Immanuel Engombe

Immanuel Engombe (1940-2012) war ein namibischer Lehrer und SWAPO-Dissident. Links: Mit Familie im Lager Nyango (1976), r.o.: im europäischen Exil (1978), r.u.: mit Tochter Lucia Engombe (1992) Fotos: Peter Hilliges; Sigfried Groth

Immanuel Engombe (1940-2012) war ein namibischer Lehrer und SWAPO-Dissident. Links: Mit Familie im Lager Nyango (1976), r.o.: im europäischen Exil (1978), r.u.: mit Tochter Lucia Engombe (1992) Fotos: Peter Hilliges; Sigfried Groth

Immanuel Engombe (1940-2012) war ein namibischer Lehrer und SWAPO-Dissident.

Der 1940 geborene Immanuel Engombe war Lehrer und in den frühen 1970er Jahr Schulrektor im Ovamboland Südwestafrikas. Aus seiner ersten, 1987 geschiedenen Ehe mit Tuahafifua Kaviva Engombe stammen ein Sohn und drei Töchter, darunter die Autorin Lucia Engombe. 1976 verließ der damalige SWAPO-Unterstützer die Heimat und kam mit seiner Familie in dem Flüchtlingslager Nyango in Sambia unter. Dort deckte Immanuel Engombe im selben Jahr auf, wie die SWAPO-Führung europäische Spendengelder, die für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt worden waren, systematisch unterschlugen und die Schutzbefohlenen hungern ließ. Mit zehn weiteren unliebsamen Kritikern aus dem Lager wurde er vom Sicherheitsdienst der SWAPO verhaftet und in einem der geheimen Folterlager in Sambia gefangengehalten. Durch Hilfe von privater Seite gelang es, eine Haftbeschwerde vor einem sambischen Gericht anzustrengen, die die elf SWAPO-Dissidenten freisprach, worauf SWAPO-Chef Sam Nujoma diese in das berüchtigte tansanische Gefängnis Lilungu verlegen ließ. Sein persönlicher Freund und Präsident Tansanias, Julius Nyerere, ermöglichte solche Menschenrechtsverletzungen in ungezählten Fällen. Durch internationale Interventionen, die der deutsche Pastor Siegfried Groth gegen den Widerstand seiner Arbeitgeberin, der Evangelischen Kirche in Deutschland, initiiert hatte, kamen die elf Leidensgefährten schließlich im Mai 1978 frei. Immanuel Engombe kehrte, nachdem er in Deutschland kein Asyl erhielt, 1980 nach Südwestafrika zurück, wo er wieder als Lehrer tätig war. Seine Ehefrau, die nach seiner Verschleppung eine mehrmonatigen Lagerhaft erlitt, war von der SWAPO zu einem Studium in die Sowjetunion geschickt worden und wurde wenige Jahre später die Mätresse Sam Nujomas. Die Kinder waren auf Lager in Nigeria, Kongo und Sambia verteilt bzw. zur Umerziehung in die DDR geschickt worden, was die Eltern als Wegnahme und Geiselnahme empfanden. Voneinander entfremdet, ließen sich diese im Jahr 1987 scheiden. Immanuel Engombe ging mit der wesentlich jüngeren Ndilimeke Kanasho Shatika seine zweite Ehe ein und hatte sechs Kinder mit ihr. Der Kontakt zu Tuahafifua Engombe blieb bis zu deren Ableben im Jahr 1998 bestehen. Sam Nujoma bezahlte zwar ihr Begräbnis, hielt sich jedoch nicht an weitere finanzielle Zusagen gegenüber ihrer Familie. Lucia Engombe, die die Jahre von 1979 bis 1990 in der DDR verbringen mußte, sah ihren Vater erst nach siebzehn Jahren, im Jahr 1992 wieder. Aus nicht näher bekannten Gründen kam im Jahr 2000 das Gerücht auf, Immanuel Engombe habe in der Nähe von Oshakati versucht, den Privatjet seines früheren Kerkermeisters und namibischen Präsidenten, Sam Nujoma, mit einem Gewehr abzuschießen. Darauf erging über den namibischen Rundfunksender, Namibian Broadcasting Corporation (NBC), der Aufruf, den "Verräter zu steinigen". Tatsächlich wurde Immanuel Engombe an seinem Wohnort Ongwediva von einem wütenden Mob angegriffen und konnte sich nur knapp retten. In einem umgehend eröffneten Gerichtsverfahren wurde er mangels Beweisen von dem Vorwurf des versuchten Präsidentenmordes freigesprochen. Dennoch blieb Immanuel Engombe bis zu seinem Tod im Jahr 2012 ein sozial Geächteter.


Empfehlungen

Kind Nr. 95

Kind Nr. 95

In ihren Erinnerungen berichtet Kind Nr. 95, Lucia Engombe, ein 'DDR-Kind' aus Namibia, von ihrer deutsch-afrikanischen Odysee.

Namibische Passion

Namibische Passion

Das Buch Namibische Passion handelt vom unterdrückten Wissen von Morden, Folterungen und Entführungen der SWAPO an ihren eigenen Leuten in Nordnamibia und Angola.

SWAPO und die Menschenrechte

SWAPO und die Menschenrechte

SWAPO und die Menschenrechte dokumentiert die bekannt gewordenen Verbrechen der SWAPO während der 80er Jahre: Bedrohung, Verschleppung, Folter und Mord.

The long road to Namibia

The long road to Namibia

The Long Road to Namibia: The Making of a Nation.

The agony of truth. Autobiography of Samson Ndeikwila

The agony of truth. Autobiography of Samson Ndeikwila

The Agony of Truth is Samson Ndeikwila's autobiography on SWAPO's ugly hidden secrets of unexplained deaths, disappearances, unjustified imprisonment, torture and accusations during the struggle for power in Namibia.