Wilhelm Mattenklodt

Ernst Wilhelm Mattenklodt (1886-1931) war ein deutscher Farmer, Schutztruppler und Schriftsteller in Südwestafrika.

Ernst Wilhelm Mattenklodt (1886-1931) war ein deutscher Farmer, Schutztruppler und Schriftsteller in Südwestafrika.

Diese Aufnahme zeigt Wilhelm Mattenklodt, vermutlich in der Zeit nach 1919, in Deutschland.

Diese Aufnahme zeigt Wilhelm Mattenklodt, vermutlich in der Zeit nach 1919, in Deutschland.

Grablege Wilhelm Mattenklodts auf dem Swakopmunder Friedhof. Foto: Nicol Stassen

Grablege Wilhelm Mattenklodts auf dem Swakopmunder Friedhof. Foto: Nicol Stassen

Ernst Wilhelm Mattenklodt (1886-1931) war ein deutscher Farmer, Schutztruppler und Schriftsteller in Südwestafrika.

Wilhelm Mattenklodt wurde am 20.05.1886 als Sohn von Marie (geb. Zimmermann) and Heinrich Mattenklodt in Lippstadt geboren. Seine Eltern betrieben den Gasthof zum Weißen Rössle in Lippstadt und daneben eine Landwirtschaft. Wilhelm Mattenklodt besuchte das Ostendorfgymnasium bis zur Mittleren Reife, arbeitete als Landwirtschaftspraktikant auf verschiedenen Betrieben des Umlandes und leistete dann seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger ab. 1908 wanderte er, ausgestattet mit seinem Erbteil, nach Deutsch-Südwestafrika aus und erwarb dort die Farm Leipzig (5000 Hektar), südöstlich von Grootfontein. Neben der Farmarbeit betätigte sich Wilhelm Mattenklodt als Frachtfahrer, unternahm aber auch ausgedehnte Jagdausflüge in das südliche Angola und in das Caprivigebiet. Bei Kriegsausbruch 1914 wurde er der  2. Schutztruppenkompanie zugewiesen und nahm an den Gefechten von  Naulila, Jakalswater und Trekkopje teil, zuletzt im Rang eines Vizefeldwebels. Im Juli 1915, die Schutztruppe hatte bei Khorab kapituliert, wurde Wilhelm Mattenklodt als Reservist auf Ehrenwort entlassen und kehrte auf seine Farm zurück. Etliche Wochen später ging ihm ein Vorschlag von fünf im Gefangenenlager Okanjande internierten deutschen, ihm gut bekannten Schutztruppenoffizieren zu. Diese planten einen Ausbruch und wollten sich zur Unterstützung des Feldzuges von Paul von Lettow-Vorbeck, nach Deutsch-Ostafrika durchschlagen. Wilhelm Mattenklodt sollte dabei teilnehmen. Bevor der Plan zur Ausführung kommen konnte, wurde das Vorhaben verraten und Wilhelm Mattenklodt im Februar 1916 von der südafrikanischen Polizei auf seiner Farm verhaftet. Während des Abtransports zum Gefängnis gelang ihm die Flucht. Die nächsten drei Jahre führte Wilhelm Mattenklodt als Buschläufer ein Leben auf der Flucht und im Untergrund, gejagt und für vogelfrei erklärt von der südafrikanischen Administration und unterstützt von zahlreichen Freunden und Farmern im Norden des Landes. Er wurde zeitweilig auf Farmen versteckt, hielt sich im Okavangogebiet, im Kaudom, im Kaokoveld und sogar, allerdings verkleidet, in Windhoek auf. Für die Südafrikaner stand Wilhelm Mattenklodt lange Zeit an erster Stelle der Fahndungslisten und wäre ohne Zweifel standrechtlich erschossen worden, wäre man seiner habhaft geworden. Diese Drohung wurde durch den Befehlshaber der südafrikanischen Truppen in Südwestafrika, Colonel de Jager, ausgesprochen und dem Gejagten durch den deutschen Militärkommissar Hauptmann Trainer übermittelt. Zwischenzeitlich verdächtigten die Südafrikaner Wilhelm Mattenklodt, Einfluß auf den Ovamboaufstand von 1917 gehabt und im Caprivizipfel und in Nordrhodesien Widerstand unter der Eingeborenenbevölkerung gegen die neuen Machthaber geschürt zu haben. Unter dem anwachsenden Fahndungsdruck entschied sich Wilhelm Mattenklodt, über einen angolanischen Hafen nach Deutschland zurückzukehren. Mit zwei weiteren gesuchten Deutschen, die der ebenfalls vogelfreie Karl Raif aus dem Gefängnis Windhoek befreit hatte, dem  Farmer Georg Voswinckel und dem ehemaligen Postbeamten Karl Alfred Feuerstein, brach er im Mai 1919 beritten auf und erreichte im August Benguella und Lobito. Dort wurden sie von einem britischen Agenten erkannt, angezeigt und von den portugiesischen Behörden verhaftet. Den Deutschen gelang jedoch die Flucht und schlugen sich zu Fuß und unter großen Anstrengungen bis in den Norden des Landes durch, wo sie im Oktober 1919 bei Calulo von starkten Kräften erneut festgenommen und in das Gefängnis von Luanda verbracht wurden. Wilhelm Mattenklodt wurde bald als unschuldig aus der Haft entlassen und kehrte im Januar 1920 über Angola nach Deutschland zurück, von wo er sich erfolgreich für die Entlassung seiner Kameraden einsetzte und sein sehr erfolgreiches und auch in die englische Sprache übersetzte Buch Verlorene Heimat schrieb. Mitte der 1920er Jahre kehrte er zu einem Jagdzug nach Angola zurück, reiste danach wieder nach Deutschland, um 1929 erneut in Angola zu einer Jagdreise in Richtung Nordrhodesien einzutreffen. Er erkrankte in deren Verlauf an der Schlafkrankheit, wurde über die angolanische Hafenstadt Vila Luso, per Schiff, es handelte sich um den deutschen Dampfer Toledo, auf dem sich zufällig auch Paul Ritter befand, nach Swakopmund und in das dortige Antonius-Hospital geschafft. Dort starb Wilhelm Mattenklodt, unbehelligt durch die südafrikanischen Behörden, am 04.06.1931 und wurde auf dem Swakopmunder Friedhof beigesetzt. Als Mensch und in seiner unfreiwilligen Rolle als Widerständler gegen die südafrikanische Okkupationsmacht, genoß Wilhelm Mattenklodt zu Lebzeiten bereits einen guten Ruf und zahlreiche Zeitzeugen bescheinigten ihm Tugenden wie Mut, Ausdauer, Zähigkeit, Kameradschaftlichkeit, Ehrlichkeit und Vaterlandsliebe. Sein früher Tod ließen Legenden aber auch nachhaltige Erinnerung an seinen Namen entstehen und Ende der 1960er Jahre wurde im Windhoeker Stadtteil Pionierspark eine Straße nach ihm benannt. In seinem Buch über die Autoren Südwestafrikas, hat sich Werner Tabel ausführlich mit dem Schrifttum über Mattenklodt und seine Begleiter befaßt.

Literatur von Wilhelm Mattenklodt:

  • Verlorene Heimat. Als Schutztruppler und Farmer in Süd-West (Berlin, 1928 und 1936)
  • A Fugitive in South-West Africa (London, 1931)
  • A Fugitive in the Jungle (Boston, 1931)
  • Afrikanische Jagden (1936)

Mattenklodt, Wilhelm im Namibiana-Buchangebot

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