Hauptsache Windhoek, von Sylvia Schlettwein und Erika von Wietersheim
2010 beschlossen Sylvia Schlettwein und Erika von Wietersheim ein Buch über Windhoek zu schreiben und gaben drei Jahre später Hauptsache Windhoek heraus, in dem 36 Beiträge von 23 Autoren, darunter 22 namibischen, enthalten sind. Jeder stellt Windhoek auf ganz individuelle Art dar.
Helmut Sydow Wendula Dahle Olga Levinson Erika von Wietersheim Bernhard Jaumann Sylvia Schlettwein Henning Melber Christine Skowski
Seelenlos, von Erika von Wietersheim
„Hat Windhoek eigentlich eine Seele?" Tiziano war Tourist aus Italien und zum ersten Mal in Namibia. Außerdem war er Reiseschriftsteller. „Seele? Nein", antwortete Eva bedauernd. „Windhoek ist eine gut funktionierende Stadt, mehr nicht." - „Komisch. Als ich über dieses weite Land flog und dann die dreißig Kilometer vom Flugplatz in die Stadt fuhr, durch diese mehr oder weniger leere Landschaft, dachte ich, die Hauptstadt dieses Landes muss eine starke Seele haben." Die Seele von Städten zu erkunden war Tizianos Hobby. Die Städte Europas hätten alle sehr alte Seelen, amerikanische Städte seien oft seelenlos, und die Städte Asiens wären gerade dabei, ihre Seelen zu verlieren, meinte er. „Was verstehst du denn darunter, unter der Seele einer Stadt?" „Naja, eben die Kraft, die eine Stadt zusammenhält, die sie prägt und die man überall oder zumindest an gewissen Orten spürt. Und eine Hauptstadt offenbart oft die Seele eines ganzen Landes." - „So etwas gibt es hier nicht", erwiderte Eva nach kurzem Nachdenken. „Jeder lebt hier wie er will oder muss, in seinem Stadtteil, in seinem Vorort, manche in ihren Häuschen in Katutura, andere in ihren ummauerten Villen in Ludwigsdorf und immer mehr in diesen dicht aneinander gedrängten, mit Zäunen fest verschnürten Wohnkomplexen." - „Gibt es denn keinen Stadtkern, keinen Platz oder Markt, wo man das Gefühl hat: Hier ist das Herz der Stadt?" - „Die Innenstadt hat einen Markt mit afrikanischen Handarbeiten, den Zoopark, ein paar Cafes - aber abends ist sie wie ausgestorben, kein Leben, keine Seele, nichts." - „Und gibt es auch sonst keinen Ort, wo man so eine Art Windhoek Feeling bekommt?" - „Vielleicht die Touristen? Das Reiterdenkmal, die Alte Feste, der Tintenpalast, all diese Denkmäler und Gebäude aus der deutschen Kolonialzeit geben den Touristen vielleicht so ein „koloniales Feeling". So ein Ah, wie deutsch hier alles mal war und immer noch ist! - Erlebnis. Vor allem, wenn sie nach der Besichtigung noch einen Kaffee bei Gathemann trinken und auf Deutsch bedient werden. Dann spüren sie vielleicht die Reste der kolonialen Seele Windhoeks." - „Und die gibt es nicht wirklich?" - „Du brauchst nur um die Ecke gehen, dann bekommst du sofort ein anderes Feeling: hupende Taxis, in die Männer und Frauen hinein- und herausspringen, die hier arbeiten, aber nicht wohnen, geschmacklose südafrikanische Kettenläden für die aufsteigende schwarze Mittelklasse, in denen man mit goldenen Karten auf Kredit kaufen kann, nur um am Ende des Monats sein Monatsgehalt abliefern zu müssen, Finanzhaie, die verzweifelten Kunden Geld leihen, damit sie mit neuen Schulden ihre Schuldenberge abtragen, bevor ihre Möbel von Schuldeintreibern abgeholt werden. Das gibt es alles gleich neben dem schönen kolonialen Arrangement für Touristen und seinen afrikanischen Märkten, auf denen nur Touristen einkaufen!" - Tiziano schaute Eva verblüfft an. „Hast Du gar keine Liebe für diese Stadt?" - Ob sie keine Liebe zu Windhoek hätte? Was war das denn für eine Frage! Eva war vor vierzehn Jahren, nach ihrer Scheidung, von Swakopmund am Meer nach Windhoek gezogen. Die Stadt kennen zu lernen, hatte sie sich nicht bemüht. Schließlich war sie keine Touristin. Außerdem war sie am Wochenende meist auf der Farm ihres Bruders. Konnte es sein, dachte sie plötzlich, dass sie Tizianos Frage nach der Seele Windhoeks nicht beantworten konnte, weil sie zu dieser Stadt gar keine Beziehung hatte? „Ich glaube, ich behandele Windhoek wie eine Angestellte", sagte sie nachdenklich. „Ich sehe sie nur, wenn ich sie brauche, nehme ihre Dienstleistungen in Anspruch und beschwere mich, wenn etwas nicht klappt. Und in Windhoek klappt doch fast alles - die Müllabfuhr, die Straßenbeleuchtung, das Wasser, es gibt gute Geschäfte und Restaurants so und ab und zu auch Kunst, Theater und Musik. Alle Ecken Windhoeks sind schnell erreichbar, der Verkehr nicht dicht, und wenn ich um fünf Uhr nachmittags drei Ampeln lang warten muss, weil 30 Autos vor mir stehen, beschwere ich mich." (...)
Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Hauptsache Windhoek, von Sylvia Schlettwein et al.
Titel: Hauptsache Windhoek
Untertitel: Fast drei Dutzend Geschichten und Gedichte
Herausgeber: Sylvia Schlettwein; Erika von Wietersheim
Fotografie: Christine Skowski
Verlag: Wordweaver Publishing House
Windhoek, Namibia 2013
ISBN 9789991688916 / ISBN 978-99916-889-1-6
Broschur, 15x21 cm, 202 Seiten, durchgehend Fotografien
Schlettwein, Sylvia und von Wietersheim, Erika im Namibiana-Buchangebot
Hauptsache Windhoek
Die Sammlung Hauptsache Windhoek enthält drei Dutzend Geschichten und Gedichte über die Hauptstadt Namibias.
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