Der 1. Weltkrieg in Deutsch-Südwestafrika 1914-15, Band 4: Der Süden ist verloren, von Historicus Afrikanus
Der verstorbene Verfasser der Reihe 'Der 1. Weltkrieg in Deutsch-Südwestafrika 1914-15', schrieb unter dem Pseudonym 'Historicus Afrikanus'. Dieser vierte Band mit dem Untertitel 'Der Süden ist verloren' erschien 2016 im Glanz und Gloria Verlag.
Historicus Afrikanus Andreas Vogt Bernd Kroemer
[...] Basisentscheidung des Kommandos der Schutztruppe für diese Kampfphase im Süden und Osten war der Versuch, die gesamte Truppe im Norden zusammen zu ziehen, d. h. den Süden des Schutzgebiets komplett zu räumen, und dort im Norden den britisch-burischen Angreifern eine Entscheidungsschlacht zu liefern. Dass der Kommandeur Victor Franke (Major bzw. Oberstleutnant - Beförderung am 24.1.1915 über Funk durch Nauen übermittelt) auch bei dem Kampf um den Norden des Schutzgebiets immer wieder zauderte und davor dann letztlich zurückschreckte, konnte man angesichts seines Verhaltens während der Aufstände 1904 ff. nicht erwarten. Er reagierte nur auf die Angriffe der Unionstruppen und führte sprunghaft und ohne großen Plan. Aber zurück zum teilweise eisenbahngestützten Rückzug berittener Truppen generell: Blättert man in den letzten (vor 1914) vom Großen Generalstab herausgegebenen Bände, damals von Offizieren viel gelesenen Vierteljahreshefte für Truppenführung und Heereskunde so werden Rückzüge (viel zu) wenig behandelt; sie widersprachen zu sehr der bei den meisten Militärs herrschenden Ideologie des nassforschen „immer feste druff. Der Artikel über den „Guerre d'Afrique ... ", z. B., ein französisches Reglement für die Kriegführung in Afrika (1909, S. 475 ff.), widmet von 17 Textseiten dem Rückzug ganze 14 Zeilen. Ähnlich ist das Verhältnis in dem anonym erschienenen Aufsatz: Gefechtsgrundsätze der Feldartillerie (1907, S. 773 ff.) wo von 16 Textseiten dem Rückzug nur 16 Zeilen vorbehalten sind. Der Artikel des Frhrn. v. Maltzahn: Zur Lösung der Pferdefrage in Südwestafrika (1909, S. 40 ff.) befasst sich breit mit dem Transport einer großen Anzahl von Pferden über See, geht aber mit keinem Wort auf die Schwierigkeiten ein, bei einer Seeblockade Truppenpferde auf Rückzugskämpfen in Wüste und Steppe sowie in den Bergen zu füttern und gesund zu halten. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Gleiches gilt übrigens für die improvisierte Herstellung von Landminen und das Unbrauchbarmachen von Eisenbahnstrecken und von Brunnen bzw. Wasserstellen, das nicht systematisch erarbeitet, gelernt, geschweige denn geübt wurde. Viele konkret zu DSWA vor 1914 geschriebene Beiträge in den Vierteljahresheften enthalten im Kern erläuternde und teilweise fortführende Gedanken zu den großen Aufständen dort in den Jahren 1904 ff. - bis hin zum Guerillakampf gegen die Nama in deren letzter Phase. Sie waren für den Krieg mit einem weit überlegenen weißen Gegner teilweise wenig hilfreich bzw. ungeeignet. Die hervorragenden, gebietsangepassten Guerillatechniken der Nama allerdings, die 1914/15 für die Schutztruppe an allen Fronten außerordentlich dienlich gewesen wären, hatte man deutscherseits nach dem Ende des Aufstands im Jahre 1907 (letztlich im Jahre 1909 bzw. sogar 1913) nicht ernsthaft studiert (man fühlte sich den Nama ja weit überlegen, hatte man doch gegen diese Einheimischen gewonnen!), geschweige denn, sich damit vertraut gemacht und sie geübt; so ritt man z. B. Patrouillen „wie immer" und in summa wenig erfolgreich. Seit dem 4. April 1915 war Befehlshaber im Süden der (bereits!) am 14. September 1862 geborene Hauptmann a. D. Bogislav von Kleist, dem Franke unverständlicherweise (wohl auch auf die ebenfalls nicht verständliche entsprechende Empfehlung des Generalstabsoffiziers Hauptmann Rüdiger Weck) die Führung sämtlicher Südverbände anvertraute. B. v. Kleist ist dem Leser bereits im 3. Band begegnet. Er war mit Franke befreundet und trank gerne mit ihm. War er als Etappenkommandeur in Keetmanshoop (ab 8. 8. 1914) noch recht erfolgreich, so war er mit dem Kampfkommando bei den Rückzugsgefechten im Süden weit überfordert. Das zeigte sich z. B. eklatant bei seiner unverantwortlichen Sorglosigkeit bei dem Gefecht bei Gibeon am 27. April 1915, einer Sorglosigkeit, die bei einem Berufsoffizier mit seiner langen Erfahrung nicht nachzuvollziehen ist. Der Autor beschreibt dazu maßvoll und abgewogen wie immer ausführlich Person und Werdegang B. v. Kleists und Ablauf dieses Gefecht, das zu der verlustreichsten deutschen Niederlage in DSWA während des 1. Weltkriegs führte; er führt auch präzise die dem Kommando der Nachhuten unterstehenden Truppenteile auf. B. v. Kleists Ernennung war nicht die einzige Personalfehlentscheidung in diesem Feldzug. [...]
Dies ist ein Auszug aus dem militärgeschichtlichen Werk 'Der 1. Weltkrieg in Deutsch-Südwestafrika 1914-15, Band 4: Der Süden ist verloren' von Historicus Afrikanus.
Titel: Der 1. Weltkrieg in Deutsch-Südwestafrika 1914/15, Band 4
Untertitel: Der Süden ist verloren
Autor: Historicus Afrikanus
Glanz & Gloria Verlag
Windhoek, Namibia 2016
ISBN 9789991690926 / ISBN 978-99916-909-2-6
Broschur, 15 x 21 cm, 146 Seiten, zahlreiche sw-Abbildungen, Kartenskizzen, Register
Afrikanus, Historicus im Namibiana-Buchangebot
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