Eine Kopfjagd. Deutsche in Ostafrika

Eine Kopfjagd. Deutsche in Ostafrika: Bericht um den Verbleib des Schädels eines Wahehe-Fürsten während und nach der Kolonialzeit.
Baer, M.; Schröter, O.
43009
978-3-86153-248-4
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Eine Kopfjagd. Deutsche in Ostafrika

Untertitel: Deutsche in Ostafrika. Spuren kolonialer Herrschaft
Autoren: Martin Baer/ Olaf Schröter
Verlag: Ch. Links Verlag
Berlin, 2001
Broschur, 16x24 cm, 220 Seiten, 67 sw-Fotos und Abbildungen


Beschreibung:

In Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania, trieben vor rund 100 Jahren die deutschen Kolonialtruppen den aufständischen Sultan Mkwawa in den Tod.

Ihm wurde der Kopf abgetrennt und als makabre Trophäe nach Deutschland geschickt.

Über das Ende des deutschen Kolonialreiches hinaus beschäftigte dieser Schädel europäische und afrikanische Regierungen: 1919 verfügten die Alliierten im Versailler Vertrag seine Rückgabe an das Volk der Wahehe, die aber nach langen Wirren erst 1954 erfolgte.

Vor dem Hintergrund dieser Kopfjagd erzählen Martin Baer und Olaf Schröter die Geschichte der ehemaligen deutschen Kolonie in Ostafrika: von der Eroberung des „Platzes an der Sonne“, über die Kämpfe im Ersten Weltkrieg, die Kolonialnostalgie in der Weimarer Republik, die nationalsozialistischen Weltmachtpläne bis hin zur Entwicklungspolitik beider deutscher Staaten.


Aus dem Kapitel „Kopfjagd“:

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde im Friedensvertrag von Versailles festgelegt, daß das Deutsche Reich alle überseeischen Besitzungen verlieren und umfangreiche Reparationszahlungen an die Siegermächte leisten solle. In den Abschnitt VIII des Vertrages fügte man auch eine Aufzählung von Gegenständen und Kunstwerken ein, die die Deutschen innerhalb von sechs Monaten nach Inkrafttreten der Vereinbarung abzuliefern hatten:

Deutschland verpflichtete sich unter anderem, „seiner Majestät dem Könige des Hedschas den Original-Koran zurückzuerstatten, der dem Kalifen Osman gehört hatte und von den türkischen Behörden aus Medina entfernt wurde, um ihn dem früheren deutschen Kaiser Wilhelm II. zu überreichen“ und die „französischen Fahnen, die im Laufe des Krieges 1870/71“ erbeutet worden waren, zurückzugeben.

Die wahrscheinlich eigentümlichste Bestimmung im Artikel 246 des Friedensvertrages betraf den „Schädel des Sultans Makaua, der aus Deutsch-Ostafrika weggenommen und nach Deutschland gebracht worden ist“. Bei diesem Schädel handelte es sich um den Kopf eines Mannes, der am Ende des 19. Jahrhunderts den Widerstand gegen die deutschen Kolonialherren im Inneren Ostafrikas angeführt hatte. Sieben Jahre lang bot das Volk der Wahehe der „Schutztruppe“ Paroli. Erst 1898 konnten die Soldaten des Kaisers den zum „Reichsfeind“ erklärten Mkwawa (in den Originaldokumenten auch Makaua oder Quawa), den Häuptling der Wahehe, zur Strecke bringen.

Sie trennten der Leiche ihres Widersachers den Kopf ab. Danach verlor sich die Spur dieser „Siegestrophäe“, der Schädel des Sultans galt seither als verschollen. In Ostafrika hieß es, daß er in einem deutschen Museum ausgestellt worden wäre. Nun, nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft, verlangten die Wahehe den Kopf des Mkwawa zurück. Was hatten die Deutschen tatsächlich mit der makabren Trophäe gemacht, die sie 1898 erbeuteten? [...]