Meine Kriegserlebnisse in Deutsch-Südwestafrika, von Walter von Damm
Aus der Einleitung von Ulrich Kloos zur Neuauflage von: Meine Kriegserlebnisse in Deutsch-Südwestafrika, von Walter von Damm.
Die „Kriegserlebnisse in Deutsch-Südwestafrika" gehörten 1907 - dem Jahr der „Hottentottenwahlen" - zu den erfolgreichsten Veröffentlichungen zum Herero- und Nama-Krieg, wie ihre vier Auflagen mit 140.000 Exemplaren zeigen. In der modernen wissenschaftlichen Literatur taucht das Werk zwar pflichtschuldigst in den Literaturlisten auf, bleibt aber ansonsten unberücksichtigt. Die einzige mir bislang bekannte Ausnahme ist Medardus Brehl, Vernichtung der Hereros, 109 ff, der es auf S. 115 u.a. zusammen mit Gustav Frenssens Roman „Peter Moors Fahrt nach Südwest. Ein Feldzugsbericht" auflistet, also zu den eher fiktionalen Werken rechnet. Dies ist nun eine Fehleinschätzung: Wie der Name des „Offiziers der Schutztruppe" des Originaltitels ermittelt wurde, soll im folgenden kurz gezeigt werden. Der namenlose Veteran der Einigungskriege, der angebliche Herausgeber des Tagebuches, kann nach meiner Auffassung ebenfalls eine real existierende Person sein, für die ein plausibler Kandidat vorgestellt werden soll.
Der Verfasser des Tagebuches
Am Abend des 25.09.04 traf der Tagebuchschreiber mit seinem Zug von Reitern der Schutztruppe in einer namentlich nicht genannten Etappenstation ein, in der sich auch ein Feldlazarett mit vielen Typhuskranken befand (S. 66). Er hielt sich dort bis zum 16.10.04 auf (S. 70) - mit einer Unterbrechung vom 28.09. bis 3.10.04. Zum Sonntag, dem 9.10.04, enthält das Tagebuch den Eintrag: „Unser Feldprediger, Divisionspfarrer Max Schmidt, kommt, um einen feierlichen Gottesdienst abzuhalten." (S. 69). Diese Angabe liefert eine Verbindung zu den recht ausführlichen Kriegserinnerungen von Max Schmidt. In dessen Buch „Aus unserem Kriegsleben in Südwestafrika. Erlebnisse und Erfahrungen" wird der Gottesdienst am 9.10.04 auf S. 60 tatsächlich erwähnt: „9 V.[ormittag] Feldgottesdienst, (Regimentsstab 1. Rgts., Besatzung, Etappe und was an Kolonnen u. dgl. vorübergehend hier ist)." Schmidt hielt diesen Gottesdienst in der Etappenstation Otjimbinde ab. Er war dort bereits vor einigen Tagen eingetroffen, um die Kranken des Feldlazaretts II zu betreuen. Zu seiner Ankunft am 4.10.04 schreibt er auf S. 57: „Nach Otjimbinde kamen wir noch gerade vor sinkender Nacht. Der Etappenkommandant war Leutn. B., der Führer des hier liegenden Zuges von der 2. Komp. 2. Rgts. Leutn. v. D.". Der Etappenkommandant ist nun ein Leutnant Alfred Boehm, seit 1926 Alfred Boehm-Tettelbach (1878-1962), wie Einträge in den Kriegstagebüchern von Franz Ritter von Epp - herausgegeben von Andreas E. Eckl, „S 'ist ein übles Land..." - und von Lt. Erich von Gilsa zeigen - letzteres wurde von Peter Spätling unter dem Titel „Auf nach Südwest..." veröffentlicht. Bei Epp heißt es unter dem 15. 10.04: „Über Okavita nach Otjimbinde. Etappen Lt. Böhm Prov. Depot." Bei von Gilsa erfährt man mehr: "Am 23.10. früh kam ich in meinem Endziel, der Etappe Otjimbinde an. Ich ließ meine Wagen abladen und begab mich sodann zum Frühstück zum Etappenkommandaten, einem sehr netten Leutnant Boehm vom Seebataillon." Schmidts „Leutn. v. D." lässt sich durch die Kriegsgliederung des Generalstabswerkes, S. 220 zweifelsfrei als ein Leutnant von Damm identifizieren, einer der vier jungen Leutnants der 2. Kompanie des 2. Feldregiments: Der erste Zug der 2. Kompanie wurde von dem Leutnant Mathias von Ameln geführt, der bereits Kriegserfahrung in China gesammelt hatte. Am 2.08.04 hatte er im Vorpostengefecht von Okateitei von Damm das Leben gerettet (vgl. Tagebuchtext S. 65 zum 23.09.04); nach seiner Typhuserkrankung im September 1904 wurde er im Januar 1905 „krankheitshalber" nach Deutschland eingeschifft und ging am 16.2.05 in Hamburg wieder an Land. Er sollte am 13.11.14 als Hauptmann bei Dixmuiden im Lazarett sterben. Außer ihm diente in der 2. Kompanie noch Leutnant Walther Klinger (1877-1914), der einigen Lesern vielleicht als Gewährsmann des schon erwähnten „völkischen" Romanciers Gustav Frenssen (1863-1945) bekannt ist und von diesem im „Peter Mohr" als der „rote Freibeuter" verewigt ist. Auch er sollte bereits in den ersten Monaten des Weltkrieges am 13.09.14 als Hauptmann in Loivre den Tod finden. Ernst-Wilhelm Freiherr v. Hammerstein-Gesmold (1876-1954) ist der 4. Leutnant der 2. Kompanie und ein Regimentskamerad des Oberleutnant Erich von Schauroth, in dessen Briefen er denn auch erwähnt wird, vgl. „Liebes Väterchen..", S. 27. Wie dieser war er aus dem Königin-Augusta-Garde-Grenadieregiment Nr. 4 in die Schutztruppe gewechselt. Er wird wohl nicht wegen seiner Patrouillenunternehmungen in Erinnerung bleiben, über die er im Dincklage-Campe berichtet, sondern aufgrund seiner Teilnahme an dem unrühmlichen Vorfall von Ombakaha am 2.11.04. Den 1. Weltkrieg sollte er wie von Damm überleben und die Armee wie dieser als Major verlassen. Zurück zum Verfasser des Tagebuches: Leutnant von Damms Vornamen „Walter" und sein Geburtsdatum 10.4.1874 liefert Adolf Fischer, Südwester Offiziere, S. 264. Der Geburtstag des Tagebuchschreibers wird im Text genannt: [...]
Dies ist ein Auszug aus: Meine Kriegserlebnisse in Deutsch-Südwestafrika, von Walter von Damm.
Buchtitel: Meine Kriegserlebnisse in Deutsch-Südwestafrika
Tagebuch: Walter von Damm; Ulrich Kloos; Bernd Kroemer
Bearbeitung: Bernd Kroemer
Verlag: Glanz & Gloria Verlag
Windhoek, Namibia 2023
ISBN 9789994595518 / ISBN 978-99945-955-1-8
Broschur, 15 x 21 cm, 220 Seiten, zahlreiche sw-Fotos
von Damm, Walter und Kroemer, Bernd und Kloos, Ulrich im Namibiana-Buchangebot
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