Kaffernland, von Hans Grimm

Kaffernland, von Hans Grimm.

Kaffernland, von Hans Grimm.

Der dramatische Roman Kaffernland von Hans Grimm beschreibt die Geschichte Südafrikas bis zum Eintreffen der deutschen Militärsiedler.

Hans Grimm  

Es ist ein Geruch in der Luft wie von offenen Feuern. Es hört sich an, als läge Vieh in umfriedeten Ställen behaglich brummend und wiederkauend. Es tönen Stimmen über das Tal von Hügelrand zu Hügelrand. Menschliche Wesen rufen einander zu, es ist kein Schreien, es ist wie ein Singen in fremden Lauten. Und das Holz bewegt sich, und Hunde geben Hals, und Mbabale, der äsende Buschbock, erschrickt auf der Blöße und bellt hart ein-, zwei-, dreimal und wird flüchtig. Aber die schwarzen Jäger mit dem Assegai in der Hand sind auf dem Wege zu ihren Wohnungen, denn es will Abend werden, und Tebesa, die Nachtschwalbe, läßt fortwährend die erste Strophe ihres Liedes ertönen. Und da sind die Hütten, kreisrund und aus starken Ruten geflochten und mit Lehm verschmiert und mit dem verständig gearbeiteten Grasdach, und da ruht das Vieh in den mit Dornenästen geschützten Kraalen, und da kauern die farbigen Menschen, die Männer, die Frauen und Kinder um die Feuer und essen. Tebesa, die Nachtschwalbe, beginnt die zweite Strophe. Der Mond kommt herauf. Kuppe nach Kuppe überwandert sein Licht und den waldbewachsenen Gebirgszug und die weiten Grasländer mit den blühenden Mimosen, mit den Termitenbauten und den unruhigen Kiebitzen. Glitzernd ziehen schmale Wasserläufe durch dunkle Klüfte und tief eingeschnittene Senkungen zur See, bis ihnen unfern der Küste das flutende Meerwasser entgegenströmt und zwischen steilen weißen Felsen sie weitet zu Flüssen. Es scheint reich dies Land in seiner strahlenden Helle und im Dufte seiner wilden Blüten. Wo aber sind Zeichen der Arbeit? Läßt das Licht eine Straße erkennen? Enthüllt es gerade Pflugfurchen oder ausgebreitete Felder mit wogendem Mais und Korn, oder wohlabgeteilte Koppeln, oder sorgsame Gärten mit Blumen und Nutzpflanzen und Bienen? Wo ist die Arbeit, die wehrt und wartet und pflegt? Wo nimmt hier ein Mensch und gibt zugleich, daß sein Nehmen kein Rauben sei? Nirgends sind Zeichen solcher Arbeit, nirgends, so hoch der Mond steigt und so schnell sein Licht herumwandert. Und weit ist das Land: fast verschwinden die Hütten und Hüttendörfer mit ihren Feuern und Kraalen und runden Maisflecken vor der Breite der Wildnis zwischen ihnen. Mögen sie jagen, die schwarzen Jäger, Mbabale, den Buschbock, und das andere Getier des dichten Busches, den geschmeidigen mörderischen Leoparden, das königliche Wild der Häuptlinge, nicht zu vergessen, mögen sie schlagen jede Schlange auf ihren Pfaden, groß genug blieb die wilde Ungestörtheit. Und sind sie nicht selbst der Ungestörtheit froh, jene schwarzen Leute in ihren zerstreuten Wohnungen? Klatschen sie jetzt nicht in die Hände an den Feuern in gemessenem Takte und murmeln sie nicht eine Tanzweise und reden sie nicht eifrig von den Neuigkeiten des Tages und scherzen sie nicht? Ist dies nicht ein Bild ihrer Freude und des Friedens? Aber wer von ferne siehet mit Menschenaugen, überschaut leichtlich die Not. Im Verborgenen fällt die Schlange ihr Opfer an; im Verborgenen mordet ein Tier das andere; die Toten sind stille, und die Totwunden, denen Kraft blieb zur Flucht, suchen den Schatten. Wie heißt jener weiße Felsen mit dem steilen Hang dort über dem Flusse und unfern dem Meere? Fels der Zauberer nennen ihn die schwarzen Hüttenbewohner. Warum scheuen sie ihn bei Nacht? Warum meiden die streifenden, den Klippdachs haschenden Knaben seinen Fuß? [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Roman: Kaffernland, von Hans Grimm.

Buchtitel: Kaffernland
Autor: Hans Grimm
Verlag: Klosterhaus-Verlag
Lippoldsberg, 1961
Original-Leinenband, Original-Schutzumschlag, 13x20 cm, 271 Seiten

Grimm, Hans im Namibiana-Buchangebot

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