Nujoma- und SWAPO-Kult bestimmt Heldengedenkfeier in Namibia

Nujoma- und SWAPO-Kult bestimmt Heldengedenkfeier in Namibia. Wieder eine nordkoreanische Kreation, die dem Personenkult des Ex-Präsidenten gewidmet wird.

Viel Phrasen, wenig Versöhnung: Überbordender Personenkult um den ersten Präsidenten Namibias und die einseitige Hervorstellung der SWAPO-Regierungspartei bestimmen den Charakter der diesjährigen Heldengedenkfeier.

Die große Heldengedenkfeier in Omugulu-Gwoombashe, Region Omusati, hat etliche beunruhigende Trends der regierenden Partei vertieft. Dieses Fazit drängt sich allein schon durch mehrere Äußerlichkeiten auf. Abgesehen von der Frage, wie viele weitere Nujoma-Statuen, Nujoma-Straßen, Stadien und Sportplätze nach dem Gründungspräsidenten benannt und gestaltet wurden und noch folgen sollen, das Konterfei auf den Namibia-Dollarnoten sowie auf der Zehn-Namibia-Dollar-Münze nicht zu vergessen, hat das Gedenken im Übermaß das autoritäre Geltungsbedürfnis des SWAPO-Regimes demonstriert. Der große Menschenauflauf war zwar angesichts des besonderen Auslösers, Ort der ersten Schüsse des Unabhängigkeitskampfes und der Enthüllung der zweiten übergroßen Nujoma-Statue, wiederum eine nordkoreanische und keine namibische Kreation, gerechtfertigt, auch wenn die Ästhetik oder Mangel derselben manchen Bürger abstößt. Wie auf dem Heldenacker erscheint das Standbild in bedrohlicher Kampfpose nach 24 Jahren Frieden immer noch mit Schusswaffe. Neben dem Personenkult beim Heldengedenken hat Pohamba dafür gesorgt, dass jedermann begreift, dass es sich um einen exklusiven SWAPO-Tag handelte, indem er im Hauptprogramm die revidierten Statuten der Partei ausführlich behandelt hat. Würden die Parteigenossen jemals dulden, dass die RPD, DTA und CoD zum nächsten Unabhängigkeitstag ihre Partei-Statuten im Festprogramm behandelten? Mit Erleichterung müssen wir auf diese Frage ein „Nein“ akzeptieren, weil die Vorstellung und Auslegung von Parteistatuten an einem Nationalfeiertag ohnehin eine Zumutung und zeremonielle Geschmacklosigkeit sondergleichen sind. Dann durfte in Pohambas Gedenkrede - die zweifellos nationale Existenzfragen berühren musste - die Landfrage nicht fehlen. Wie die meisten SWAPO-Politiker, die auf öffentlicher Plattform stets in die gleiche Kerbe hauen, hat auch er abgedroschene propagandistische Klischees bedient. Ist es die politische Pose im Hinblick auf die Wahlen im nächsten Jahr, ist es blamable Ignoranz des Präsidenten und seiner Ratgeber oder haben wir es mit schäbiger Arroganz zu tun, dass Pohamba nicht imstande ist, den Fortgang der Landreform in den aktuellen Stand einzuordnen, sondern zu mimen, dass nichts Wesentliches geschehen sei? Über Vorzugsdarlehen auf rassistischer Grundlage (nur für Schwarze) und über den Landkauf der Regierung sind Millionen Hektar umverteilt worden (allerdings mit fortschreitendem Verlust an Produktivität), so dass die Landreform sich dem mehrfach von Regierungsseite geäußerten Ziel glaubwürdig nähert, dass vom kommerziellen Farmland rund 15 Mio. Hektar (aus etwa 36 Mio. ha) in schwarze Hände gelangen sollen. Und nun werden sich Politiker wieder beschweren, dass manche Bevölkerungsteile bei der reinen Ruhmfeier einer einzigen Partei nicht als Jubelvolk mitgemacht haben.

Eberhard Hofmann

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Nujoma- und SWAPO-Kult bestimmt Heldengedenkfeier in Namibia.