Karl Alfred Feuerstein

Karl Alfred Feuerstein (1884-1949) war ein Schutztruppler und Postbeamter in Südwestafrika.

Karl Alfred Feuerstein (1884-1949) war ein Schutztruppler und Postbeamter in Südwestafrika.

Karl Alfred Feuerstein (1884-1949) war ein Schutztruppler und Postbeamter in Südwestafrika.

Karl Alfred Feuerstein, Jahrgang 1884, kam als Sohn eines Maurers und Landwirts in Thangelstedt im damaligen Kreis Weimar zur Welt. Nach einer Buchbinderlehre in Bad Berka schlug Karl Alfred Feuerstein die Unteroffizierslaufbahn ein und meldete sich von seinem Dienstposten in Torgau freiwillig zur Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika. Er wurde 1907 angenommen und in die deutsche Kolonie versetzt, wo er bis 1914 als Schutztruppler diente. Anschließend bewarb er sich bei der Reichspost und führte, bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, die Poststelle in Grootfontein. Mit der Mobilmachung wurde er im Dienstgrad eines Feldwebels als Kompaniefeldwebel der 2. Infanterie-Kompanie eingezogen, wo er Georg Voswinckel kennenlernte. Nach der Kapitulation der Schutztruppe im Jahr 1915 und der Übernahme der behördlichen Institutionen durch die südafrikanische Administration, wurde Karl Alfred Feuerstein arbeitslos, lebte zunächst auf der Farm Sus, die, nördlich von Grootfontein gelegen, einem Bekannten gehörte und machte sich dort nützlich. Im September 1916 wurden die Farmen dieser Region von einer Bande von Raubmördern heimgesucht, die hauptsächlich aus bewaffneten Buschleuten bestand und von der neu installierten südafrikanischen Polizei nicht ernsthaft verfolgt wurde. Den Anführer dieser Bande erwischt Karl Alfred Feuerstein eines Tages auf dem Gelände der Farm Sus und machte ihn, nachdem sich dieser der Festnahme mit Waffengewalt widersetzte, mit einem Schuß aus seiner Pistole kampfunfähig. Nachdem der Buschmannmischling, Hans genannt, entwaffnet war, erhielten die schwarzen Farmarbeiter den Auftrag, den Verwundeten zum Farmhaus zu bringen, brachten aber den gefürchteten Verbrecher kurzerhand um. Karl Alfred Feuerstein meldete den Vorfall der Polizei in Grootfontein, die ihn ob der eindeutigen Umstände beruhigte und hörte einige Monate nichts mehr von der Angelegenheit. Im Mai 1917 wurde Alfred Feuerstein verhaftet und in einem in Swakopmund abgehaltenen Schauprozeß durch ein südafrikanisches Sondergericht „wegen Raubmordes" angeklagt und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde in zehn Jahre Zwangsarbeit gewandelt, als es einem ehemaligen deutschen Bezirksrichter gelang, die Justiz von der gravierenden Fehleinschätzung der Lage überzeugen. Im Zentralgefängnis von Windhuker traf Karl Alfred Feuerstein wieder auf Georg Voswinckel und lernte dort Karl Raif kennen, der, bald entlassen, den beiden am 24.12.1918 bei ihrem Ausbruch aus dem Gefängnis behilflich war. Bis in den Mai des darauffolgenden Jahres wurden sie von Freunden auf der Farm Hoba im Bezirk Grootfontein versteckt und mit dem ebenfalls füchtigen Wilhelm Mattenklodt bekannt gemacht. Zu dritt setzten sie sich zu ihrer berühmt gewordenen Flucht nach Angola ab, in deren Verlauf sie gefaßt wurden, wieder entwischten und erneut verhaften wurden. Während Mattenklodt von den portugiesischen Behörden freigelassen wurde und nach Deutschland zurükkehren konnte, blieben Karl Alfred Feuerstein und Georg Feuerstein in Haft und kamen erst im folgenden Jahr, nach einer Verlegung in das Gefängnis von Lissabon und der tatkräftigen Hilfe von Mattenklodt und des spanischen Generalkonsuls, wieder frei und nach Deutschland zurück. Karl Alfred Feuerstein lebte fortan in Kranichfeld bei Weimar, heiratete die Witwe seines Bruders, der im Ersten Weltkrieg gefallen war, fand Anstellung als Briefträger und war in späteren Jahren auf dem Erfurter Postamt tätig. Gelegentlich hielt er Vorträge über seine Erlebnisse in Südwestafrika und war aktives Mitglied in der Verbandsarbeit kolonialinteressierter Vereine. Der Schriftsteller Hans Grimm ließ sich von Feuersteins Vita zu seiner Romanfigur Cornelius Friebott aus Volk ohne Raum inspirieren, während der Schriftsteller Josef Viera in den 1930er Jahren den Titel Wir fliehen nach Deutschland, der die Erlebnisse Feuersteins verarbeitete. Als Postassistent a.D. ging Karl Alfred Feuerstein nach Kriegsende in Pension und verstarb 1949 in Erfurt. Werner Tabel hatte für eine biographische Arbeit in den 1970er Jahren über ihn recherchiert.


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