Winterregen in Deutsch-Südwest-Afrika, von Leo Waibel

Winterregen in Deutsch-Südwest-Afrika, von Leo Waibel. Hamburgische Universität. Abhandlungen aus dem Gebiet der Auslandskunde: Reihe C. Naturwissenschaften, Band 4, Hamburg 1922.

Winterregen in Deutsch-Südwest-Afrika, von Leo Waibel. Hamburgische Universität. Abhandlungen aus dem Gebiet der Auslandskunde: Reihe C. Naturwissenschaften, Band 4, Hamburg 1922.

Winterregen in Deutsch-Südwest-Afrika, von Leo Waibel. Verteilungskarte der Niederschlagsmengen.

Winterregen in Deutsch-Südwest-Afrika, von Leo Waibel. Verteilungskarte der Niederschlagsmengen.

Als Ordinarius für Geographie an der Universität Kiel legte Dr. Leo Waibel 1922 seine Habilitationsschrift, Winterregen in Deutsch-Südwest-Afrika: Eine Schilderung der Klimatischen Beziehungen zwischen atlantischem Ozean und Binnenland, vor.

Leo Waibel  

A. Einleitung

An der Küste Südwestafrikas führt die aus polaren Breiten und aus der Tiefe stammende Benguela-Strömung kaltes Meerwasser und kalte Luft, nässende Nebel und tief hängende Wolken, Pinguine und Albatrosse bis über den Wendekreis des Steinbockes hinein in die Tropen. Eine richtige „Kaltwasserinsel", wie Gerhard Schott sich ausdrückt, lagert hier mit ihren polaren Bewohnern vor einer tropischen Küste. Aber nicht nur Meer und Küste, auch das angrenzende Festland wird klimatisch durch diese Kaltwasserinsel beeinflußt und erhält in mancher Beziehung ganz anomale Verhältnisse. Obwohl das Land binnenwärts ansteigt, am Hochlandsrande bis zu Höhen von fast 2000 m, oben auf den zentralen Hochflächen bis zu 1200 m etwa, so nimmt die Temperatur von der Küste ab landeinwärts mit steigender Höhe nicht etwa ab, sondern stetig zu! Dies ist eine Folge der kalten Meeresströmung, die der südwestafrikanischen Küste eine thermische Anomalie von -5 bis - 6 Grad bringt, das heißt eine Temperatur, die um diesen Betrag kälter ist, als es der Breitenlage eigentlich entspricht. Verhängnisvoller wird eine andere Wirkung der kalten Meeresströmung für das Binnenland: Das kalte Wasser bringt die Feuchtigkeit der Seewinde schon auf dem Meere zur Kondensation, auf dem warmen Lande werden sie dann erhitzt, entfernen sich also vom Taupunkt, und es kann nicht regnen. Sehr wesentlich allerdings ist hierbei, daß diese Winde ebenfalls von höheren Breiten kommen, als eine Art Passat aufzufassen sind und an sich schon zur Trockenheit neigen. Obwohl hier die Küste und das benachbarte Binnenland das ganze Jahr hindurch vom feuchten Meere herströmende Winde erhalten, so ist doch das Festland bis auf 100 und mehr Kilometer Entfernung von der Küste im Norden fast ganz regenlos, im Süden sehr arm an Niederschlägen. Also eine neue Anomalie im Klima Südwestafrikas! Doch sie geht über den Wert einer wissenschaftlichen Kuriosität hinaus. Das ganze Natur- und Wirtschaftsleben des Landes ist durch diese negative Regenanomalie im hohen Grade ungünstig beeinflußt. Ein zweites Natal mit Monsunwäldern und tropischen Kulturen wäre an Stelle der kahlen Küstenwüste, wenn Südwestafrika statt der kalten eine warme Meeresströmung hätte. So ist das Meer, das allsegnende und befruchtende, in diesem Fall das unheilvolle Schicksal für ein ganzes Land! Dem vielen Schlimmen, das der atlantische Ozean über Südwestafrika bringt, ist das wenige Gute gar nicht vergleichbar, auch nicht, wenn wir die Diamanten von Lüderitzbucht als ein Geschenk des Meeres auffassen wollen. Die Küste erhält ja weiterhin durch den Seeverkehr naturgemäßen Vorteil, und der große Reichtum des kalten, reinen Meerwassers an nutzbaren Fischen wird eines Tages sicherlich ausgenützt werden. Aber für das Binnenland fallen nur wenige Brosamen vom reichen Tisch des Meeres ab. Die nässenden Nebel, die Tage und Wochen lang draußen auf der See liegen und den Schiffsverkehr so sehr hemmen, reichen mitunter über den Küstenstrich hinüber und bringen Tau und Nebelniederschläge dem glühend heißen Land. Oft auch steigen die Nebel empor, verdichten sich zu einer geschlossenen Wolkenmasse und werden durch die Seewinde weit in das Land hinein geführt. Am Hochlandsrande, in den Bergen der Namib und im südlichen Namalande werden diese Wolken öfters, besonders im Winter, zur Kondensation gezwungen, und das südwestafrikanischa Binnenland erhält dann Regen vom atlantischen Ozean her. Fast möchte man sagen: Eine neue Anomalie! Diese Winterregen, die der normalen atmosphärischen Zirkulation des übrigen Südwestafrika so sehr entgegengesetzt sind, erreichen im südlichen Namaland oft recht erhebliche Stärke, wie die meteorologischen Beobachtungen der letzten Jahre zeigen; sie sind mitunter für die Natur und Wirtschaft dieser Gebiete ein großer Segen und viel weiter verbreitet nach Norden und von viel größerer Bedeutung auch für Deutsch-Südwestafrika, als man bisher annahm. Ihnen soll vorliegende Untersuchung in der Hauptsache gelten. Aber diese Winterregen sind nur ein Teil, gewissermaßen eine Fazies, einer viel allgemeineren Erscheinung: der klimatischen Beziehungen zwischen Meer und Festland überhaupt. Um die Winterregen richtig verstehen zu können, müssen wir erst die sie bedingenden allgemeineren, primären Faktoren wie Luftdruck, Wind etc. kennen lernen. Und. diese wiederum lassen sich nicht für den Winter getrennt behandeln, sondern wir müssen zum Vergleich und zum Verständnis unbedingt auch die Verhältnisse des Sommers heranziehen. Daraus ergibt sich der Plan für die vorliegende Arbeit. In einem einleitenden Kapitel werden wir gewissermaßen die Voraussetzungen schildern, unter denen die hier zu behandelnden klimatischen Ereignisse sich abspielen. (...)

Dies ist ein Auszug aus der Habilitationsschrift: Winterregen in Deutsch-Südwest-Afrika, von Leo Waibel.

Titel: Winterregen in Deutsch-Südwest-Afrika
Untertitel: Eine Schilderung der Klimatischen Beziehungen zwischen atlantischem Ozean und Binnenland
Autor: Leo Waibel
Herausgeber: Hamburgische Universität
Abhandlungen aus dem Gebiet der Auslandskunde
Reihe C. Naturwissenschaften, Band 4
Hamburg, 1922
Leineneinband neuerer Zeit mit Rückenprägung, 19x28 cm, 112 Seiten, 6 Faltkarten

Waibel, Leo im Namibiana-Buchangebot

Winterregen in Deutsch-Südwest-Afrika

Winterregen in Deutsch-Südwest-Afrika

Winterregen in Deutsch-Südwest-Afrika ist die lesenswerte Habilitationsschrift Dr. Leo Waibels von 1922.

Weitere Buchempfehlungen

Wilde Natur in Namibia

Wilde Natur in Namibia

Wilde Natur in Namibia: ein Bestimmungshandbuch für Säugetiere, Vögel, Reptilien, Wirbellose, Flora und Flechten in Namibia.

Naturally nourishing Namibia

Naturally nourishing Namibia

Cookbook Naturally nourishing Namibia contains 50 recipes, based on fruit, vegetables, fish, mopane worms, chicken, legumes, whole grain, plus 10 healthy drinks.

Kochen in Namibia

Kochen in Namibia

Kochen in Namibia bietet 200 Rezepte für deftige, pikante und süße Gerichte, Gebäcke und Desserts.

Namibias faszinierende Geologie

Namibias faszinierende Geologie

Dieses faszinierende Reisehandbuch beschreibt die Geologie Namibias und derern Erscheinungen und Sehenswürdigkeiten.

Gespräch mit der Erde. Welt- und Lebensfahrt eines Geologen

Gespräch mit der Erde. Welt- und Lebensfahrt eines Geologen

Gespräch mit der Erde ist berühmt für seine einzigartige, fast prosaische Beschreibung geologischer Erscheinungen und der Welt- und Lebensfahrt des Geologen Hans Cloos.

Snakes and other Reptiles of Zambia and Malawi

Snakes and other Reptiles of Zambia and Malawi

Snakes and other Reptiles of Zambia and Malawi is a comprehensive field guide, the first of its kind for the region.

Fynbos (Pocket Guide)

Fynbos (Pocket Guide)

Fynbos,Pocket Guide,9781775846956,978-1-77-584695-6

Namibia. Zauberwelt edler Steine und Kristalle

Namibia. Zauberwelt edler Steine und Kristalle

Namibia. Zauberwelt edler Steine und Kristalle ist ein praktischer geologischer Ratgeber zum Entdecken, Bestimmen und Sammeln in Namibia.

Geographische Landschaften Südwestafrikas

Geographische Landschaften Südwestafrikas

Geographische Landschaften Südwestafrikas war eine bedeutende und umfassende geowissenschaftliche geowissenschaftliche und ortkundliche Arbeit.