Katima. Eine Kindheit in Namibia, von Sylvia Schlettwein

Katima. Eine Kindheit in Namibia, von Sylvia Schlettwein. Palmato Publishing. Hamburg, 2021. ISBN 9783946205395 / ISBN 978-3-946205-39-5

Katima. Eine Kindheit in Namibia, von Sylvia Schlettwein. Palmato Publishing. Hamburg, 2021. ISBN 9783946205395 / ISBN 978-3-946205-39-5

Katima. Eine Kindheit in Namibia, von Sylvia Schlettwein. Der folgende Auszug aus dem Kapitel "Die Mission" dreht sich um die Verbreitung der invasiven Wasserpflanze Salvinia Molesta im Sambesi.

Sylvia Schlettwein  

Die Mission

Salvinia Molesta. Wer war diese Frau? Ein bisschen hörte sich ihr Vorname an wie mein eigener, aber der Nachname klang gefährlich. Mein Vater sprach in letzter Zeit oft von ihr, immer wenn er von der Arbeit kam. Langsam kam es mir so vor, als seien wir ihretwegen von Stellenbosch nach Katima gezogen. Sie sei ein großes Problem, sagte mein Vater, überall habe sie sich breit gemacht auf den Flüssen, sie versperre den Mukoros den Weg und zerstöre den Motorbooten die Motoren. Ihretwegen bekämen die Fische keine Luft mehr. Ein „Missionar" habe sie wahrscheinlich mitgebracht und in den Fluss geworfen, sich nichts dabei gedacht und wir hätten jetzt den Salat. „Dürfen wir mal sehen, was du mit Salvinia machst?" fragte ich. Mein Vater grinste und nickte. „Ich nehme euch morgen mit." Am nächsten Morgen blieben Carola und ich nicht wie sonst mit meiner Mutter zu Hause und mein Vater fuhr nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit, sondern wir liefen gemeinsam dorthin. Ein flaches Gebäude auf einer umzäunten Rasenfläche. Ein eigenartiger Eisenturm neben dem Eingangstor. Und viele runde blaue Planschbecken. Was machte Papi hier bloß? Und wo war Salvinia? Ein schwarzer Mann in grünem Overall und weißen Gummistiefeln kam uns lächelnd mit einem Eimer in der Hand entgegen. „Good morning. I am Robert" sagte er. „Good morning" sagten Carola und ich, das hieß „guten Morgen" auf Englisch, eine Sprache, die wir noch nicht so gut konnten. Alle schwarzen Menschen hier in Katima sprachen Englisch mit den weißen Menschen, die wiederum fast alle miteinander Afrikaans sprachen. Das war ganz anders als auf der Farm bei meinen Großeltern oder in Windhoek oder in Stellenbosch, wo wir bisher gelebt hatten: Da sprachen weiße Menschen mit schwarzen Menschen Afrikaans und untereinander sprachen sie ihre eigenen Sprachen. Außer meinem Großvater, Papis Vater, der sprach Nama mit den Farmarbeitern. Englisch von einem weißen Menschen hatte ich in Katima bisher nur von einer großen blonden Frau im Bottie Store gehört. Untereinander sprachen die schwarzen Menschen in Katima eine Sprache, die ich noch nie vorher in meinem Leben gehört hatte, Lozi, wie mir mein Vater erklärt hatte. „These are my daughters, Sylvia and Carola. They want to see what we do here." Das verstanden wir nicht genau, aber es würde schon stimmen, wenn mein Vater es sagte. „Come", sagte Robert und schwenkte den Eimer einladend Richtung Planschbecken. Das verstanden wir. Als wir dann vor einem der Becken standen und endlich hineinsehen konnten, blickten wir auf einen braungrünen Teppich, unter dem Wasser nur zu erahnen war. In dem Becken nebenan trieben größere Stücke des braungrünen Teppichs auf der Wasseroberfläche und in einem weiteren war das Wasser fast unbedeckt, bis auf vereinzelte Teppichfetzen. „Das ist Salvinia, Salvinia Molesta", sagte mein Vater, griff mit seiner Rechten eine Handvoll Teppich aus dem vollkommen bedeckten Becken und hielt sie Carola und mir auf Augenhöhe hin. Salvinia war eine Pflanze, das Braungrüne waren Blätter und Wurzeln. So viel konnten wir erkennen. Ich griff in das Teppichstück auf der Hand meines Vaters und musste gar nicht arg ziehen, bis ich zwei Blätter mit weichen braunen Strähnen, die sich wie nasse, lange Haare anfühlten, in der Hand hielt. Auch die pelzigen Blätter fühlten sich an wie Haare, allerdings nicht wie die langen meiner Mutter, sondern eher wie die kurzen auf meinem Kopf. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Katima. Eine Kindheit in Namibia, von Sylvia Schlettwein.

Titel: Katima
Untertitel: Eine Kindheit in Namibia
Autorin: Sylvia Schlettwein
Genre: Memoiren
Verlag: Palmato Publishing
Hamburg, 2021
ISBN 9783946205395 / ISBN 978-3-946205-39-5
Kartoneinband, 12 x 20 cm, 103 Seiten

Schlettwein, Sylvia im Namibiana-Buchangebot

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