Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen

Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen: Gründe für Eskalation von Gewalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Susanne Kuß
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978-3-86153-603-1
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€50.00 *

Titel: Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen
Untertitel: Eskalation von Gewalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Autorin: Susanne Kuß
Reihe: Studien zur Kolonialgeschichte
Verlag: Christoph Links Verlag
Berlin, 2012
ISBN 9783861536031 / ISBN 978-3-86153-603-1
Kartoneinband mit Schutzumschlag, 15 x 21 cm, 500 Seiten, 3 Karten

Über: Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte das deutsche Kaiserreich drei »große« Kolonialkriege in China, in Deutsch-Südwestafrika und in Deutsch-Ostafrika. Zu den Kriegsereignissen zählen dabei nicht nur Schlachten oder Gefechte, sondern auch Plünderungen und Requisitionen, der Ausbruch von Epidemien oder die Einrichtung von Gefangenenlagern. Alle drei Kriege wurden brutal geführt, einer - der in Deutsch-Südwestafrika - eskalierte in einen Genozid. Die unterschiedlichen Formen der Kriegführung und Gewaltanwendung in den drei Kolonialkriegen lassen sich durch eine Rekonstruktion der Abläufe zwar beschreiben, aber nicht ursächlich erklären.

Bisherige Untersuchungen neigen dazu, die Kontinuitäten zwischen den Kolonialkriegen und dem Vernichtungskrieg der deutschen Wehrmacht im Osten 1939 bzw. 1941 in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen zu stellen. Dagegen wird in dieser Studie anhand des Konzeptes des kolonialen Kriegsschauplatzes gezeigt, dass die Kolonialkriege weder Experimentierfeld noch Voraussetzung für den von den Nationalsozialisten knapp 40 Jahre später geführten rassischen Vernichtungskrieg waren. Denn für das Ausmaß der militärischen Gewalt waren auch im Zeitalter des Imperialismus neben Rassismus, Nationalismus und Militärkultur noch andere Faktoren ausschlaggebend:

die Herkunft der Soldaten und ihr fehlendes Wissen um die Guerillakriegführung; die Konfrontation mit einem fremden Gegner und dessen Kultur; die unbekannten klimatischen und geographischen Bedingungen, die zu Krankheit und Tod führten; und schließlich die Akzeptanz der Kriegführung sowohl im eigenen Land als auch bei den Militärs anderer imperialistischer Mächte, so vor allem in Großbritannien und Frankreich. Die militärische Gewalt in den deutschen Kolonialkriegen zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu analysieren heißt nicht nur, die Fundamente gewalttätigen Handelns im Kaiserreich aufzudecken, sondern vor allem die Faktoren herauszustellen, die auf die drei kolonialen Kriegsschauplätze teils in gleicher Weise, teils unterschiedlich wirkten.

Inhalt: Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen

I Einleitung
Ziel
Gewalt im Krieg
Kolonialkriege
Forschungsstand
Methode
Quellen und Quellenkritik
Gliederung und Fragen
II Drei Kriege
1 Boxerkrieg 1900/01
Kriegsursachen und Kriegsphasen
Verwaltung der Städte
Militärexpeditionen
2 Herero- und Namakrieg 1904-07
Kriegsursachen und Kriegsphasen
Schlacht am Waterberg und Vernichtungsproklamationen
Internierung der Gefangenen
3 Majimajikrieg 1905-08
Kriegsursachen und Kriegsphasen
Streifzüge
Verwüstungen
III Koloniale Kriegsschauplätze
1 Motivationen weißer und einheimischer Kolonialsoldat
en
Schutztruppe
(a) Offiziere
(b) Sanitätsoffiziere
(c) Die Subalternen: Unteroffiziere und Mannschaften Kriegsfreiwillige
Marine
Marineinfanterie »Chinesentruppe« in Qingdao Einheimische Kontingente in Afrika
2 Waffen und Wissen
Bewaffnung Unterricht
Dienstvorschriften: Vernichtungsschlacht und Kleinkrieg Kolonialkriegführung national und international Militärrecht
3 Ideologie und Überfahrt
Feindbilder
Soldatenlieder
Schiffsreise
4 Raum und Gegner

Militärkartographie und -ethnographie Strafexpeditionen als Herrschaftsinstrument Exkurs: Grenzüberschreitungen nach Südafrika Kriegführung ohne hemmende Kulturschranke Gräber und Friedhöfe
5 Krankheiten und Verletzungen
Militärsanitätswesen: Medizinische Versorgung und Forschung
Tropendiensttauglichkeit und Akklimatisation
Nerven, Alkohol und Morphium
Typhus in Deutsch-Südwestafrika
Geschlechtskrankheiten
Zahlen und Schlussfolgerungen
6 Rezeption und Reaktion im Ausland
Boxerkrieg als internationale militärische Leistungsschau
Exkurs: Der deutsche Offizier Ludwig von Estorff
im Südafrikanischen Krieg
Großbritannien: Informationsnetze und Militärberichte
Militärzeitungen: Über die Unfähigkeit deutscher Kolonialherren
Krieg der Farbbücher
7 Reichstag und Militärpublizistik
Indemnität: Der Fall Deutsch-Ostafrika
Debatten
Juristisches Nachspiel: »Hunnenbrief-Prozesse«
Militärpresse und -literatur
Der multifunktionale Kolonialsoldat
IV Auswertung und Erinnerung
1 Militär
China- und Afrikaberichte: Vernichtungs- und
Ermattungsstrategie
Kolonialarmee und Lehren für Europa
2 Vereine
Kolonialkriegervereine
Pfadfinder
3 Ausblick
V Schlussbemerkungen
Zusammenfassung: Deutsche Kolonialkriege
Koloniale Kriegsschauplätze
Anhang
Akten- und Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Verzeichnis Karten und Tabellen
Personenregister