies durch den glücklichen Umstand, daß das Kultur- und Stadthistorische Museum eine umfangreiche Buschleute-Sammlung - bestehend aus älteren und neuesten Objekten - erwerben konnte. Unser besonderer Dank gilt hierfür Herrn Arnold Huber aus Namibia, der nicht nur die Sammlung für uns zusammengestellt, sondern die Ausstellung auch durch die großzügige Überlassung seiner Fotografien bereichert hat. Die Ausstellung und die vorliegende Begleitschrift sollen möglichst vielen Museumsbesuchern und Lesern u.a. verdeutlichen, was Menschen bis in die Gegenwart hinein fähig sind, anderen Ethnien anzutun. So wurden und werden Jäger und Sammler in aller Welt oft auf brutalste Weise aus ihren angestammten Territorien verdrängt: Aus Jägern werden Gejagte. Die Achtung vor der "Andersartigkeit" und der "Kultur" des Nachbarn scheint wohl nur Utopie zu sein. Fast täglich wird uns dies über die Massenmedien vermittelt. Wir dürfen aber eine solche Einstellung nicht hinnehmen und müssen immer wieder - und sei es nur mit so bescheidenen Mitteln, wie es ein Museum mit Ausstellungen und Publikationen tun kann - auf solch menschenunwürdiges Verhalten aufmerksam machen. Frau Gertrud Boden, die das Ausstellungskonzept in vorbildlicher Weise erarbeitet und umgesetzt hat, den Autoren des Begleitbands und allen Leihgebern gilt für ihre Unterstützung unser sehr herzlicher Dank. Vorwort von Gernot Tromnau Wer sind die Buschleute? Von der "brutalen Bestie" zum "ökologischen Genie" Stereotype Darstellungen der Buschleute Die traditionelle Kultur der Zhu-l'hoa-Buschleute Gejagte Jäger Über die Geschichte der Buschleute in den Ländern des südlichen Afrika Die Buschleute heute Wo Kunst Geschichte macht - Felsbilder im südlichen Afrika Glossar Literatur- und Quellenverzeichnis Der Name "Buschmänner" oder, wie man heute politisch korrekt sagt, "Buschleute" geht zurück auf das holländische "Bosjesmans". So nannten die Kolonisten an der Südspitze Afrikas die kleinen Bevölkerungsgruppen im Hinterland, die als Nomaden umherstreiften und hauptsächlich vom Jagen und Sammeln lebten. Später wurde die Bezeichnung "Buschleute" (engl.: "bushmen"; afrikaans: "boesmans") ohne Rücksicht auf sprachliche und kulturelle Unterschiede ganz allgemein auf Jäger- und Sammlergesellschaften im südlichen Afrika übertragen. Mit der Entdeckung des Kaps der Guten Hoffnung gegen Ende des 15. Jahrhunderts und seiner allmählichen Besiedlung durch Europäer ab 1652 waren zunächst Bevölkerungsgruppen ins Blickfeld der Kolonisten getreten, die in der Sprache der Kapholländer, dem späteren Afrikaans, als "Hottentotzmans" ("Hottentotten") bezeichnet wurden. Sie besaßen Vieh, vor allem Rinder und Schafe, und zogen mit ihren Herden auf der Suche nach Weidegründen in den küstennahen Regionen des Kaps umher. Je weiter die Kolonisation vordrang, desto öfter kamen die Europäer auch mit kleinen Gruppen in Berührung, die den "Hottentotzmans" zwar in Gestalt und dem Gebrauch einer ungewöhnlichen Schnalzsprache ähnlich zu sein schienen, aber - anders als jene - kein Vieh besaßen, sondern sich von der Jagd und dem Sammeln wildwachsender Pflanzen ernährten. Der Name "Bosjesmans", den die Kapholländer diesen Menschen gaben, wurde schon bald zum Synonym für Banditen oder Herumtreiber, denn sie raubten gelegentlich das Vieh der "Hottentotten" und auch das der Kolonisten. Bis in unser Jahrhundert hinein behielt dieser Name seine abwertende Nebenbedeutung von Primitivität, unsteter Lebensweise und räuberischem Verhalten. Er ist außerdem deshalb problematisch, weil unter ihm Menschen zusammengefaßt werden, die weit voneinander entfernt leben, verschiedene Sprachen sprechen und unterschiedliche kulturelle Merkmale entwickelt haben. Nicht zuletzt aufgrund der zum Teil gewaltigen Distanzen zwischen den einzelnen Sozialverbänden hatten die Buschleute in ihrer Geschichte keine Vorstellung von einer ethnisch-kulturellen Gemeinsamkeit und sahen sich selbst nicht als Einheit. In keiner ihrer Sprachen existiert ein Wort, das alle Gruppen einschließt. Erst in allerjüngster Zeit ist ein politisch motiviertes Solidaritätsgefühl unter vielen der heute ungefähr 100.000 Menschen entstanden, die als Buschleute bezeichnet werden. Armut, soziales Abseits, politische Ohnmacht, Benachteiligung und Ablehnung durch andere Bevölkerungsgruppen sind alltägliche Erfahrungen aller dieser Menschen, unabhängig davon, in welchem Staat des südlichen Afrika sie leben. Die Aktivitäten internationaler Organisationen, Wissenschaftler und anderer, die sich für ihr Schicksal verantwortlich fühlen und um eine Verbesserung ihrer Situation bemüht sind, bewirkten eine größere Aufmerksamkeit von Politik und Öffentlichkeit für die soziale und wirtschaftliche Lage der Buschleute. Darüber hinaus haben eine Reihe von Konferenzen mit Vertretern verschiedener Gruppen der Buschleute in den letzten Jahren dazu beigetragen, daß unter ihnen ein Identitätsbewußtsein heranwächst, welches die sprachlichen und kulturellen Grenzen überschreitet. Bosjesmans, Buschleute, San, Basarwa und Remote Area Dwellers sind Fremdbezeichnungen, die die Buschleute von ihren weißen und schwarzen Nachbarn erhielten und in denen sich deren Geringschätzung ausdrückt. In den ersten Jahren ihrer Anwesenheit am Kap übernahmen die Holländer aus der Sprache der sich selbst Khoekhoe nennenden "Hottentotten" die Bezeichnung "Sonqua" oder "Soaqua" für die im Hinterland lebenden Jäger und Sammler. Im März 1655 sandte der erste Kommandant am Kap, Jan van Riebeek, den deutschen Johann Wintervogel zur Erkundung des Hinterlandes aus. Wintervogel war wohl der erste Europäer, der mit Buschleuten in Berührung kam und darüber Bericht erstattete. [...] Michaela Bachern, Essen Bernd Christ, Köln Stefan Eisenhofer, München Embassy of the Republic of Namibia, Bonn Andus Emge, Köln Reinhard Friedrich, Tsintsabis/Namibia Kipi George, Divundu/Namibia Birthje Gern, Ghanzi Crafts, Ghanzi/Botswana Martina Gockel, Köln Burkhard Hergesell, Duisburg Robert Hitchcock, University of Nebraska/USA Casa und Arnold Huber, HXalHoba/Namibia Kalahari Peoples Fund, Albuquerque/USA Walter Kapferer, Mosbach Klaus Keuthmann, Wachtberg-Villiprot Kgeikani Kweni (First People of the Kalahari), Ghanzi/Botswana Heidie Koch, Völkerkundliches Museum der Vereinigten Evangelischen Mission, Wuppertal Emy Koen-Emge, Heidelberg Arthur Krasilnikoff, Lynge/Dänemark Kuru Development Trust, D'Kar/Botswana Tilman Lenssen-Erz, Heinrich-Barth-Institut, Köln Rachel Lodder, Königswinter Ruth Löffler, Köln Maiteko Tshwaragano Development Trust, Hukuntsi/Botswana Namibische Botschaft, Bonn Nyae Nyae Farmer's Cooperative, Baraka/Namibia Nyae Nyae Development Foundation of Namibia, Windhoek/Namibia Ombili Foundation, Tsumeb/Namibia Hella Rabbethge-Schiller, Bushman Art, Rosenheim Georgia Rakelmann, Gießen Dietrich Reimer Verlag, Berlin Stadtbibliothek Duisburg Axel Thoma, Working Group of Indigenous Minorities of Southern Africa, Windhoek Volkshochschule Duisburg Thomas Widlok, Institut für Völkerkunde, Köln Friedrich Ostenrath, Zoo Duisburg für Geschenke, Leihgaben und Reproduktionsgenehmigungen Ralf Althoff, Duisburg Arbeitsgruppe Palaver, Institut für Soziologie der Universität Gießen Archives ofthe Evangelican Lutheran Church in the Republic of Namibia, Windhoek Heinrich-Barth-Institut für Archäologie und Geschichte Afrikas an der Universität Köln Bodleian Library, University of Oxford/Großbritannien Caroline Ledosquet, British Airways Communications, Frankfurt Uwe Groer, Köln Arnold Huber, HXalHoba/Namibia Klaus Keuthmann, Wachtberg-Villiprot Emy Koen-Emge, Heidelberg Kgeikani Kweni (First People of the Kalahari), Ghanzi/Botswana Soren Kristensen, Kopenhagen Kuru Development Trust, D'Kar/Botswana Rachel Lodder, Königswinter Maiteko Tshwaragano Development Trust, Hukuntsi/Botswana Museum Africa, Johannesburg/Südafrika Museum für Völkerkunde der Stadt Frankfurt am Main Museum für Völkerkunde zu Leipzig National Archives of Namibia, Windhoek/Namibia Niedersächsisches Landesmuseum, Hannover Shirley Ann Pager, Okahandja/Namibia Dietrich Reimer Verlag, Berlin Pitt Rivers Museum, University of Oxford/ Großbritannien Südafrikanische Botschaft, Bonn Westfälisches Museum für Naturkunde, Münster Zoologische Staatssammlung, München |