Dinteria Nr. 13

Beiträge zur Flora und Vegetation von Südwestafrika
Giess, Willy
05-di-13-1977
In stock
new
€19.95 *

Herausgeber: Wilhelm Giess
Verlag: S.W.A. Wissenschaftl.Gesellschaft
Windhoek, 1977
Broschur, 17x24 cm, 24 Seiten, 2 Karte, 8 Abbildungen


Aus "ÜBER EINIGE INHALTSSTOFFE DER WOLFSMILCHGEWÄCHSE UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER KREBSVERSTÄRKER"

Dipl.-Phys. Dr. rer. nat. Volkhard Brückner

- Einleitung
- Kautschuk
- Öle
- Heilende Wirkstoffe
- Reiz- und Giftstoffe
- Krebsverstärker
- Zusammenfassung
- Summary
- Literatur
- Bildteil


Aus der Einleitung:

Die äußerst formenreiche und weitverbreitete Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiazeen) gehört zur Abteilung (zum Stamm) der Samenpflanzen, zur Unterabteilung der Bedecktsamer, zur Klasse der zweikeimblättrigen Pflanzen und zur Ordnung der Tricoccae. Haupterkennungsmerkmal ist jeweils der dreiblättrige und dreifächrige Fruchtknoten. Die in vieler Hinsicht noch unvollständig bekannte Pflanzenfamilie umfaßt annähernd 300 Gattungen mit insgesamt etwa 8.000 Arten. (Insgesamt gibt es rund 360.000 lebende Pflanzenarten, von denen etwa zwei Drittel zu den Samenpflanzen gehören.

Zu einer Art zählt man alle Pflanzen — d.h. alle Einzelwesen einschließlich ihrer Vorfahren und Nachkommen -, die untereinander in sehr zahlreichen, insbesondere in allen wesentlichen Merkmalen übereinstimmen. Arten, die eine Reihe gemeinsamer Merkmale aufweisen — wie z.B. im Blüten- und Fruchtbau —, faßt man zu Gattungen, diese wieder nach ähnlichen Gesichtspunkten zu Familien, Familien zu Ordnungen, Ordnungen zu Klassen, Klassen zu Unterabteilungen und Unterabteilungen zu Abteilungen oder Stämmen zusammen. Das gesamte Pflanzenreich wird in sieben Abteilungen eingeteilt.)

Die größten Gattungen der Euphorbiazeen sind jene von Wolfsmilch (Euphorbia) mit etwa 2.000 Arten und von Kroton mit etwa 700 Arten. Weitere Gattungen sind z.B. Hevea, Rizinus und Maniok. Die Wolfsmilchgewächse sind heute in allen gemäßigten und warmen Gebieten der Erde, vor allem in den Tropen verbreitet. Es handelt sich - je nach geographischer Lage - um krautige oder holzige oder dickfleischig-kaktusähnliche Pflanzen. Auch in Südwest- und Südafrika kommen u.a. die Gattungen Euphorbia, Kroton und Rizinus vor.

So gehören z.B. die Buntfarbige Wolfsmilch (Euphorbia phyllociada = Euphorbia hereroense) und die DINTERsche Wolfsmilch (Euphorbia dinteri = Euphorbia virosa) mit zu den eigentümlichsten Pflanzen der Namib. In trockenen Gegenden wie dieser konnten im Laufe der Zeit nur solche Euphorbien überleben, die sich den Gegebenheiten besonders angepaßt haben, bei denen also der Wasserverlust durch Verdunstung auf ein Minimum herabgesetzt ist.

Dies geschah einmal durch Verringerung der Blattmenge, oder durch schwache oder fehlende Entwicklung der Blätter bzw. deren Umwandlung zu Dornen. Zum anderen entwickelten diese Pflanzen die Fähigkeit, Wasser in besonderen Wassergeweben zu speichern, wodurch bestimmte Teile besonders dick und fleischig-saftig wurden. Handelt es sich um Dickfleischigkeit der Sproßachse, wie z.B. bei Euphorbia virosa, so spricht man von Stammsukkulenz (vgl. Abbildung l). Aber auch das Kapland ist berühmt wegen seiner zahlreichen sukkulenten Euphorbien.

Sukkulente Euphorbien und Kakteen (Familie der Kaktusgewächse, Cactazeen; Ordnung: Centrospermae) sind jedoch nicht nahe miteinander verwandt. Viele Euphorbiazeen und insbesondere die Euphorbien zeichnen sich durch einen eigentümlichen, in schlauchförmigen Milchröhren als Abscheidungsprodukt gebildeten und gespeicherten, meist weißen Milchsaft (Latex) aus, der nach Anstechen oder sonstiger Beschädigung der Pflanzen ausfließt, und an Luft gerinnt. Nach neueren Erkenntnissen soll der Milchsaft jedoch keinesfalls, wie früher angenommen, einen „Abfallplatz" des Stoffwechsels darstellen, sondern selbst der Ort lebhafter Stoffwechselvorgänge sein. Die brennende, ätzende und fast immer entzündungauslösende Wirkung dieses Milchsaftes auf Häute und Schleimhäute führte zum Namen „Wolfsmilch". [...]