Titel: Koloniale Grüße aus Samoa
Autorin: Gabriele Förderer
Verlag: transcript Verlag
Bielefeld, 2017
ISBN 9783837640182 / ISBN 978-3-8376-4018-2
Broschur, 15 x 23 cm, 368 Seiten, 1 sw-Abbildungen
Wahrend das gesellschaftliche Bewusstsein für die deutsche Kolonialzeit und insbesondere die Sü̈dseekolonien randständig ist, erlebt die wissenschaftliche Aufarbeitung der Kolonialzeit, besonders seit dem Aufkommen der postkolonialen Theorie, eine Konjunktur. Zahlreiche Studien setzen sich etwa mit Aspekten des Fremden auseinander und auch die sozialgeschichtliche Rolle deutscher Frauen und ihre Beteiligung am Kolonialprojek twird aus der Geschlechterperspektive beleuchtet. Insgesamt gesehen lässt sich aber feststellen, dass die Zahl der Studien zu afrikanischen Kolonien die zu den südpazifischen (und auch asiatischen) um ein Vielfaches ̈ubersteigt.
Wenn jedoch zur 'Deutschen Südsee' geforscht wird, wird diese häufig verkürzt unter den Aspekten des Mythos 'Südsee' untersucht, oder als Gegenpol zu den afrikanischen Besitzungen verortet. Diese stereotypisierte Wahrnehmung soll in der vorliegenden Arbeit untersucht und aufgebrochen werden. Um zur Aufarbeitung des Kolonialismus in der Südsee beizutragen, wird der zur Kolonialzeit zeitgenössische Diskurs über Samoa untersucht. Als Quellengrundlage dienen Reiseberichte über Samoa, die zwischen 1887 und 1919 veröffentlicht wurden. Die darin beschriebenen Reisen fanden zwischen 1860 und 1916 ̈uber unterschiedlich lange Zeitraume statt. Die Arbeit 'Koloniale Grüße aus Samoa' ist in drei Teile gegliedert.
Erster Teil: die Darlegung des theoretischen Hintergrunds, was den Forschungsstand und die Fragestellung sowie die Quellenlage und den theoretischen Bezugsrahmen umfasst. Darauf folgen methodische ̈Uberlegungen zur historischen Diskursanalyse und zum Quellensample. Zudem wird die Arbeit historisch verortet, sowohl innerhalb der ersten Kontaktsituationen aus europäischer Sicht, der sogenannten ’Entdeckerfahrten‘, und im kolonialen Setting als auch im Kontext der samoanischen Akteursgeschichte).
Im zweiten Teil werden die aus den Quellen herausgearbeiteten Diskurslinien erörtert und gegliedert: die Vorstellungen Samoas als Südseeinsel, den Raum, in dem sich die Reisenden bewegten und schließlich die Beziehungen der drei Kolonialmächte Deutschland, England und USA zueinander.
Im dritten Teil werden die Ergebnisse als Diskursmuster zusammengefasst, ein Resümee gezogen und Ausblick auf offene Fragen gegeben.
Inhalt
Danksagung
Einleitung
I Theorie und Methode
1. Theoretischer Hintergrund
1.1 Forschungsstand und Fragestellung
1.2 Quellenlage und theoretischer Bezugsrahmen
2. Methodische Überlegungen
2.1 Die historische Diskursanalyse
2.2 Das Quellensample und die Textgattung Reiseliteratur
2.3 Besonderheiten der Reiseliteratur im kolonialen Kontext
3. Historische Verortung
3.1 Von , Entdeckerfahrten' und Kolonialerfahrungen in der Südsee
3.2 Samoa - ,Perle' der Südsee, eine kurze Akteursgeschichte
II Diskurslinien
4. Samoa - eine Südseeinsel
4.1 Die Ankunft und erste Eindrücke
4.2 Paradiesvorstellungen
4.2.1 Zwischen Paradies und Märchenland
4.2.2 Unheimliche und bedrohliche Landschaften
4.2.3 Besondere Orte Samoas
4.2.4 Die Theorie des Paradieses. Zusammenfassung
4.3 Anthropologische Vorstellungen über Samoanerinnen und Samoaner
4.3.1 Menschenbild
4.3.2 Die polynesische ,Rasse'
4.3.3 ,Mischehen' und ,Mischlingsbevölkerung'
4.3.4 Kannibalismus und Menschenfresserei'
4.3.5 Geschlechterkonstruktionen und -Verhältnisse
4.3.6 Das Menschenbild und seine theoretische Verortung. Zusammenfassung
5. Zwischen Papalagi-Life und Fa'a Samoa
5.1 Das Leben vor Ort
5.1.1 Eingewöhnung und Akklimatisierung
5.1.2 Die Versorgungslage
5.1.3 Ein Spaziergang durch die Bucht von Apia
5.1.4 Zusammenfassende Überlegungen
5.2 Rituale und Gebräuche
5.2.1 Kava - das Nationalgetränk
5.2.2 Siva - ,Native Dance'
5.2.3 Taupou - , Queen of the Place'
5.2.4 Palolo - ein Wurm als Delikatesse
5.2.5 Zusammenfassende Überlegungen
5.3 Besuche beim höchsten Würdenträger
6. Kolonialherren' dreier Nationen
6.1 Die Geschichte des Missionswesens auf Samoa
6.2 Das Schulwesen. „Sind die Samoaner bildungsfähig?'
6.3 Internationale Befindlichkeiten
6.3.1 Vorurteile und Konkurrenzverhalten der Kolonialmächte untereinander
6.3.2 Tutuila und Upolu
6.3.3 Zusammenfassende Überlegungen
6.4 Zivilisationskritik und Schutzauftrag
6.4.1 Zwischen zerstörendem und bewahrendem Einfluss
6.4.2 ,Zivilisierungsprozesse' zwischen Adaption und Abgrenzung
6.4.3 Fremdes Eigenes
6.4.4 Zusammenfassung
6.5 Auf Kulturmission: Die Frau als Kulturträgerin
III Ergebnisse
7. Zusammenfassung der Diskursmuster
8. Resümee und offene Fragen
Literaturverzeichnis