14.07.2012

Wordweaver neuer Verlag in Namibia

Wordweaver neuer Verlag in Namibia. Bryony van der Merwe hat Wordweaver 2012 gegründet. © Dirk Heinrich

Wordweaver neuer Verlag in Namibia. Bryony van der Merwe hat Wordweaver 2012 gegründet. © Dirk Heinrich

Neugegründeter Verlag Wordweavervin Windhoek bringt seine ersten drei Namibia-Bücher heraus.

Im Windhoeker Stadtteil Suiderhof. hat der neugegründete Verlag Wordweaver seinen Sitz. In einem Zimmer im hinteren Teil des Hauses sitzt Bryony van der Merwe an einem großen Schreibtisch. Davor lehnt ein etwa ein Meter hohes Holzschild mit dem eingravierten Schriftzug des neugegründeten Verlags: Wordweaver. Die junge Frau wirkt energiegeladen und entschlossen – sie hat Wordweaver gegründet und ist die treibende Kraft hinter dem Projekt: Sie ist Verlegerin, Lektorin, Setzerin, Marketing- und Vertriebsexpertin in einem. Im Regal stapeln sich Bücher: die druckfrischen Auflagen der drei ersten Bücher im Programm des Verlags, der Gedichtband „Hakahana“ von Hugh Ellis, die Kurzgeschichtensammlung „Bullies, Beasts and Beauties“ von Sylvia Schlettwein und Isabella Morris sowie der Roman „Dante International“ von Sharon Kasanda. „Im März habe ich beschlossen, den Verlag zu gründen. Es mangelte an Publikationsmöglichkeiten in Namibia. Auf diesen Mangel wollte ich reagieren“, erklärt van der Merwe. Seit über zehn Jahren ist sie publizistisch in Namibia tätig – als Autorin kennt sie die Schwierigkeiten, eigene Texte im Land zu publizieren. Nach ihrem Entschluss ging alles sehr schnell: Bryony van der Merwe schaltete Anzeigen mit dem Aufruf, Manuskripte einzureichen. Der Rücklauf war überwältigend: Binnen kürzester Zeit lagen ihr viele überzeugende Manuskripte vor. Eines davon stammte von der deutschsprachigen Sylvia Schlettwein. Sie reichte das Manuskript zu einem Kurzgeschichtenband ein, den sie gemeinsam mit der südafrikanischen Autorin Isabella Morris verfasst hat: „Bullies, Beasts and Beauties“. „Bereits zwei Wochen später sprachen wir über den Zeitplan.“ Zuvor hatten die beiden Autorinnen lange nach einem Verlag gesucht, sowohl in Südafrika als auch in England – und standen kurz davor, das Buch im Selbstverlag zu veröffentlichen. Für das Projekt haben beide Autorinnen je neun Kurzgeschichten geschrieben.

Für sie ist die Gründung von „Wordweaver“ ein Glücksfall – und ein Meilenstein. Aus ihrer Sicht entsteht mit dem Verlag eine eigenständige namibische Literatur. „Früher stand ich vor der Frage: Wie erreiche ich Leser?“ Diese Frage ist mit dem neugegründeten Verlag Wordweaver beantwortet. Dass ihr Kurzgeschichtenband auf Englisch erschienen ist, war für Schlettwein auch eine „Marktentscheidung“: Sie wollte möglichst viele Leser erreichen. In absehbarer Zeit möchte die Sprachenlehrerin für Deutsch, Englisch, Afrikaans und Französisch ihre Texte aber auch auf Deutsch publizieren. Hugh Ellis, ihr Kollege im Verlag, hat soeben den Gedichtband „Hakahana“ veröffentlicht: eine Sammlung von Gedichten, die er auf van der Merwes Aufruf einreichte. „In meinen Texten geht es oft um die Erfahrung eines Individuums in der Gesellschaft“, sagt der frühere Journalist und heutige Dozent an der Polytechnic of Namibia in Windhoek.

Die Texte werden ihr Publikum finden, da ist sich die Verlegerin sicher: „Namibier, Touristen, Jeder, der liest“ – so beschreibt sie die Zielgruppe. Zurzeit erschließt sie die Vertriebswege: An Buchhandlungen im ganzen Land hat sie die Bücher geschickt, in vielen sind diese mittlerweile zu kaufen, auch das Namibia Wildlife Resorts bietet die Bücher an. In Deutschland werden die Namibia-Bücher beim Namibiana Buchdepot auf Lager sein. Van der Merwe schätzt, dass sie innerhalb der nächsten fünf Jahre kein Geld mit dem Verlag verdienen wird. Doch das schreckt sie nicht ab: „Ich nehme das Risiko in Kauf, weil ich mich für den Verlag entschieden habe. Ich bin jung und voller Energie“, sagt sie enthusiastisch. Die ursprüngliche Absicht, fünf Bücher im Jahr zu veröffentlichen, war rasch über den Haufen geworfen: Bereits die neunte Veröffentlichung ist geplant – und das im ersten Jahr des Bestehens von „Wordweaver“.

Darunter sind auch Sachbücher, etwa der „Beginners Guide to Aging“ und „Namibia in Brief“, sowie zwei Kinderbücher. „Das wichtigste ist, dass mir die Texte gefallen“ – ob Belletristik, Sach- oder Kinderbuch sei zweitrangig, sagt van der Merwe. Neue Einreichungen nimmt sie erst wieder im März 2013 entgegen. Weitere Ideen für ihren Verlag hat van der Merwe bereits: Bei „Wordweaver“ sollen neben englischsprachigen Büchern auch deutschsprachige Titel erscheinen. Außerdem möchte sie auf lange Sicht die Bücher auch als E-Books anbieten. Zunächst aber möchte sie die Bücher nur in gedruckter Fassung veröffentlichen. Die nächste Gelegenheit, den Verlag und seine Autoren kennenzulernen, bietet sich bei der Buchpräsentation von „Bullies, Beasts and Beauties“ von Sylvia Schlettwein und Isabella Morris am Samstag, 21. Juli um 17.30 Uhr, in der Swakopmunder Buchhandlung.

Carola Gruber

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung Windhoek-Namibia, veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Wordweaver neuer Verlag in Namibia.

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