06.10.2013

Mit einer Cessna über der Kalahari von Botswana

Die Tierschützer Mark Owens und Delia Owens überführten 1977 eine Cessna 170 von Johannesburg ins Deception Valley in der Kalahari von Botswana. Der Flug brachte unvorhergesehene Schwierigkeiten mit sich.

Die Tierschützer Mark Owens und Delia Owens überführten 1977 eine Cessna 170 von Johannesburg ins Deception Valley in der Kalahari von Botswana. Der Flug brachte unvorhergesehene Schwierigkeiten mit sich.

Die Tierschützer Mark Owens und Delia Owens überführten 1977 eine Cessna 170 von Johannesburg ins Deception Valley in der Kalahari von Botswana. Der Flug brachte unvorhergesehene Schwierigkeiten mit sich.

Mark Owens und Delia Owens berichteten von dieser gefährlichen und aufregenden Episode in ihrem 1985 erschienenen, heute seltenen Buch 'Der Ruf der Kalahari'.

An einem heißen Nachmittag Ende Oktober 1977 standen wir auf einem staubigen Weg in Maun, Botswana, und lasen einen Brief von Dr. Richard Faust, dem Direktor der Zoologischen Gesellschaft in Frankfurt. Ich war elektrisiert von der Nachricht, daß die Gesellschaft unser Ersuchen um Anschaffung eines Flugzeuges ernsthaft in Erwägung ziehe. Man wollte allerdings die Nummer meines Pilotenscheins und die Zahl meiner Flugstunden wissen. Irgendwie mußte ich vor der Beantwortung des Briefes fliegen lernen. Wir ließen Mox im Dorf zurück, rasten zum Camp, warfen unsere besten Sachen in den Wagen und machten uns auf den Weg nach Johannesburg. Mehrere Tage später, um vier Uhr am Morgen, schlüpften wir in Benoni, einem Vorort von Johannesburg, leise durch das Gartentor von Roy und Marianne Liebenbergs Haus. Wir hatten Roy Liebenberg, einen Flugkapitän von South African Airways, etwa vor einem Jahr in Maun kennengelernt, als er einige Touristen zum Okavango-Delta geflogen hatte. Er interessierte sich für unsere Forschungsarbeit und hatte sich erboten, mir das Fliegen beizubringen, falls sich das einmal als notwendig erweisen sollte. Wir breiteten unsere Schlafsäcke auf dem Boden aus, um vor Tagesanbruch noch ein bißchen zu schlafen. Ich hoffte, daß er sich noch an sein Angebot erinnerte. Um halb sechs stieg der Milchmann über uns hinweg, und ein paar Stunden später tauchten Roy und Marianne auf, um den Geländewagen und die beiden Bündel vor ihrem Haus zu inspizieren. Roy, ein gepflegter, bedächtiger und korrekter Mann mittleren Alters, zupfte an seiner spitzen Nase herum, und sein stoppelbärtiges rundes Gesicht verzog sich zu einem freundlichen Grinsen. Noch bevor wir richtig aus unseren Schlafsäcken gekrochen waren, bot er uns für die Dauer meines Flugunterrichts ihr Gästehäuschen als Unterkunft an. Sechs Wochen später, nach vielerlei Verzögerungen wegen des schlechten Wetters, hatte ich meine Ausbildung nahezu abgeschlossen. Wir schrieben Dr. Faust, daß ich demnächst meinen Pilotenschein bekommen würde und daß ich bereits einundvierzig Flugstunden hinter mir hätte. Ich versicherte ihm, daß Roy mich auch in das Buschfliegen eingewiesen habe. Wir konnten es kaum fassen, als der Zuschuß genehmigt und das Geld überwiesen wurde. Daß jemand, den wir niemals gesehen hatten, soviel Vertrauen in unsere Fähigkeiten setzte, war sehr ermutigend. Wir kauften eine zehn Jahre alte blau-weiße Cessna, auf deren Flügelunterseiten die Buchstaben EWG (Echo-Whisky-Golf) gemalt waren. Wir waren so versessen darauf, ein Flugzeug zu bekommen und fliegen zu lernen, daß wir uns über die nächste Phase unseres Unternehmens nicht viel Gedanken gemacht hatten: Wie sollten wir die Maschine ins Camp schaffen? Mit einer Mischung aus Befürchtungen und Vorfreude machte ich mir klar, daß ich schon bald in die Kalahari fliegen müsse, in eine Region, die so entlegen und eintönig war, daß ein botswanisches Gesetz allen Piloten, die nicht mindestens fünfhundert Flugstunden auf dem Buckel hatten, das Überfliegen untersagte. Im ersten Jahr, bevor ich die geforderte Stundenzahl beisammen hatte, mußten wir die Umgebung von Gaborone meiden. Wenn das dortige Zivilluftfahrtsamt erfahren sollte, daß wir mit einem Flugzeug über der Kalahari herumkreuzten, würde man wahrscheinlich unsere Maschine stillegen, und das wäre das Ende unseres Projekts im Deception Valley. Andere Schwierigkeiten machten uns noch größere Sorgen: Sobald Echo-Whisky-Golf im Camp war, mußten wir sie nicht nur warten, sondern auch eine Möglichkeit finden, regelmäßig Tausende von Litern Treibstoff herbeizuschaffen. Und ein großes Problem bestand auch darin, daß wir zunächst lernen mußten, uns in der Luft über der Kalahari zurechtzufinden, ohne uns zu verfliegen. Am frühen Morgen nach dem Tag, als ich meinen Flugschein erhalten hatte, bereitete ich mich auf meinen ersten Flug über die Kalahari vor. Es war erst mein dritter Solo-Überlandflug, und Roy schien noch nervöser zu sein als ich. »Vergessen Sie nicht, daß es nach Überquerung der Straße von Gaborone nach Francistown keine Landmarken als Orientierungspunkte mehr gibt. Bestimmen Sie Ihre Position an der Eisenbahnlinie, bevor Sie weiterfliegen.« Er überprüfte noch einmal den Bleistift, den ich mir um den Hals gebunden hatte, und vergewisserte sich, daß die schwarze Plastikplane, mit der ich in einem Notfall Wasser auffangen konnte, im Heck verstaut war. Ich gab Delia einen Abschiedskuß und schüttelte Roy die Hand. Die beiden wollten den Land Cruiser mitsamt einem Anhänger ins Camp bringen, gefolgt von einem schweren Lastwagen der Wildschutzbehörde, der mit Flugbenzinfässern beladen war. Sie schauten besorgt zu, wie ich in die Maschine kletterte und über die grasbewachsene Piste zum Start rollte. Als ich wendete und den Motor zum Start hochjagte, rannte Roy auf mich zu. Er ruderte heftig mit den Armen und zeigte auf den Luftsack. Ich stand in der falschen Richtung! Ich winkte zurück, lächelte verlegen, drehte die Maschine um hundertachtzig Grad und beschleunigte. Dröhnend stieg das Flugzeug in den sanften Morgenhimmel. Ein Gefühl der Freiheit und Wonne überkam mich wie ein Rausch. Die Euphorie hielt nicht lange an. In einer Höhe von hundert Metern kam die Maschine vom Kurs ab, so schien es wenigstens. Ich war in einen starken Seitenwind geraten. Ich korrigierte meinen Kurs an dem Berggipfel vor mir und zog auf fünfhundert Meter hoch, dicht unter eine Wolkenschicht.

(wird fortgesetzt)

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