Eugène Marais
Eugène Nielen Marais (1871–1936) war ein Schriftsteller, Poet und Verhaltensforscher in Südafrika.
Eugene Marais wurde am 09.01.1871 als dreizehntes und letztes Kind von Jan Christiaan Nielen Marais und Catharina Helena Cornelia van Niekerk auf einer Farm bei Pretoria geboren. Er wurde vom Archdeacon Roberts in Pretoria unterrichtet und besuchte englischsprachige Schulen in Boshof und Paarl, um nach dem Abschluß, erst sechszehnjährig und hochbegabt, Ende der 1880er Jahre nach Pretoria zurückzukehren und als Journalist zu arbeiten. Seine frühesten Gedichte, noch in Englisch, stammen aus dieser Zeit. Er wohnte zunächst dem Volksraad als Berichterstatter bei, bis er, seiner sehr kritischen Artikel wegen, seine Akkreditierung verlor und in der Folgezeit mit großem persönlichen Einsatz für verschiedene Zeitungen tätig war. 1891, im Alter von zwanzig Jahren wurde er Herausgeber und Eigentümer der afrikaanssprachigen Zeitschrift Land en Volk und beschäftige sich mit Kommunalpolitik. 1894 heiratete er Aletta Beyers, die im folgenden Jahr, nach der Geburt des einzigen Kindes, Eugène Charles Gerard Marais, an Kindbettfieber starb. 1895 gab Eugène Marais seine Zeitung auf und reiste nach London, studierte erst Medizin, dann Jura und schloß als Volljurist ab. Im Jahr 1899, nach Ausbruch des Anglo-Burenkrieges, wurde er als Sympathisant der Buren unter Aufsicht gestellt. Bald darauf schloß sich Eugène Marais einer deutschen Privatexpedition an, um Schießbaumwolle und Medikamente zur Unterstützung der Burenkommandos über das heutige Mosambik nach Südafrika zu bringen. Im Reiseverlauf erkrankte Eugene Marais an Malaria und erfuhr während seiner Genesungszeit vom 1902 getroffenen Friedensschluß. Die Vorräte wurden vergraben, er kehrte über die Delagoa-Bay nach Pretoria zurück, eröffnete dort eine Anwaltskanzlei und arbeitete für eine unbekannte, relativ kurze Zeitspanne, in dem ungeliebten Beruf. Sein wahres Interesse lag bereits in der intensiv betriebenen Tier- und Naturbeobachtung und Dichtung und veranlaßte ihn um das Jahr 1905, die Kanzlei zu schließen und sich zu Tierbeobachtungen in die nördlich von Pretoria gelegenen Waterberg-Region zurückzuziehen. Neben den Verhaltensweisen von Schlangen, widmete er besondere Aufmerksamkeit dem sozialen Verhalten von Pavianen und Termiten, über das er regelmäßig wissenschaftliche Beiträge für regionale Zeitungen und die Bücher The Soul of the Ape (ab 1916, wurde erst 1969 publiziert) und Die Siel van die Mier (1925) schrieb. Seine Werke wurden erst gegen Ende seines Lebens bzw. nach seinem Tod in weitere Sprachen übersetzt und erhielten erst dann große internationale Aufmerksamkeit und Würdigung. Als einer der wichtigsten Poeten der zweiten nationalen Bewegung zur Förderung der noch jungen Sprache Afrikaans, diese setzte kurz nach Ende des Zweiten Anglo-Burenkrieges 1902 ein, zog es der durchaus patriotisch gesinnte Eugène Marais vor, in seiner Muttersprache Afrikaans zu schreiben. Obwohl seine später gepriesenen Werke und Gedichte dadurch nur einem eingeschränkten Leserkreis zugänglich war, schützte ihn dies nicht davor, Opfer eines Plagiates zu werden, als der Belgier Maurice Maeterlinck, ein Nobelpreisträger für Literatur, wesentliche Inhalte des Marais'schen Buches Die Siel van die Mier als eigenes geistiges Eigentum für ein Buchprojekt ausgab. Eugene Marais sah, angesichts der hohen Kosten eines grenzüberschreitenden Rechtsstreit, von einer juristischen Verfolgung ab, soll aber sehr unter dem Mißbrauch gelitten haben. Er, der bereits als junger Erwachsener vom Schmerzmittel Morphium abhängig wurde, litt zunehmend unter Depressionen, Angstzuständen und gesundheitlichen Problemen und kehrte daher vom Waterberg nach Pretoria zurück und arbeitete, nachdem er sich etwas erholt hatte, wieder als Anwalt. Es folgte nun eine Zeit lebhafter literarischer Tätigkeit, aber seine ständig gefährdete Gesundheit veranlaßte ihn, seine Praxis wieder aufzugeben. In Bronkhorstspruit und Heidelberg in Transvaal war er dann noch eine Zeitlang als Anwalt tätig. 1928 kehrte er, nach einem weiteren Zusammenbruch, nach Pretoria zurück. Am 29.03.1936 setzte Eugène Marais seinem Leben mit zwei Gewehrschüssen ein Ende. Dies geschah auf der Farm seines Freundes Gustav Preller, Pelindaba. Seine Leiche wurde, zusammen mit den sterblichen Überresten seiner 1895 verstorbenen Frau, in einem Ehrengrab auf dem Heroes' Acre in Pretoria beigesetzt. Neben seiner großen nationalen Bedeutung als südafrikanischer Dichter und Genius, gilt Eugène Marais als Begründer der Ethologie und als Verhaltensforscher, der seiner Zeit weit voraus war.
Literatur von Eugène Marais:
Die Siel van die Mier (1925) / Die Seele der Weißen Ameise (1939)
My Friends the Baboons (1939) / Meine Freunde, die Paviane (1953)
The Soul of the Ape (1969)
Kurzgeschichten:
Dwaalstories
Die Huis van die vier winde
n' Keurverhale
Laramie die wonderwerker
Die Leeus van Magoeba
Magriet van laastelust en die wegraak van Sannie
In Paradysvan weleer en ander geskrifte
Die skepbekertjie; oor die voels van Witklip
Die stem van die storieverteller
Literaturauszüge:
Marais, Eugène im Namibiana-Buchangebot
The Sperrgebiet: Namibia's Least Known Wilderness
The Sperrgebiet: Namibia's Least Known Wilderness features an environmental profile of the Sperrgebiet or Diamond Area 1, in south-western Namibia.
Afrikaanse Lyrik: Afrikaans-Deutsch
Afrikaanse Lyrik enthält 78 Gedichte aus verschiedenen zeitlichen Epochen, die sowohl in ihrer ursprünglichen Sprache Afrikaans als auch in Deutsch übersetzt abgedruckt sind.
Die Seele der weißen Ameise
Die präzisen Beobachtungen und empfindsamen Beschreibungen der südafrikanischen Termiten, machten das Buch Die Seele der weißen Ameise sehr erfolgreich.
Meine Freunde, die Paviane
Meine Freunde, die Paviane ist ein bezaubernder Bericht aus der Verhaltenforschung über südafrikanische Chacma-Paviane aus der Zeit um 1903.
Die Seele des Affen
Das Manuskript zu 'Die Seele des Affen' war fast ein halbes Jahrhundert verschollen. Erst 1968 konnte es veröffentlicht werden.