Verfehmt, gehetzt durch Afrika, von Georg Voswickel

Verfehmt, gehetzt durch Afrika, von Georg Voswickel. ISBN 3980012808 / ISBN 3-9800128-0-8

Verfehmt, gehetzt durch Afrika, von Georg Voswickel. ISBN 3980012808 / ISBN 3-9800128-0-8

Als letzter des Trios, das aus der südafrikanisch besetzten deutschen Kolonie Südwestafrika floh, beschrieb Georg (J.G.E.) Voswickel seine Erfahrungen während der Flucht (1917-1920) in seinen Memoiren Verfehmt, gehetzt durch Afrika.

Georg Voswinckel  

[…] Bald darauf erfuhr Georg Voswinckel durch seine Rechtsanwälte den Grund der verzögerten "Begnadigung". Seine Rechtsanwälte und vor allem der frühere Bezirksamtmann des Grootfonteiner Bezirks von Zastrow setzten alles in Bewegung, eine Begnadigung zu erwirken. Außerdem wurden von der deutschen Bevölkerung des Landes, von dem früheren Gouverneur Dr. Seitz, vom ehemaligen Schutztruppen-Kommando und von der Kirche Gnadengesuche eingereicht. Offensichtlich hatte er diesem massiven Druck seine Begnadigung zu verdanken. Allmählich fand Georg Voswinckel wieder zum Leben zurück. Und da wurde ihm etwas klar: lebenslängliche Zwangsarbeit? Das hielt er nicht aus. Sein Freiheitsdrang gestattete ihm dies nicht. Lieber tot. Es keimte in ihm der unwiderstehliche Drang, aus diesen Mauern hinauszukommen. Bald aber stellte er fest, dies sei für einen Einzelnen kaum ausführbar. Ein sicheres Entkommen aus dem Gefängnis und ein Fortkommen draußen war ohne Hilfe nicht denkbar. So sah er sich erstmal nach einem Leidensgefährten und zu allem entschlossenen Kameraden um. Den fand er auch bald in seinem früheren Feldwebel bei der 2. Infanteriekompanie, Alfred Karl Feuerstein. Dieser war zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. In Selbstverteidigung hatte er den berüchtigten Bastardbuschmann Hans erschossen, der bereits einige Morde an weißen Farmern auf dem Gewissen hatte, und der der Anführer der Bande war, die Alfred Feuerstein s.Zt. überfallen hatte und ihm damals entkommen war. Er zieht Alfred Feuerstein unter dem Ehrenwort striktester Verschwiegenheit ins Vertrauen und ließ ihm Zeit, sich das Vorhaben, bei dem es um Leben oder Tod gehen würde, zu überlegen. Anderen Tags nickt er Georg Voswinckel von der Schmiede aus, in der er arbeitet, zu. Die Würfel waren gefallen. Nach gelungener Flucht wollten sie versuchen, mit Wilhelm Mattenklodt, den die Engländer schon seit einigen Jahren im Lande jagen, ohne seiner je habhaft werden zu können, in Verbindung zu kommen. Dann würde man weiter sehen. Nun aber hieß es überlegen, wie hinauskommen. Was denken sie sich nicht alles aus. Doch immer wieder mußte jeder Plan verworfen werden. Da kommt ihnen der Zufall oder die Vorsehung zu Hilfe. Einer ihrer Mitgefangenen war Karl Raif. Dieser war s.Zt. in Grootfontein wegen geringfügiger Vergehen gegen ihm noch unbekannte Vorschriften verhaftet und eingesperrt worden. In der gleichen Nacht brach er durch die nicht gut eingemauerte Tür aus und ritt nun schon an die zwei Jahre, immer auf der Hut vor seinen Häschern, im Lande umher. Georg Voswinckel hatte ihm, wie auch schon Wilhelm Mattenklodt einige Male, auf seiner abgelegenen Farm Unterschlupf gewährt, als er bei seiner Verhaftung infolge Zusammentreffens unglücklicher Umstände gleich mitkassiert wurde. Eines Tages brach er bei der Arbeit wegen Unterernährung zusammen und kam ins Gefängnislazarett, wo er sich nach einiger Zeit wieder erholte. Wegen guter Führung und seiner englischen Sprach- und Schreibkenntnisse gab ihm der Chief den Posten des mit dem Lazarett-Hilfsdienst betrauten gerade entlassenen Gefangenen. Georg Voswinckel und Alfred Feuerstein hatten inzwischen herausgefunden, daß die beste Gelegenheit für einen erfolgreichen Ausbruch vom Lazarett aus besteht. Da half ihnen der Himmel, daß Georg Voswinckels Freund Karl Raif den Posten im Lazarett erhielt. Was war natürlicher, daß Karl Raif ihnen bei den Vorbereitungen Hilfe leistete. Sie verständigten sich mit ihm, und unbedenklich sagte er ihnen seine Hilfe zu. Die Ausbruchstelle haben sie festgelegt: eins der stark vergitterten Fenster im Lazarett. Zum Durchsägen der zollstarken Eisenstäbe fertigte Alfred Feuerstein in der Schmiede unter ständiger Gefahr der Entdeckung einen passenden Sägebogen an, während Georg Voswinckel die Beschaffung der Stahlsägeblätter übernahm. Dies gelingt ihm auch mit knapper Not, als er sich wegen Auswechseins eines Werkzeuges mit dem Werkmeister im Werkzeuglager befindet. Während der Werkmeister ihm gegen alle Regel einen Augenblick den Rücken zudreht, benutzt Wolf die Gelegenheit, ein Päckchen Sägeblätter in seinem Hemd verschwinden zu lassen. Sägebogen und Sägen werden, gut eingefettet, im Arbeitshof unter einem Haufen Alteisengerümpel sorgfältig versteckt. Man schreibt Dezember 1918. Der Weihnachtsabend ist als Zeitpunkt des Ausbruchs festgelegt. […]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Verfehmt, gehetzt durch Afrika, von Georg Voswickel.

Buchtitel: Verfehmt, gehetzt durch Afrika
Untertitel: Aus den Tagebüchern eines Afrikaners
Autor: Georg (J.G.E.) Voswickel
Verlag: Heine-Verlag
Zweite Auflage. Hamburg, 1977
ISBN 3980012808 / ISBN 3-9800128-0-8
Originalbroschur, 15x21 cm, 165 Seiten, einige Skizzen, 1 Karte

Voswinckel, Georg im Namibiana-Buchangebot

Verfehmt, gehetzt durch Afrika

Verfehmt, gehetzt durch Afrika

Verfehmt, gehetzt durch Afrika. 1917-1920: Die spektakuläre Flucht dreier Deutscher aus Südwestafrika.

Verfemt, gehetzt durch Afrika: Aus den Tagebüchern eines Afrikaners

Verfemt, gehetzt durch Afrika: Aus den Tagebüchern eines Afrikaners

Neu verlegt und kommentiert in der Reihe Südwester Texte: Verfemt, gehetzt durch Afrika. Aus den Tagebüchern eines Afrikaners.

Weitere Buchempfehlungen

Ehombo

Ehombo

Die Erstausgabe des jagd- und landeskundlichen Südwestafrika-Klassikers Ehombo erschien 1922 bei Neumann-Neudamm.

Wo sonst der Fuß des Kriegers trat. Farmerleben in Südwest nach dem Kriege

Wo sonst der Fuß des Kriegers trat. Farmerleben in Südwest nach dem Kriege

Vielfältige und ergiebige Beschreibung des Farmalltags in Deutsch-Südwestafrika: Wo sonst der Fuß des Kriegers trat. Farmerleben in Südwest nach dem Kriege.

Elf Jahre Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika

Elf Jahre Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika

Ausführliche Erinnerungen des Kommandeurs der Kaiserlichen Schutztruppe und Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika an elf Jahre Dienst in der ehemaligen deutschen Kolonie.

Mit Pflug und Schwert in Deutsch-Südwestafrika

Mit Pflug und Schwert in Deutsch-Südwestafrika

Memoiren von Schutztruppenoffizier Kurd Schwabe an die Zeit von 1893-1897: Mit Pflug und Schwert in Deutsch-Südwestafrika.

Im deutschen Diamantenlande. Deutsch-Südwestafrika von der Errichtung der deutschen Herrschaft bis zur Gegenwart 1884-1910

Im deutschen Diamantenlande. Deutsch-Südwestafrika von der Errichtung der deutschen Herrschaft bis zur Gegenwart 1884-1910

Im deutschen Diamantenlande beschreibt Deutsch-Südwestafrika im Zeitraum von der Errichtung der deutschen Herrschaft bis zur damaligen Gegenwart (1884-1910).