Leben und Tod bei den Tswana

Das traditionelle Lebens- und Todesverständnis der Tswana im südlichen Afrika
Gollbach, Friedrich
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Untertitel: Das traditionelle Lebens- und Todesverständnis der Tswana im südlichen Afrika
Autor: Friedrich Gollbach
Dietrich Reimer Verlag
Berlin, 1992
Broschur, 14x20 cm, 279 Seiten


Verlagsankündigung:

Dies ist die einzige umfassende Darstellung der Tswana, einem Volk von etwa 3,2 Millionen Bantu-Afrikanern, die in der Republk Südafrika und in Botswana leben. Die Arbeit gründet sich auf eigene Beobachtung und Erfahrungen des Autors Friedrich Gollbach, der sieben Jahre bei und mit den Tswana lebte.

Seine subtilen Beobachtungen und Erkenntnisse ihres materiellen, gesellschaftlichen und spirituellen Lebens machen deutlich, daß hier eine Kultur mit großer Anteilnahme und von innen herausbeschrieben wird.


Vorwort von J.F. Thiel:

Für einen Ethnologen gibt es kaum etwas Reizvolleres als das Kennenlernen einer ihm anfangs fremden Kultur. Der Weg bis zum Verstehen der inneren Prinzipien der Kultur ist aber lange; jahrelanges Leben mit dem Volk, Erlernen seiner Sprache, Eintauchen in das Kulturgeschehen u.s.w.

Es gibt nicht viele Ethnologen, die dieses Ziel je erreichen, und häufig sind es nicht jene, die wissenschaftliche Standardwerke schreiben. Wer sich aber in eine fremde Kultur hineinlebt wie der Autor des vorliegenden Werkes, wird feststellen, daß die Kulturen Europas und die der Dritten Welt in ihren Grundfragen gar nicht so verschieden sind, wie wir meist glauben. Die Grundprobleae sind mehr oder weniger die gleichen. Die Lösungsversuche allerdings meist sehr verschieden.

Friedrich Gollbach gibt in der vorliegenden Studie eine Darstellung der Übergangsriten der Tswana im südlichen Afrika, und zwar stellt er vor allem den Tod in den Mittelpunkt seiner Betrachtung. Das Beispiel Tod ist gut gewählt, weil es kein Volk, ja keinen Menschen gibt, der nicht in diese Existenzkrise gestellt wäre. Da der Autor sieben Jahre bei und mit den Tswana gelebt hat, gelangt er zu sehr subtilen Erkenntnissen, die einen flüchtigen Reisenden oder einem sprachunkundigen Ethnologen so gut wie nicht zuteil werden.

Man gewinnt bei der Lektüre den Eindruck, daß hier eine Kultur mit großer Anteilnahme und von innen heraus beschrieben wird. Die Kulturen und zumal die Religionen der Welt gleichen sich gerade in den großen Übergängen wie Geburt, Initiation, Heirat und Tod ganz besonders, denn jede Religion unterstreicht diese wichtigen Lebensabschnitte mit Riten. Und es ist gerade der Tod, um den sich die Religionen kümmern, genauer gesagt, um das Leben danach, denn in den Religionen gibt es ja den Tod als dauerhaftes Ende nicht.

Die Tswana sagen zwar: "Der Tod steckt im Saum deines Kleides" - oder: "Der Tod kommt so leicht wie das Lachen", aber den Tod als ewiges Ende akzeptieren sie so wenig wie Irgendein anderes Volk. Jede Religion bietet ihren Gläubigen ewiges Leben an, d.h. der physische Tod ist nur ein Durchgangsstadium zu einer höheren Form des Lebens.

Für die Tswana ist der physische Tod zwar allgegenwärtig, da er aber doch nur Tor zum Jenseits, zum Leben im Kreis der Ahnen ist, ist ihm der Stachel genommen. Der Tod gilt als Vollendung des Lebens. - Ist unsere christliche Deutung des Todes so viel anders als die der Tswana? Der Tod scheint das Problem der Menschheit schlechthin zu sein. Alte steinzeitliche Funde weisen schon auf ein Leben danach hin, und In den ältesten schriftlichen Überlieferungen, z.B. den ägyptischen Pyraaldentexten, dem Gilgamesch-Epos, der Odyssee, der Bibel ect., ist der Tod und seine Überwindung ein zentrales Thema.

Nichts hat wohl den Menschen seit jeher so sehr beschäftigt wie die Überwindung des Todes. Das Verstehen fremder Kulturen hat u.a. den großen Vorteil, daß die Grundanllegen der Kulturen als gemeinsame Menschenproblene herausgestellt werden, und sich die oft bizarren oder als "exotisch" empfundenen Lösungen als peripher erweisen.

Viel zu häufig und auch viel zu lange hat sich die Ethnologie mit der Andersartigkeit der Völker und ihrer Kulturen abgegeben. Die Andersartigkeit gibt es zwar, aber sie ist zweitrangig im Vergleich zu den gemeinsamen Wesenselementen der Kulturen. Das vorliegende Verk gibt einen Einblick in das Vesen von Kultur und Religion der Tswana. Es zeigt sich dabei, daß ihre Probleme und Lösungen nicht so viel verschieden sind von denen unserer eigenen Kultur.