Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste (S.W.A. Wissenschaftliche Gesellschaft), von Henno Martin

Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste, von Henno Martin. S.W.A. Wissenschaftliche Gesellschaft. Windhoek, Südwestafrika 1970

Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste, von Henno Martin. S.W.A. Wissenschaftliche Gesellschaft. Windhoek, Südwestafrika 1970

Die Neuausgabe von Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste, 1970 im Verlag der S.W.A. Wissenschaftlichen Gesellschaft erschienen, wurde um ein Vorwort des Verfassers, Dr. Henno Martin, und eine Abbildung erweitert.

Henno Martin  

Bienenjagd

Im Morgengrauen galt unsere erste Sorge dem Biltong. Es war noch zu naß, um der Tageswärme und dem Angriff von Fliegen standzuhalten. Wir packten es deshalb wieder in die Haut und hängten dafür das Rauchfleisch an Haken in unserem Räucherwinkel auf. Es sah appetitlich rotgepökelt aus. Mit besonderer Liebe behandelten wir die große Zunge; wir hingen sie in den hintersten Winkel, wo sie den meisten Rauch abbekommen würde. Leider wußten wir nicht, wie lange wir räuchern sollten. Auf den heimatlichen Bauernhöfen im Schwarzwald hingen Schinken und Speckseiten während des ganzen Winters im Rauch, dagegen glaubte Hermann sich zu erinnern, daß man beim Metzger einen Schinken in zwei bis drei Tagen geräuchert bekam. Nun, wir wollten es mit zwei Tagen versuchen. Unsere Gespräche drehten sich in dieser Zeit weiterhin vor allem um das Essen. Den akuten Hunger hatten wir zwar einstweilen überwunden, aber es fiel uns mittlerweile doch recht schwer, nur von Fleisch zu leben. Mittags gab es jetzt immer gewaltige Steaks von den Rückenstücken, die jede Nacht zum Auskühlen aufgehängt wurden. Tagsüber wickelten wir sie in die Schlafsäcke, da blieben sie kalt bis zum Abend. Zum Frühstück aßen wir auch weiterhin Mehlbrei mit einem Teelöffel Zucker und einem Teelöffel Jam; dazu tranken wir einen Becher Kaffee. Abends kochten wir uns ein paar Makkaroni oder erlaubten uns etwas Reis zu unserem Fleischgericht. Das war an sich eine ausreichende Ernährung, aber wir empfanden allmählich doch großes Verlangen nach Früchten oder Süßigkeiten. Eines Abends sagte Hermann: »Wir müßten ein Bienennest mit Honig finden.« Es gab zweifellos noch Bienen irgendwo in der Umgebung. Sie tranken an den Wasserkolken und besuchten die kleinen Steinbrechpolster, die hier und da zwischen grauem Geröll auf dem Boden des Canyons blühten. Aber in welcher der unzähligen Felsspalten sollten wir ein Nest suchen? Wir fragten uns, auf welche Weise wohl die Eingeborenen nach Bienennestern suchten. Wir wußten, daß sie die Flugrichtung der Bienen beobachteten und das Nest schließlich dort fanden, wo die Fluglinien zusammenstießen. Diese Methode erforderte sicherlich ein großes Maß an Geduld, aber Zeit hatten wir schließlich unbeschränkt. Und so setzte ich mich denn, während Hermann das Räucherfeuer hütete, neben ein Blütenpolster in den heißen Sand und beobachtete die Bienen. Ich sah ziemlich viele. Sobald es mir gelungen war, eine Hauptflugrichtung festzustellen, markierte ich sie durch einen langen Strich im Sand. Dann begab ich mich zu den nächsten Blüten. Mir wurde bald klar, daß die meisten Bienen talaufwärts flogen. Also ging ich an die hundert Meter in dieser Richtung und wiederholte dort das Manöver an einem Wasserkolk. Langsam manövrierte ich mich weiter vor. Die Sache ließ sich ganz vielversprechend an. Am Nachmittag lösten wir uns dann ab. Hermann versuchte Otto für die Bienenjagd zu interessieren; er meinte, der Hund müsse eine Honigflugstraße riechen können. Aber Otto wollte nichts von den Bienen wissen. Er hatte als kleiner Hund ein paarmal versucht, mit Bienen zu spielen. Seit dieser Zeit wußte er, daß Bienen sich schlecht als Spielzeug eignen, und strafte sie mit Verachtung. Immerhin, bis zum Abend hatte Hermann die Flugrichtung bis an die nächste Canyonecke verfolgt. Aber da flogen die Bienen so hoch, daß man sie nicht mehr sehen konnte. Ich versuchte es deshalb am nächsten Tag ein gutes Stück oberhalb und stellte fest, daß die meisten Bienen von hier aus talwärts flogen. In der Nähe der Canyonecke verlor ich sie wieder aus den Augen. Also mußte sich das Nest irgendwo im oberen Teil der Wände befinden. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste (S.W.A. Wissenschaftliche Gesellschaft), von Henno Martin.

Titel: Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste
Autor: Henno Martin
Verlag: S.W.A. Wissenschaftliche Gesellschaft
Windhoek, Südwestafrika 1970
Original-Leinenband, Original-Schutzumschlag, 16 x 23 cm, 243 Seiten, 34 sw-Abbildungen, 2 Karten

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