Hermann H. Kreft: Der Diamantenmissionar aus Wallenbrück, von Walter Moritz
Der unter dem Begriff Diamantenmissior bekannt gewordene Hermann H. Kreft, war ein Missionar der Rheinischen Mission und war in Südwestafrika tätig. Walter Moritz beschreibt in diesem Auszug dessen Ankunft mit dem Schiff.
Ausreise nach Südwestafrika: Am 13. Juni 1852 wurde Missionar Hermann H. Kreft von der Gemeinde in Wallenbrück verabschiedet und 10 Tage später nach Südwestafrika abgeordnet. Kreft war für die Arbeit unter den Namastämmen in Südwestafrika bestimmt und sollte zunächst an der Seite von Missionar Gorth arbeiten, da er selbst nicht ordiniert war. Die Seefahrt begann am 27. Juli 1852 in Rotterdam an Bord der Elmina. Doch schon am nächsten Tag mußten nach 2 Stunden Regenschauer und Wind die Segel wieder eingezogen werden; das Schiff ging vor Anker und konnte erst am anderen Tag wieder flott gemacht werden. Den schlimmsten Tag der gut zweimonatigen Reise erlebten sie kurz vor Kapstadt. Hermann H. Kreft schreibt in seinem Tagebuch vom 7. Oktober: "Diese Nacht hat's was gestürmt; das ist die schlimmste Nacht gewesen, welche wir gehabt, allein mit Sonnenaufgang legte sich der Wind mehr und mehr, und die Sonne schien sehr warm und freundlich."
Jetzt konnten sie auch die Tafelberge erblicken. Das Ziel der Seereise war erreicht. Von Kapstadt ging es zunächst nach Stellenbosch, wo die Rheinische Mission ebenfalls arbeitete. Kreft erlebt mit wachen Augen die herrliche Landschaft des südlichen Afrika. Er schreibt in seinem Tagebuch vom 9. Oktober bis 16. Dezember 1852: "Man sieht alles mit Verwunderung an. Menschen sieht man gerade nicht so viel, aber Blumen desto mehr, zumal jetzt Frühjahr ist, wo alles neu hervorkommt." Da es gut geregnet hatte, hatte das Land sein Festtagsgewand angelegt. Doch Kreft mußte feststellen, daß es Wälder hier nicht gibt und die Bäume in der Regel nur an den Flüssen stehen. Über alles konnte er nur staunen. Kreft lernte auch die Missionsstation der Rheinischen Mission in Tulbagh kennen. Doch zunächst half er vertretungsweise in der Schule in Stellenbosch, bis er dann nach Bethanien abreiste.
Missionar Gorth hatte für Hermann H. Kreft schon den Weg geebnet, die Missionsarbeit in Bethanien zu beginnen. Bei ihm hatten sich die Leute jedoch noch ablehnend verhalten. Auf dem Außenplatz Goais, wo er unter einem Dornenbaum ausgespannt hatte, wartete er auf den Häuptling David Christian, um mit ihm eine Unterhandlung zwecks Aufnahme der Missionsarbeit zu führen. Soviel Gorth feststellen konnte, waren die Leute nicht besonders froh über den Missionar, doch wollten sie auch nicht "ohne das Wort Gottes bleiben." Der Häuptling hatte durchblicken lassen, daß er durch die Erfahrung, die er gemacht hatte, nicht gesonnen war, einen Missionar aufzunehmen. Mit Missionar Knudsen hatte er sich damals nicht verstanden und er mußte den Platz verlassen. Gorth erklärte ihm, daß er ihn nicht zwingen könnte, das Wort Gottes zu hören, er würde dann aber betrübt davon gehen. Die zweite Antwort des Häuptlings David Christian war schon etwas freundlicher, und nach einigem Hin- und Herreden erklärten die Leute auf einmal feierlichst: "Wir haben heute den Herrn als unseren Vater angenommen und übergeben ihm auch unsere Kinder."
Am 14. November 1852 hielt Gorth seine Antrittspredigt. Vom Häuptling hörte er dasselbe, was ihm die Leute auch schon erzählt hatten, daß sie jetzt noch nicht nach Bethanien ziehen könnten, bevor nicht neuer Regen gefallen sei. Dazu hatten die Heuschrecken das Weidefeld kahlgefressen. Gorth schreibt über seinen Arbeitsbeginn:
„Ich mußte also ein Feldquartier beziehen, fing unterdessen ganz still meine Arbeiten an: Des Sonntags Gottesdienst, täglich Andacht, jeden Morgen, Samstag ausgenommen, einige Stunden Schule, die von 50 bis 60 Kindern, auch einigen Frauen, besucht wurde. Kirche und Schule wird unter freiem Himmel gehalten. Das Signal zum Versammeln wird mit der Peitsche gegeben, da es an einer Glocke fehlt.
Die Männer sprechen wohl davon, eine Schule zu bauen, aber bis jetzt ist es bei dem Vorsatz geblieben. Nur die Frauen waren wie in anderen Dingen auch hier die ersten, um Hand anzulegen. Sie kamen am 17. November morgens mit krummen Stöcken, machten dicht bei meinem Wagen im Schatten eines Baumes Löcher in die Erde, setzten die Stöcke hinein und in der Zeit von zwei Stunden stand ein Mattenhaus fertig für mich da. Am 1. Dezember fing es an, ziemlich stark zu regnen, und nun habe ich Hoffnung, daß wir bald auf die Station Bethanien ziehen werden" (E. Moritz, 1915 S. 252).
Kreft sollte an der Seite von Missionar Gorth arbeiten. Doch dann wurde dieser ganz plötzlich im Januar 1853 durch eine schwere Malaria hinweggerafft. Sein Grab befindet sich auch auf dem kleinen Friedhof in Bethanien. Als Kreft im Mai des Jahres nach Bethanien kam, wurde er dem Missionar Krönlein unterstellt. Das war der Missionar, der durch die Übersetzung der Namabibel so berühmt wurde. Er kam von Zeit zu Zeit von dem etwa 100 km entfernten Berseba mit dem Ochsenwagen, um hier die Sakramente auszuteilen. Am 14. Mai 1853 wurde Hermann Heinrich Kreft in Bethanien eingeführt, während er erst am 9. November 1856 ordiniert wurde. Kreft hatte sich in seiner Arbeit bewährt. In den ersten Monaten bekam Kreft Hilfe durch Missionar Rath, der ihm von Dezember bis August treu zur Seite stand. Viele Kinder und Erwachsene warteten damals auf die Taufe. Es kam sogar zu einer geistlichen Erneuerung der Gemeinde, die dann aber durch die anhaltende Dürre wieder im Keim erstickte.
Man kann sich vorstellen, daß es für Kreft nicht einfach war, als Katechet eine mehr untergeordnete Rolle zu spielen. Nach dem Weggang von Missionar Rath hätte ihm auch die Gemeinde deshalb Schwierigkeiten bereiten können. Kreft schreibt hierüber offen an die Missionsleitung in Deutschland; er dankt Gott dafür, daß er bis jetzt zufrieden damit ist und er nur als Katechet ausgesandt wurde. Er äußert auch den Wunsch, daß der Herr ihn bei dieser Gesinnung erhalten möge. Jedoch die Gemeinde erkannte ihn voll an. — Doch durch die äußeren Umstände war der Beginn nicht einfach. Da der Regen wiederholt ausblieb und eine immer bedrängendere Dürre sich über dem Land ausbreitete, waren die Namas gezwungen, sich irgendwo in der Umgegend Weideplätze zu suchen. Mit ihren Mattenhütten, die auf Ochsen geladen wurden, und ihrem Viehbesitz streiften sie durch das Land und ließen sich solange an einem Platz nieder, bis auch dieser wiederum abgeweidet war.
Erst nach eineinhalb Jahren hatte es in Bethanien so gut geregnet, daß der Häuptling David Christian beschloß, mit seinen Leuten nach Bethanien zurückzukehren. Missionar Kreft konnte nun gleichsam mit der Missionsarbeit neu beginnen, da die Gemeinde fast völlig verwahrlost war. Durch die Dürre raubten sich die Stämme gegenseitig ihr Vieh. Dazu kamen die Händler, die ihre Wohlstandsprodukte feilboten, wofür die Namas dann ihr letztes Vieh abgaben und manche völlig verarmten. Auch der Häuptling David Christian, der mit den Kupfergräbern, die in Lüderitzbucht, dem damaligen Angra Pequena, gelandet waren, Verträge abgeschlossen hatte, war in Gefahr, von ihnen erneut Spirituosen, Waffen und Munition einzutauschen, was nicht zu seinem Besten diente. Es gelang dem Missionar, sowohl den Häuptling als auch die Leute von dem eigenen Verfall zu überzeugen. Von da ab versuchte die Gemeinde, ein „christliches" Leben zu führen. Doch Probleme sollte es auch weiterhin mit den Händlern geben. (...)
Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Hermann H. Kreft: Der Diamantenmissionar aus Wallenbrück, von Walter Moritz.
Buchtitel: Hermann H. Kreft
Untertitel: Der Diamantenmissionar aus Wallenbrück
Autor: Walter Moritz
Reihe: Aus alten Tagen in Südwest, Band 9
Selbstverlag
2. Auflage, Werther 1995
ISBN 3920707451
Broschur, 15x21 cm, 36 Seiten, 14 sw-Fotos
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