23.05.2012

Sterne über Namibia

Namibia bietet für Astronomen und Sternengucker ideale Bedingungen. Hier der Astronom Dr. Ansgar Gaedke.

Namibia bietet für Astronomen und Sternengucker ideale Bedingungen. Hier der Astronom Dr. Ansgar Gaedke. © Hannelore Krikkis

Namibia bietet für Astronomen und Sternengucker ideale Bedingungen.

Für den Astronomen Dr. Ansgar Gaedke, der in Jena Physik studierte, drei Jahre in Hamburg Bergedorf an der Sternwarte arbeitete und seit 2004 regelmäßig seinen Urlaub in Namibia verbringt, hängt der Himmel nicht voller Geigen, sondern voller Sterne. Seit 2008 lebt und arbeitet er hierzulande. Seit über einem Jahr wohnt der Astronom Dr. Ansgar Gaedke mit seiner Frau Lynette in Swakopmund. Beide haben sich darauf spezialisiert, interessierten Menschen mit Hilfe von Teleskopen und fachkundigen Erklärungen die Sterne näher zu bringen. Dafür haben sie sich in der Wüste, etwa 40 km außerhalb von Swakopmund, einen geeigneten Platz ausgesucht, der die Teilnehmer auch durch die Stille beeindruckt. Da meine Frau sich schon länger für Sterne und Sternbilder interessiert, nahmen wir kürzlich an einer solchen „Führung“ teil und stellten fest: Ohne Teleskop hätten wir halb so viel Freude daran gehabt. Und: Seit diesem Abend betrachten wir den Sternenhimmel mit ganz anderen Augen. Wir sind auf der Pad in Richtung unserer „Sternwarte“. Erste Bekanntschaft machen wir mit einem kleinen Teleskop knapp 15 Kilometer von Swakopmund entfernt bei einem Halt anlässlich des beginnenden Sonnenuntergangs. Durch einen speziellen Filter geschützt, können wir die Sonne betrachten und dabei eine Gasexplosion bestaunen sowie einen Sonnenfleck erkennen. Weiter geht die Fahrt zu unserem Ziel. Dort nimmt Lynette meine Frau mit zu einem kleinen Spaziergang in die Wüste und macht sie auf verschiedene Pflanzen aufmerksam, die meine Frau fotografiert, um mich anschließend auch an den Entdeckungen teilhaben zu lassen. „Kennst du diese Pflanze?“ Für mich sieht das wie kleine Würste aus. Ich lasse mich belehren: „Die wird laut Lynette auch Hundedung genannt – angesichts der Form ein passender Name.“ Übrigens: Lynette, begeisterte Hobby-Astronomin, leitet diese „Sternführungen“ zusammen mit ihrem Mann, den sie bei einem „Südsternfreundestreffen“, das einmal jährlich an unterschiedlichen Orten in Namibia stattfindet, kennen lernte.

Zurück zu unserer Sternstunde – einige Zeit später: Dr. Ansgar Gaedkes Vorbereitungen an dem idyllischen Plätzchen sind abgeschlossen, das große Teleskop zusammengebaut, am richtigen Platz postiert, die ersten einführenden Worten gesagt. Wir warten gespannt darauf, was folgen soll. Schnell begreifen wir: Hier wird bald der Himmel nicht voller Geigen aber voller tausender, ja Millionen von Sternen hängen. Während wir uns noch an dem schönen Sonnenuntergang erfreuen, erblicken wir im Westen den ersten Stern. Na, welcher kann das denn sein? Natürlich die Venus, auch als Abend- oder Morgenstern bekannt. Inzwischen ist wieder eine Stunde vergangen, wir können kaum noch unsere Hand vor dem Auge sehen, aber sehen immer mehr Sterne am Nachthimmel und lassen uns vom Anblick der Milchstraße beeindrucken. Dr. Gaedke macht uns nach einem Blick durchs Teleskop aufmerksam: „Bei einigen Sternen kann man auch manchmal Farben erkennen.“ Und dann höre ich beim Anblick des „Juwelenkästchens“ – einem Sternenhaufen – die begeisterte Stimme meiner Frau: „Jetzt erkenne ich es ganz genau, etwas Rötliches und Bläuliches, ins Grünliche übergehend; schau dir das an, unfassbar.“ Ich will es nicht glauben und mir das auch nicht entgehen lassen: Sterne in mehreren Farben, noch nie davon gehört, geschweige denn gesehen. Hier im Mai 2012 die „Sternstunde“.

Dr. Gaedke spricht dann von Nachbargalaxien, von Sternhaufen, die nur als verwaschenes Fleckchen erscheinen, und von den unterschiedlichen Entfernungen der Sterne von der Erde, die große, weit entfernte Sterne für uns klein erscheinen lassen. Und dann wird es noch mal so richtig spannend. Der Astronom richtet das Teleskop auf den Saturn und da war auch für uns ganz klar ein „Ring“ um den Planten zu erkennen. Mit einem Laserstrahler weist uns Dr. Gaedke die Richtung zu vielen bekannten Sternbildern, wie Orion, Großer Bär, Kreuz des Südens und – besonders eindrucksvoll zu dieser Jahreszeit – der Skorpion. Vieles haben wir erfahren über Galaxien, Lichtjahre, Kugelstern- und offene Sternhaufen, über die Magellansche Wolke. Und dann kommen wir noch auf viele Mythen der Griechen und aus der früheren Seefahrt zu sprechen, denn daher stammen viele Namen von Sternbildern. Wir ziehen nach diesem spannenden Abend das Fazit: Astronomie bleibt immer etwas Faszinierendes, funkelnde Sterne am Abendhimmel ein ewiges Geheimnis. Aber wer liebt ihn nicht: Den Himmel voller Geigen – halt diesmal voller Sterne.

Heinz Krikkis

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung Windhoek-Namibia, veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Sterne über Namibia.

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