Vier Generationen Redecker in Namibia seit 1866, von Walter Moritz

Vier Generationen Redecker in Namibia seit 1866, von Walter Moritz.

Vier Generationen Redecker in Namibia seit 1866, von Walter Moritz.

In dem Kapitel Farmen nach dem Herero-Aufstand beschreibt Walter Moritz die Arbeit der zweiten Generation der Redecker in Namibia.

Walter Moritz  

Die Deutsche Regierung entschädigte die im Herero-Aufstand von 1904 geschädigten Farmer durch Überlassung von Beutevieh und Geld, sie konnten auf ihre Farmen zurückkehren. Dabei wurden sie angehalten sich gute Häuser zu bauen, da manche bisher nur in Buschhäusern oder Pontoks gewohnt hatten. Auf Omaningerere, später Lievenberg genannt, war bereits 1903 ein Haus von drei Räumen durch einen Daniel Cloete und Herrn Paul Hoppe im Auftrag des Vaters gebaut worden. Es hatte über Balken und Ried ein flaches Lehmdach. Die aufständischen Herero von Otjimbingwe haben, hier durchziehend, vor dem Gefecht am Lievenberg, 1. Februar 1904, gegen Marinetruppen, vieles an Fenstern und Türen demoliert. Man sieht noch heute die Verschanzungen auf der Felskuppe, hinter denen sich die Herero verteidigten, und man fand später auf ihr, mit Klippen und Wellblech bedeckt, zwei Tote. Ein deutscher Marinesoldat wurde am Swakopufer begraben. Während des Gefechtes, das einen Tag gedauert hat, waren die Frauen mit dem Vieh nach Okahandja abgezogen. Dieses unfertige Haus wurde nun 1907 repariert und weiter ausgebaut nach dem Plan von Gottlieb Redecker. Es sollte Fritz Redecker sich nun ganz dem Farmbetrieb widmen. Mit Herrn Hoppe zusammen baute er weiter, ihm das Mauerwerk überlassend, setzte Türen und Fenster ein, Holzfußböden und -decken, und das mit Wellblech gedeckte Dach. Es war noch nicht ganz vollendet, als am 4. Juli 1907 in Otjimbingwe die Hochzeit stattfand. So zog das junge Ehepaar hier ein. Es begann nun eine Zusammenarbeit der beiden Brüder Willy und Fritz Redecker, die bis 1933 fortdauerte. Laut Testament des Vaters übernahmen die beiden Söhne das ganze Farmland, den Viehstock, und die Gebäude in Karibib, mit der Bedingung, die Miterben auszuzahlen. Das Elternhaus auf drei Hektar Grundstück in Otjimbingwe, übernahm die Mutter. Zu den Farmen Lievenberg und Westfalenhof hatte J. W. Redecker im Jahre 1907 die Farm Okandukaseibe, 7441 ha., welche Lievenberg gegenüber lag, von der deutschen Kolonialgesellschaft gekauft, 1 Mark pro Hektar. Bis dahin hatte er diese Farm nur in Pacht gehabt. Nun bestand auch für Willy Redecker die Möglichkeit, die Farm zu beziehen. Man hatte die Farm Omaningerere, Lievenberg genannt, nach dem Berg, der von Dr. Hugo Hahn den Namen erhalten hatte, genannt nach dem baltischen Fürsten Lieven, der seine Mission grosszügig unterstützt hatte. Ihre Grösse betrug 13039 ha.

Ondujatjikende, 14279 ha., wurde Westfalenhof benannt, zur Erinnerung an die deutsche Heimat des Vaters. Auf den Farmen mussten zunächst Wasserstellen erschlossen werden. Die deutsche Regierung schickte Bohrmaschinen aus, die für mäßigen Preis arbeiteten. Vor dem Haus auf Lievenberg hatte der Freiherr von Uslar 1906 eine Wasserstelle erwünschelt. Diese wurde erschlossen und ergab bei 45 Meter Tiefe, 5 cbm die Stunde. Es wurde noch 60 m tiefer gebohrt. Das Wasser stieg bis 13 m von oben und blieb auf dieser Höhe. Fritz Redecker wünschelte ebenfalls. So wurde auf Lievenberg Wasser in derselben Tiefe mit derselben Ergiebigkeit erbohrt. Eine dritte Stelle in der nördlichen Fläche ergab bei 100 m Tiefe nur wenig Wasser. Auf Westfalenhof erschloss man am Noseb 650 l Wasser. Über die Anlagen wird später berichtet. Für das Haus auf Lievenberg hatte man bisher das Wasser auf einem Brunnen am Swakopufer anfahren müssen. Dort war ein Senkbrunnen mit Diaphragmapumpe und Tränkanlage für das Vieh entstanden. Nebenan hatte Fritz Redecker Gartenland angelegt für Gemüsebau und Anbau von Tabak. Das Flussufer hat er befestigt durch Anpflanzen von Eukalyptusbäumen.

Das Wasser wurde mit einer Baggerpumpe gehoben, die durch ein Göpelwerk mit Eseln getrieben wurde. Gemüse, Kartoffeln und Wassermelonen gediehen gut. Sie dienten aber nur dem Haushalt. Der gut fermentierte Tabak, der zu Rollen verflochten verkauft wurde, brachte auf der Landwirtschaftlichen Ausstellung einen ersten Preis. Im Flussbett wurde jedes Jahr, sobald im Mai das Wasser abgelaufen war, Korn gesät. Im Mai wurden die feuchten Strecken gepflügt, nachdem mit dem Ochsenwagen Dünger aufgefahren war, der Weizen gesät und das ganze Kornland mit Buschwerk eingezäunt, zum Schutz gegen das Wild und die Rinder, die in der trockenen Zeit das Grüne suchten. Im Oktober konnte dann die Ernte stattfinden. Es konnte nur mit Sicheln geschnitten werden, da das Korn unregelmässig reifte und wegen der trockenen Halme zuviel Körner ausfallen würden. Der Weizen wurde von den Eingeborenen als Kostausgabe zu jener Zeit höher geschätzt als Reis und Brotmehl.

Die Garben wurden zum Hause gefahren. Hier war aus Lehm eine runde Flur gestampft, eine Tenne, umgeben von einem Mäuerchen aus Bruchsteinen, das an einer Seite einen Eingang hatte. Wenn die Tenne voll Garben war, wurden Ochsen mit grossem Hallo hineingejagt, und darin umhergetrieben; sie zerstampften die Halme zu Spreu, darunter dann das Korn lag. Am Abend, wenn der starke Westwind wehte, wurde mit grossen Schaufeln die Spreu geworfelt und häufte sich hinter der Tenne. In späteren Jahren benutzte man eine kleine Dreschmaschine, die durch ein Göpelwerk getrieben wurde. Eingeborene Frauen reinigten das Korn, indem sie es in Holzmulden schüttelten und Spreu und Sand entfernten. Dies alle erforderte viel Mühe und viele Arbeitskräfte, der Ertrag überstieg nicht sehr die Unkosten, sodass man in späteren Jähen mit Maismehl aus Südafrika die Leute beköstigte.

Auf Westfalenhof konnte ich bei meinem Besuch am 13. Juni 2008 im Swakopfluß die Stellen, wo das Korn gesät wurde, noch sehen. Am Ufer fanden wir die Reste der Tenne, auf der das Korn ausgetreten wurde d.h. man hat das Getreide gleich vor Ort gedroschen. In Wupperthal Südafrika, wo J. W. Redecker damals sich den Landbau angeschaut hatte, wurde zu meiner Zeit (1963-1965) noch das Korn auf der Lehmtenne mit Eseln gedroschen, auch das Worfeln konnte ich auf Langkloof noch erleben. (...)

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Vier Generationen Redecker in Namibia seit 1866, von Walter Moritz

Buchtitel: Vier Generationen Redecker in Namibia seit 1866
Untertitel: Aus Westfälischer Vergangenheit in die namibische Zukunft
Herausgeber: Walter Moritz
Reihe: Aus alten Tagen in Südwest, Band 20
Werther, 2010
ISBN 978-99945-71-63-5
Broschur, 15x21 cm, 124 Seiten, zahlreiche sw-Abbildungen

Moritz, Walter im Namibiana-Buchangebot

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