27.12.2013

Nacht-und Nebelaktion hat Vertrauen in Namibia empfindlich gestört

Nacht-und-Nebelaktion hat Vertrauen in Namibia empfindlich gestört. Das Reiterdenkmal ist weg.

Nacht-und-Nebelaktion hat Vertrauen in Namibia empfindlich gestört. Das Reiterdenkmal ist weg.

Nach der Nacht-und Nebelaktion, bei der am 25.12.2013 das Reiterstandbild in Windhoek illegal von seinem Standort entfernt und in der Alten Feste verschlossen wurde, ist das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Behörden Namibias empfindlich gestört. Kritik kommt nicht nur von den deutschstämmigen Bürgern.

Namibia, Windhoek: Schöne Bescherung! Das Reiterdenkmal ist verschwunden. Abgesägt und weggehievt fast buchstäblich in einer Nacht- und Nebel-Aktion am 25. Dezember. So hatten wir uns Weihnachten nicht vorgestellt: Zum Fest der Liebe sorgt die Aktion für große Empörung und tiefe Zerrüttung - beides leider hausgemacht. Noch vor gut zwei Monaten trat Kulturminister Jerry Ekandjo als Ehrengast bei der Jahreshauptversammlung des Deutschen Kulturrates auf. Dort wünschte er sich einen Dialog, reichte dazu die Hand, bezeichnete sich als Diener des Staates, zeigte ein offenes Ohr für die Belange der deutschsprachigen Namibier und forderte diese auf, sich in alle Belange aktiv einzumischen. Was seine Worte schließlich wert sind, wissen wir jetzt. Ohne Ankündigung und Abstimmung, und gänzlich ohne öffentlichen Dialog ist das Reiterdenkmal hastig entfernt worden. Es gleicht einem präzise eingefädelten Streich: Für die Demontage wurde die „stille Zeit“ in Windhoek genutzt. Eine taktische Entscheidung, gewiss. Das Kalkül ist aufgegangen: Die Öffentlichkeit blieb außen vor, die Verantwortlichen sind im Urlaub und nicht zu sprechen. Aber die Aktion bleibt nicht folgenlos. Wenn es irgendein Vertrauen gegeben hat, das nach dem Ekandjo-Auftritt beim Kulturrat langsam aufgebaut wurde, dann ist dieses jetzt zerstört. Und dafür trägt Ekandjo - der selbst für Vertrauen geworben hat - die Verantwortung. Wer mit Schleifmaschine und Presslufthammer - im Schutz der Dunkelheit und durch die Polizei - vollendete Tatsachen schafft, fördert weder Dialog(-bereitschaft), noch gegenseitigen Respekt oder das Wir-Gefühl. Wozu eigentlich diese Geheimniskrämerei? Warum wird das Reiterdenkmal am ersten Weihnachtsfeiertag bei Einbruch der Dunkelheit abgesägt und dabei eine Polizeipräsenz aufgeboten, die an höchste Sicherheitsstufe erinnert? Wer hat denn da ein schlechtes Gewissen? Oder Angst? Und vor wem? Richtig, Minister Ekandjo hatte angekündigt, dass der Reiter in den Innenhof der Alten Feste umziehen und das Gebäude im Jahr 2014 mit einem zweistelligen Millionenaufwand saniert werden soll. Aber es geht hier nicht um den neuen Standort, auch nicht um die Forderung nach etwaiger Erstattung der privat bezahlten Kosten für den Umzug des Reiters vor drei Jahren, denn jegliche Rückzahlung kommt aus der Staats- und somit ohnehin aus der Steuerzahlerkasse. Es geht um die Art und Weise, wann und wie der Reiter vom Sockel gestürzt wurde. Das Reiterstandbild ist ein nationales Monument. Es gehört dem Staat und dieser kann es rein rechtlich auch versetzen. Wenn dies aber ohne Ankündigung und Einbeziehung der Öffentlichkeit in einer Nacht- und Nebel-Aktion gemacht wird, ist das ein Zeichen von Unsicherheit, Feigheit, Unprofessionalität und schließlich Minderwertigkeitskomplexen der Auftraggeber. Dem Versöhnungsgedanken wurde damit jedenfalls ein Bärendienst erwiesen.

Stefan Fischer

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Nacht-und-Nebelaktion hat Vertrauen in Namibia empfindlich gestört.

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