30.12.2013

Heftige Resonanz auf staatliche Heimlichtuerei in Namibia

Heftige Resonanz auf staatliche Heimlichtuerei in Namibia. Das Reiterstandbild steht seit dem 26.12.2013 im Innenhof der Alten Feste und wird mit Gerüststangen gestützt. Im Hintergrund das von Nordkorea für Namibia entworfene und gebaute Unabhängigkeitsdenkmal.

Heftige Resonanz auf staatliche Heimlichtuerei in Namibia. Das Reiterstandbild steht seit dem 26.12.2013 im Innenhof der Alten Feste und wird mit Gerüststangen gestützt. Im Hintergrund das von Nordkorea für Namibia entworfene und gebaute Unabhängigkeitsdenkmal.

Heftige Resonanz auf staatliche Heimlichtuerei in Namibia. Mit Bagger und Presslufthämmern wird der Sockel des Reiterdenkmals seit dem 28.12.2013 abgerissen. Die Steine wurden an einen unbekannten Ort abtransportiert.

Heftige Resonanz auf staatliche Heimlichtuerei in Namibia. Mit Bagger und Presslufthämmern wird der Sockel des Reiterdenkmals seit dem 28.12.2013 abgerissen. Die Steine wurden an einen unbekannten Ort abtransportiert.

Die Entfernung des Reiterdenkmals unter schwerer Polizeibewachung und im Schutze der Dunkelheit zeige, dass dies nicht nur eine böswillige Aktion, sondern vielmehr ein Akt der Gewalt gewesen sei, der einer Demokratie unwürdig sei. So beurteilt Phil ya Nangoloh, Direktor der namibischen Menschenrechtsorganisation Namrights, die heftige Resonanz auf die staatliche Heimlichtuerei.

Namibia; Windhoek: „Wer etwas Gutes tut, braucht das nicht zu verbergen.“ Hier liege ein fundamentaler Fehlgriff vor. Er ruft die UN-Bildungs- und Kulturorganisation UNESCO auf, diesen Fall zur Kenntnis zu nehmen. Die historische Bedeutung des Standbilds, so fuhr ya Nangoloh auf AZ-Nachfrage fort, lasse sich weder verstecken, fälschen, begraben noch verdecken, ganz gleich, ob es sich um gute oder schleckte Aspekte handele. Vor diesem Hintergrund habe die Regierung gewusst, dass sie undemokratisch und illegal handele. Artikel 19 des Grundgesetzes garantiere das Recht auf Kultur. „Das Standbild macht definitiv einen Teil unserer namibischen Kultur aus“, so ya Nangoloh. Er sieht in der Entfernung des Standbilds einen „Akt des Rassismus, die Kultur von Menschen zu zerstören, die die Regierung nicht als die Ihrigen betrachtet“. Damit handele sie gegen die Versöhnung. Anton von Wietersheim, Parlamentsabgeordeneter der RDP, hat über die nächtliche Aktion sein Entsetzen ausgedrückt, vor allem weil der Denkmalrat (Heritage Council) einen normalen Weg der Auseinandersetzung mit dem Reiterstandbild aufgezeigt habe, auch wenn dabei die Meinungen auseinandergingen. Er sei nicht gegen die Verlegung des Standbilds, aber mit einem solchen Akt habe er nicht gerechnet. „Es hat den Anschein, dass es etwas Ungesetzliches vor der Öffentlichkeit zu verbergen gibt“, sagte er im AZ-Gespraech. Von Wietersheim beurteilt die Handlung „definitiv als ungesetzlich“. Die Machtentfaltung durch die Polizei in einer Nachtaktion könne nicht von einer ernsthaften Regierung kommen. Er hält den Auftritt für lachhaft. Enttäuscht zeigte sich zwei Tage danach auch Harald Koch, der die Verschiebung des Denkmals vor die Alte Feste im Jahr 2010 organisiert und dafür Privatsponsoren (ca. 700000 Namibia-Dollar an Bargeld und Sachleistungen) aufgetrieben hatte. Er wolle verschiedene Personen konsultieren und sich dann äußern, sagte er am Freitag zur AZ. Allerdings betonte er, dass er an der Meinung/Forderung festhalte, dass die Regierung die Kosten von damals zurückerstatten müsse. Er habe schon damals eine Rechnung und später eine Mahnung an das Kulturministerium geschickt, allerdings nie eine Reaktion darauf erhalten. Die Art und Weise der Demontage sei „inakzeptabel“, sagte Eckhart Mueller, Vorsitzender des Deutschen Kulturrates (DKR), auf AZ-Nachfrage. Damit nicht genug: Dass der Abbau am Abend des ersten Weihnachtsfeiertages, „einem der heiligsten kirchlichen Feiertage“, stattgefunden hat, hält er für „respektlos“. „Wo bleiben Transparenz, die Geste der Zusammenarbeit und der Gedanke der Versöhnung?“, fragt Mueller, der nationale und internationale Bestimmungen durch die Regierung „ignoriert“ sieht. Und weiter: „Das ist total unprofessionell, ich bin sehr enttäuscht.“ Der DKR habe angeboten, bei der Versetzung des Reiters zu helfen, „um das ordentlich über die Bühne zu bringen“. Mueller gab außerdem zu bedenken, dass sich die deutschsprachige Gemeinschaft mit der Verlegung des Standbildes in den Innenhof der Alten Feste bereits abgefunden habe und die Aberkennung des Denkmalstatusses - wie es der Denkmalrat vorgeschlagen hat - noch nicht erfolgt sei. In diesem Zusammenhang appellierte er an die Öffentlichkeit, beim Denkmalrat die Meinungen binnen der 60-tägigen Einspruchsfrist (bis 17. Februar 2014) zu äußern. „Wir sind erst eine erwachsene Nation, wenn wir die Vergangenheits- und Geschichtsbewältigung geschafft haben“, sagte der DKR-Vorsitzende abschließend. Auf Facebook ist die Diskussion zu diesem Thema weitergegangen, heftiger und emotionaler als zuvor. Der sogenannte Shit Storm, eine Flut von Äußerungen, die oft reine Beschimpfungen sind, zeigt meist zustimmende Meinungen zum Denkmalabbruch. In vielen Beiträgen von Befürwortern und Gegnern der Reiterdemontage werden zudem Hass und tribalistisches Denken deutlich.

Eberhard Hofmann und Stefan Fischer

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Heftige Resonanz auf staatliche Heimlichtuerei in Namibia.

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