Lebensspuren in Sand und Fels. Die Geschichte der Farm Ameib, von Hannah Schreckenbach

Lebensspuren in Sand und Fels. Die Geschichte der Farm Ameib, von Hannah Schreckenbach.

Lebensspuren in Sand und Fels. Die Geschichte der Farm Ameib, von Hannah Schreckenbach.

Aus ihrem Proträt der Farm Ameib im Buch Lebensspuren in Sand und Fels berichtet Hannah Schreckenbach. Am südlichen Rand des über 130 Millionen Jahre alten Erongo Gebirges in Namibia liegt die Gästefarm und Ranch Ameib. Das Gebirge hat einen Durchmesser von etwa 40 km und ragt mehr als 1000 m über die umliegenden Ebenen hinaus.

Hannah Schreckenbach  

Als ich 1992 zum ersten Mal als Besucherin auf Ameib einkehrte, war ich von der großartigen Kulisse der Gästefarm so tief beeindruckt, dass ich bereits im Jahr darauf wiedergekommen bin. Ich war überwältigt von der Schönheit der Landschaft und den geologischen Besonderheiten des Gebirges, die sich dem aufmerksamen Gast und interessierten Wanderer an vielen Stellen erschließt. Es gibt dafür extra markierte Wege. Denn auf Ameib darf man wandern. Auch allein. Kilometer lang. Durchs Veld, hinein und hinauf in die Welt der Felskolosse. Durch Trockenflüsse und über Stock und Stein - wörtlich! Auf jedem Weg eröffnen sich neue Ausblicke zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten. Fauna und Flora sind einmalig schön und interessant. Ein Besuch auf Ameib ist immer zugleich auch eine geologische Expedition. Das Auge kann sich nicht satt sehen. Die Seele wird zutiefst berührt. Farben, Düfte, Geräusche von Vögeln und Tieren - das alles ist umgeben von den gigantischen Steinriesen des Erongo Gebirges. In dieser herrlichen Natur wird der Mensch ganz klein und bescheiden.

Aber die Oase für Mensch und Tier hat Vieles mehr zu bieten. Spuren im Sand weisen hin auf Wildpfade verschiedener scheuer Tiere und auch Vögel, deren Nester in Bäumen und Felsnischen zu erkennen sind. Grazile Zeichnungen, in roten, braunen und weißen Strichen und Flächen auf den Fels gemalt zeugen von Künstlern aus der Vergangenheit, die in den Hochtälern, Schluchten und Inselbergen des Erongo gelebt und in diesen Bildern ihre Spuren hinterlassen haben. Lange liegt das Land trocken, und die riesigen Granitfelsen reflektieren die Hitze der Sonne, die von einem wolkenlosen Himmel strahlt. Wenn der erste Regen fällt, erwacht plötzlich unerwartetes Leben in den kleinen und großen Felsbecken. Seltene Blüten bedecken die Miniseen. Leuchtend rote Feuerlilien locken Paviane an. Eine neue Froschgeneration und Wasserschildkröten wachsen heran.

Blumenteppiche überziehen den sandigen und steinigen Boden im Veld. Der Duft von Baum- und Buschblüten liegt schwer in der heißen Luft und zieht Tausende von Insekten an. Störche fallen zu Hunderten ein. Das ist Ameib heute. War es immer so? Der Wunsch, die Geschichte dieses einzigartigen Ortes für die Nachwelt aufzuschreiben, wurde 2004 bei einem Besuch auf Ameib und vielen Gesprächen mit Waldtraut Kögl, der heutigen Eigentümerin, geboren. Denn dieser Ort hat eine sehr lange Geschichte. Waldtraut Kögl hütet einen Schatz von Gästebüchern und Alben mit alten und neuen Fotos und kann über vielerlei Erlebnisse mit ihren Gästen und Besuchern berichten.

Sie kennt lustige, aber auch einige traurige, überbrachte Geschichten „aus alten Zeiten". Wir waren uns beide schnell einig. Ich suche, forsche, sammele und notiere alles auf, was zu finden ist von den Anfängen Ameibs an bis heute. Sie gibt ihr Wissen preis und stellt alles in ihrem Besitz befindliche Dokumentationsmaterial zur Verfügung. Ich begann 2005 mit Nachforschungen im Archiv der Vereinigten Evangelischen Missionen (WEM) in Wuppertal. Denn dort lagern die handgeschriebenen Berichte und Tagebücher vom Missionar Johannes Albrecht Friedrich Böhm, mit dessen Ankunft auf Ameib unsere Geschichte im Jahr 1867 beginnt.

Zusätzlich durchforstete ich viele Unterlagen im nationalen Archiv in Windhoek, in der sehr ergiebigen Bibliothek der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Windhoek und schließlich auch noch im Bundesarchivbestand des Reichskolonialamtes in Berlin nach Informationen über Ameib in der deutschen Kolonialzeit und in den Jahren unter der südafrikanischen Mandatsverwaltung von Südwestafrika bis 1980, dem Jahr, in dem Waldtraut Kögl Ameib erwarb und bis in die heutige Zeit. Im Januar 2006 erlebte ich einen „Jahrhundertregen" in Namibia auf Ameib. Es wurde ein Aufenthalt in einem grünen Paradies voller Blütenduft und bunten Farben. Unsere Erzählnachmittage bei Tee, Kaffee und Kuchen werden mir unvergessen bleiben. Sie begannen meistens mit vielen Fragen meinerseits, die dann bei Waldtraut Kögl Erinnerungen erweckten.

So kamen, auch beim Besuch in 2007, viele Erlebnisse, Eindrücke und Begegnungen ihrerseits aus der Vergangenheit und Gegenwart zu Tage. Die Seiten meiner Notizbücher füllten sich. Bei der Hitze, die einem im namibischen Sommer auf Ameib häufig den Atem nimmt, wurde mein Laptop beim Schreiben immer langsamer. Gegen Ende des Jahres 2008 ergaben sich sehr fruchtbare Kontakte zur Tochter von Alber Schomschor, dem Stiefsohn von Emil Philipp, der seit 1939 auf Ameib lebte und arbeitete. Diese zusätzlichen und für das Buch sehr wichtigen Informationen konnten noch eingearbeitet werden.

In sechs Kapiteln wird die Geschichte des einzigartigen Ortes Ameib erzählt. Sie wird eingebettet in die fiktive Lebensgeschichte des San Kasie, der die Ankunft des Missionars Böhm miterlebte und klingt aus mit meinem eigenen, traumhaften Erlebnis bei meinem letzten Besuch im Februar 2007 in der Philipps Grotte. Dazwischen werden die Ereignisse in der deutschen Kolonialzeit erzählt, als Ameib zum ersten Mal zur Farm geworden ist. Die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen und die Nachkriegsjahre nach 1945 folgen mit dem Zinnabbau, der Suche nach weiteren Erzen und Mineralien, dem Erforschen der Felsmalereien im Erongo Gebirge, wovon die wohl berühmteste, der „Weiße Elefant" in der Philipps Höhle auf Ameib seitdem unter Denkmalschutz steht.

Die ab 1980 von Waldtraut Kögl geschaffene Oase für Mensch und Tier beweist, wie erhaltenswert dieser Teil des Wüstenlandes Namibia ist. Die Beschreibung des Alltagsgeschehens auf der Ranch soll dem Leser vermitteln, welchen Einsatzes und welcher Kraft es bedarf, eine solche Gästefarm zu führen. Allen, die auf Ameib bis heute gelebt und gewirkt haben, muss allergrößte Hochachtung gezollt werden. Das Leben am Rand der Wüste ist sehr hart und entbehrungsreich. Es ist abhängig vom Regen, der so wertvoll ist, dass er in Millimetern gemessen wird. Bei Trockengewittern entzünden Blitze schon mal das dürre Gras. Oder unterbrechen den Telefonanschluss.

Wer hier nicht gut organisieren, gestalten, walten und improvisieren kann, hat von vorne herein verloren. Daran sollten Besucher immer denken, wenn sie durch das große Haupttor der Ameib Ranch fahren und nach der herzlichen Begrüßung ihr erstes Glas gekühltes Wasser, Obstsaft oder Bier trinken! (...)

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Lebensspuren in Sand und Fels. Die Geschichte der Farm Ameib, von Hannah Schreckenbach.

Buchtitel: Lebensspuren in Sand und Fels. Die Geschichte der Farm Ameib
Autorin: Hannah Schreckenbach
Verlag: Namibiana Buchdepot
Delmenhorst, 2009
ISBN: 978-3-936858-97-6
Broschur, 19x28 cm, 108 Seiten, zahlreiche sw- und Farbabbildungen, 1 Karte

Schreckenbach, Hannah im Namibiana-Buchangebot

Lebensspuren in Sand und Fels. Die Geschichte der Farm Ameib

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