12.04.2012

Neuauflage: Hinrich R. Schneider-Waterberg über den Hererokrieg in Deutsch-Südwestafrika 1904 -1907

Neuauflage: Hinrich R. Schneider-Waterberg über den Hererokrieg in Deutsch-Südwestafrika 1904 -1907.

Neuauflage: Hinrich R. Schneider-Waterberg über den Hererokrieg in Deutsch-Südwestafrika 1904 -1907.

Mit einer durch zahlreiche Lagekarten und neue Details stark erweiterten Neuauflage seine Buches 'Der Wahrheit eine Gasse. Beiträge zum Hererokrieg in Deutschsüdwestafrika 1904 -1907. Teil 1 und 2', stellt Hinrich R. Schneider-Waterberg den Herero-Deutschen Krieg wieder in den Fokus.

Aufarbeitung, Gedenken und mündliche Überlieferung über den Kolonialkrieg in Deutsch-Südwestafrika 1904–1907 haben eine längere Tradition und haben mit dem Höhepunkt kolonialpolitischer Erinnerung zur 100-jährigen Wiederkehr der so genannten Schlacht am Waterberg und dem Zeremoniell auf Ohamakari im August 2004 keinesfalls einen Abschluss gefunden. Publikationen im In- und Ausland verschiedener Historikerschulen, öffentliche Diskussion sowie die wiederholte Reparationsforderung von Nachfahren der Kriegsteilnehmer oder auch schlichte Suche nach Fakten, wie es denn eigentlich gewesen sei, rücken das komplexe Thema wiederholt in den Brennpunkt. Aus möglichst exakter Kenntnis aller Epochen der Geschichte muss gerade in Namibia fundiertes Verständnis erwachsen, womit nach konfliktreichen Jahrzehnten eine friedliche Zukunft gestaltet werden kann. Hinrich R. Schneider-Waterberg, Altfarmer, Politiker und Historiker hatte im Anlauf auf das Gedenken 2004 mehrfach Beiträge zur Geschichte des Hererokriegs publiziert, die im November 2005 in erster Auflage unter dem Titel „Der Wahrheit eine Gasse“ erschienen und danach wiederholt vergriffen waren. Nach fünf Auflagen liegt nun die mit einem Teil 2 erweiterte Neuausgabe im Druck vor, worin der Autor erneut unerschlossenes Quellenmaterial zum Hauptthema behandelt, darunter auch aus dem noch nicht veröffentlichten Tagebuch des zumeist verteufelten Schutztruppen-Generals Lothar von Trotha. Sehr hilfreich für die Schilderung und zur geografischen Orientierung der Verhältnisse am Waterberg 1904 sind Lagekarten über Truppenstellungen, Routen vergeblicher Verfolgung und die Fluchtwege verschiedener Herero-Clans nach dem 11. August 1904, die von Prof. Uwe Jäschke vom Kartografischen Institut der Universität Dresden erstellt wurden. Eine neue und exakte ökologische Beschreibung der Omaheke als problematisches Weidegebiet der Ovaherero als Kulisse des Auszugs, bzw. der Flucht von 1904, korrigiert selbst die Wahrnehmung vieler Namibier, die der Bezeichnung „wasserlose Wüste“ bisher nicht widersprochen haben.

Mit dem zweiten Teil erreicht das Buch einen Umfang von 340 Seiten, inklusive einer Literaturauswahl, in der auch Kritiker des Autoren aufgeführt sind, sowie einer Kurzchronologie von 1846 bis 1908, als die Gefangenenlager der Herero aufgelöst wurden. Schon im Band der ersten Auflage, die zum Nachschlagewerk geworden ist, fehlte ein Sachregister, das in der erweiterten Auflage nun besonders vermisst wird. Schneider-Waterberg war nach der ersten Auflage weniger der Sachkritik sondern eher der Verurteilung und Angriffen aus dem Lager „genozidbeseelter“ Historiker und so genannter Experten kolonialer Siedlergemeinschaften aus Übersee ausgesetzt, wie im unterschiedlichen Maße übrigens andere deutschsprachige Namibier oder Publikationen, die sich aus originellem Quellenstudium, aus Vertrautheit mit namibischen Mitbürgern und der Landeskenntnis - und nicht nur aus drittrangiger, eurozentrischer oder marxistisch zensierter Historiographie - eine eigene Geschichtsanschauung bilden und diese offen vertreten.

Als gebürtiger Namibier, mehrsprachig, inklusive Otjiherero, und auf historischem Boden am Waterberg ansässig ist Schneider-Waterberg wie wenige andere gerüstet, Publikationen, Meinungen und Quellen über den Hererokrieg, samt der Nachwehen, zu analysieren, notfalls zu widerlegen oder sinnvoll zu ergänzen. Der Autor steht solide im Lager der Historiker, die ihr Geschichtsbild am ereignisgeschichtlichen Ablauf, an überprüfbaren Fakten und kritisch hinterfragten Quellen herausbilden. Seine entlarvende Auseinandersetzung mit einem viel zitierten Autoren der „ideologie- und genozidbeseelten Historiografie“, dem ehemaligen DDR-Historiker Horst Drechsler, ist packend zu lesen und bildet einen Höhepunkt des zweiten Teils „Der Wahrheit eine Gasse“. Just von Drechsler und aus dem englischen Propagandabuch gegen die deutsche Kolonialverwaltung, „Blue Book“ von 1918, das kürzlich neu verlegt wurde, hat eine ganze Riege von Historikern und Autoren Erfindungen, Halbwahrheiten und vor allem die behagliche Attitüde – „wie herrlich weit haben wir´s gebracht“ – ohne kritische Eigenrecherche oder Überprüfung abgeschrieben und übernommen, weil das die mühevolle Auseinandersetzung mit Fakten wohl erspart und gehegte Vorurteile gefährden würde.

Zu seiner Arbeitsweise schreibt Schneider-Waterberg: „…die ,Anhäufung`der ereignisgeschichtlich nachweisbaren Details des vorliegenden Buches (ist) keine dilettantische Faktenverliebtheit und kein Kreuzzug für einen Revisionismus oder gegen einen ,Völkermord´, sondern soll dem an Namibias kolonialer Vergangenheit interessierten Leser dazu verhelfen, sich mit ideologisch unbefrachteten Tatsachen eine eigene Meinung als Alternative oder Ergänzung zu jeweils Vorgefasstem zu bilden.“ Namibier brauchen Besserwissern nicht hilflos gegenüber zu stehen. Mehrere kultivierte Mythen, gekünstelte Schreckensbilder und numerische Übertreibungen, die teils schon aus dem kaiserlichen Generalstabsbericht über Aufstand und Krieg stammen, die im britischen Blaubuch verdichtet sind, aus Drechslers ideologischem Werk sowie von seinen Nachbetern stammen, lassen sich nach Erscheinen des erweiterten Buches „Der Wahrheit eine Gasse“ nicht aufrecht erhalten. Es sei denn das Lager der „Nachbeter“ hätte neue, vor allem überprüfbare, Belege zu bieten. Bisher sind von dort keine neuen Erkenntnisse gekommen, außer einer süffisant herablassenden, doktrinären Abwehr, als ob das ausreichend wäre, die historiographische Kommandohöhe zu beherrschen. Gerade diese Spannung reizt die Neugier, Schneider-Waterbergs Beitrag als brisanten Geschichtsbeitrag kritisch zu erkunden.

Eberhard Hofmann

Der Wahrheit eine Gasse, Zur Geschichte des Hererokrieges in Deutsch-Südwestafrika 1904 – 1907, Teil 1 & 2, H.R. (Heiner) Schneider-Waterberg. Wissenschaftliche Gesellschaft Swakopmund, Namibia, 2011. ISBN: 978-99945-72-65-6. In Namibia im regulären Buchhandel erhältlich, außerhalb Namibias beim Namibiana Buchdepot (www.namibiana.de).
Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung Windhoek-Namibia, veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Neuauflage: Hinrich R. Schneider-Waterberg über den Hererokrieg in Deutsch-Südwestafrika 1904 -1907.
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