Georg Voswinckel

Georg Voswinckel (1891-1977) war ein Farmer in Südwestafrika und Angola.

Georg Voswinckel (1891-1977) war ein Farmer in Südwestafrika und Angola.

Georg Voswinckel (1891-1977) war ein Farmer in Südwestafrika und Angola.

Georg Voswinckel wurde am 04.03.1891 als Sohn eines Gutsbesitzers auf Haus Voswinckel bei Rönsahl im damaligen Kreis Altena, das im Westen des Sauerlandes liegt, geboren. Nachdem er wegen etlicher Schülerstreiche vom Wipperfurther Gymnasium verwiesen wurde, legte er die Einjährigen-Prüfung ab und plante, einen landwirtschaftlichen Berufsweg inzuschlagen. Zuvor diente er als Einjährig-Freiwilliger bei einem im Elsaß stationierten Regiment der Feldartillerie, was ihn möglicherweise bestärkte, 1912 nach Südwestafrika auszuwandern und im folgenden Jahr die Farm Otjomikambo, die östlich von Grootfontein liegt, zu erwerben. In seinem neuen Lebensumfeld machte Georg Voswinckel bald die Bekanntschaft des Farmers Wilhelm Mattenklodt, des ehemaligen Schutztrupplers und Postbeamten Karl Alfred Feuerstein und des Kaufmanns Karl Raif, die für seine nähere Zukunft noch große Bedeutung haben sollten. 1914 nahm Georg Voswinckel an einem Jagdzug Mattenklodts nach Angola teil, während dessen sie von der Mobilmachung überrascht wurden. Am Feldzug gegen die ins Land eingedrungen Südafrikaner nahm Georg Voswinckel als Unteroffizier d. R. in der 2. Infanterie-Kompanie teil und kehrte nach der Kapitulation, 1915 auf seine Farm zurück. Dort versteckte er zeitweilig seine inzwischen in Schwierigkeiten gekommenen und polizeilich gesuchten Freunde Mattenklodt und Karl Raif. Nach der Machtübernahme der Südafrikaner stieg die Kriminalitätsrate der schwarzen Bevölkerung an und auch Georg Voswinckel hatte auf seiner am Rande des Sandveldes gelegenen Farm immer wieder mit Viehdiebstahl, Raub und sogar Mord durch organisierte Banden zu tun, Verbrechen, die von der neu eingesetzten Polizei so gut wie nie verfolgt wurden. 1917 kam es zu einem tödlichen Unfall, als Georg Voswinckel einen flüchtenden Viehdieb stellen wollte. Er und auch Karl Raif, der gerade auf Otjomikambo untergetaucht war, wurden verhaftet. Georg Voswinckel wurde wegen Mordes angeklagt und zu Beginn des Jahres 1918 in Swakopmund zum Tode verurteilt. Eine Welle der Empörung und eine erfolgreich durchgeführte Petition veranlaßte die südafrikanische Justiz, das Urteil aufzuheben und in lebenslängliche Zwangsarbeit zu wandeln. Mit der Hilfe des bereits wieder freien Karl Raif gelang es Georg Voswinckel und dem ebenfalls einsitzenden Georg Voswinckel am Weihnachtsabend 1919 aus dem Gefängnis auszubrechen und, zusammen mit dem flüchtigen Wilhelm Mattenklodt, über 3000 km bis nach Angola zu fliehen und, nach großen Strapazen und Gefängnisaufenthalten, 1920 nach Deutschland zurückzukehren. Dort lebte und arbeitete er als Kaufmann in Berlin, heiratete und wanderte 1930 mit seiner Frau nach Angola aus, um dort Kaffee anzubauen. Während eines Urlaubes in Deutschland wurde das Ehepaar vom Ausbruch des Zweiten Weltkrieges überrascht. Georg Voswinckel arbeitete daraufhin als Angestellter des Unternehmens IG Farben und konnte erst 1949 wieder nach Angola zurückkehren, wo er die Plantage bis zu seinem Ruhestand weiterführte. Als 1974 in Angola der Bürgerkrieg ausbrach, flüchtete der über Achtzigjährige mit seiner schwer erkrankten Frau nach Südwestafrika. Dort starb sie bald danach und mit der Hilfe der S.W.A. Wissenschaftlichen Gesellschaft und des Roten Kreuzes, wurde Georg Voswinckel die südafrikanische Staatsbürgerschaft verliehen. Er lebte bis zu seinem Tod am 16.08.1977 im Prinzessin-Rupprecht-Heim und wurde auf dem Swakopmunder Friedhof bestattet. Sein Buch Verfemt, gehetzt durch Afrika, das er auf Basis seiner zwischen 1917 und 1920 geschriebenen Tagebücher im Jahr 1976 herausgab, handelt detailliert von der gemeinsamen Flucht nach Angola und ist dem Andenken seiner Kameraden gewidmet. Aufgrund seines hohen Alters und seiner geistigen Frische, ist Georg Voswinckel oft zu geschichtlichen Sachverhalten in Südwestafrika befragt worden, darunter von dem Biographen Werner Tabel.

Literatur von Georg Voswinckel:

  • Verfemt, gehetzt durch Afrika. Aus den Tagebüchern eines Afrikaners (Hamburg 1976, 2. Aufl. Windhoek 1977.

Voswinckel, Georg im Namibiana-Buchangebot

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