Südafrika fürs Handgepäck

Südafrika fürs Handgepäck, von Manfred Loimeier et al. Unionsverlag Zürich, Schweiz 2011. ISBN 9783293205499 / ISBN 978-3-293-20549-9
Aus der Sammlung 'Südafrika fürs Handgepäck' stammt der folgende Auszug aus der Erzählung 'Zehn Standorte' von Henrietta Rose-Innes.
André Brink Nadine Gordimer Henrietta Rose-Innes Deon Meyer
Der portugiesische Entdecker Bartolomen Dias umrundete das Kap im Jahre 1488. Er nannte es Cabo Tormentoso, Sturmkap. Später wurde es von König Johann in Cabo da Boa Esperança, Kap der Guten Hoffnung, umbenannt. Während der Reise entlang der Küste, auf der es zu zahlreichen gewaltsamen Zusammenstößen mit den einheimischen Khoisan kam, ließ Dias hölzerne Kreuze aufstellen, sogenannte Padraos. Eines errichtete er nahe bei Cape Point, der spektakulären Spitze des Kontinents. Von diesem Holzkreuz wurde nie auch nur die kleinste Spur gefunden. Zwölf Jahre danach kam Dias bei einem Wirbelsturm im Südatlantik ums Leben.
Hinter den Millionärsvillen von Llandudno, hinter dem Nacktbadestrand, wird die Küstenlinie felsig und unwirtlich. Riesige Gesteinsbrocken sind durch Erosion herabgestürzt und hängen nun eingeklemmt über den Hohlräumen, wo sie Wilderern auf der Jagd nach Abalone und Langusten Schutz bieten. Einen dieser Schlupfwinkel hat jemand mit ein paar schlichten Steinmäuerchen ausgebaut. Drinnen sind haufenweise alte Zeitschriften verstreut (Schwangerschaft & Geburt), außerdem zwei Blechbecher, Zigarettenstummel, Langustenscheren, Miesmuscheln und drei nicht zueinanderpassende Turnschuhe. »ADLERHÖHLE« steht in rosa Farbe über dem Höhleneingang geschrieben. An der Seite lehnt eine Planke mit verwitterter Inschrift: »Hallo ihr, willkommen in der Adlerhöhle, die auch mein Zuhause ist. Ich lebe vom Meer und vom Erlös meiner Kunstwerke. Ein paar Leute waren so freundlich ... echt nett (?, unleserlich) ... dazu Kleiderspenden und Essen. Fühl dich wie zu Hause & schau dich um & genieße die beste Aussicht von ganz Kapstadt. Danke fürs Vorbeischauen und den Schwatz. Schönen Tag noch. Gott mit euch, Stan.« »STAN 1989« steht auf einem Felsbrocken, das »S« ist von Flechten überwachsen. Es ist lange her, dass Stan hier war.
Auf dem Highway komme ich an einer Stelle vorbei, wo jemand sich unter der Brücke kurz vor der Ausfahrt zum muslimischen Friedhof sein Nest gebaut hat. Nur ein paar Meter vom brausenden Verkehr entfernt steht eine Baracke aus Schrott, ein Feuerchen brennt, es gibt einen Stapel mit Feuerholz, Hunde und Gartenmöbel aus Plastik. Der Ort strahlt das Selbstbewusstsein eines ganz normalen Hauses aus. Im Unterschied zu anderen illegalen Behausungen wohnt hier keine zusammengewürfelte Notgemeinschaft: Es ist zweifellos das Heim einer Familie. Am Rand der Vorstadt immer irgendwie geduldet, pocht es geradezu trotzig auf seine Eigenart. Doch es wird eng für das kleine Stückchen Heimat: Von der einen Seite wird das Grundstück von einem Lagerhaus bedrängt, auf der anderen Seite entsteht ein Bauprojekt für die Mittelklasse, umgeben von hohen Sicherheitszäunen. Bald, nehme ich an, müssen die Bewohner weichen. Ich werde sie vermissen auf meinem Heimweg.
Von der Straße aus kann man die kleine Bucht praktisch nicht sehen. Sie zieht Strandgut geradezu magisch an: Treibholz, Strandlatschen, Plastikflaschen, tote Robben und einmal sogar ein toter Hund. Und doch ist es hier allerliebst: Es gibt einen Hain aus Milkwood-Bäumen und ein Fleckchen Rasen. Ein Bach plätschert sogar an den heißesten Tagen ins Meer. Hin und wieder fahren Ausflugsschiffe vorbei, kommen aber niemals näher. Unter den Bäumen befindet sich ein Lager mit Hängematten aus Fischernetzen; jemand hat hier aus silberfarbenem Treibholz höchst kunstvoll Liegestühle angefertigt. Das Mobiliar wechselt: Neue Sachen kommen hinzu, alte verschwinden. Manchmal nehmen wir einen Stein oder ein Stück Holz mit, wenn wir aufbrechen. Nichts Großes, denn es ist eine ziemliche Kletterei den Abhang wieder hinauf. Wer auch immer sonst den Platz noch nutzt, sie kommen nicht oft hierher: Gras wächst über die Feuerstelle und über die hölzernen Stuhlbeine. Die Einsamkeit des Ortes ist bedroht von Plänen, ein Stück weiter die Küste runter ein »Boutique Hotel« zu bauen. Dann werden wir nicht mehr hierherkommen. [...]
Dies ist ein Auszug aus: Südafrika fürs Handgepäck, von Manfred Loimeier et al.
Titel: Südafrika fürs Handgepäck
Untertitel: Geschichten und Berichte - Ein Kulturkompass
Herausgeber: Manfred Loimeier
Autoren: siehe Inhaltsverzeichnis
Reihe: Bücher fürs Handgepäck
Verlag: Unionsverlag
Zürich, Schweiz 2011
ISBN 9783293205499 / ISBN 978-3-293-20549-9
Broschur, 12 x 19 cm, 192 Seiten
Loimeier, Manfred und Rose-Innes, Henrietta und Paton, Alan und Mda, Zakes und Breytenbach, Breyten und Gordimer, Nadine und Mofolo, Thomas und Brink, Andre und Modisane, William 'Bloke' und Themba, Can und Matthews, James und Mandela, Nelson und Steinberg, Jonny und Lotz und Sarah und Landsman, Anne und Meyer, Deon und Vladislavic, Ivan im Namibiana-Buchangebot
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