Volk ohne Raum (Band 1 und 2), von Hans Grimm

Volk ohne Raum (Band 1), von Hans Grimm. Klosterhaus-Verlag. Lippoldsberg, 1991.

Volk ohne Raum (Band 1), von Hans Grimm. Klosterhaus-Verlag. Lippoldsberg, 1991.

Volk ohne Raum (Band 2), von Hans Grimm. Klosterhaus-Verlag. Lippoldsberg, 1991.

Volk ohne Raum (Band 2), von Hans Grimm. Klosterhaus-Verlag. Lippoldsberg, 1991.

Dies ist die moderne zweibändige Ausgabe des Südafrika- und Südwestafrikaromans "Volk ohne Raum" von Hans Grimm, die ab den 1970er Jahren im Klosterhaus-Verlag in Lippoldsberg erschienen ist.

Hans Grimm  

[...] Ich sehe rote, gelbe und grüne Farben unter blauem Himmel: Das Rot des tiefen Sandes und das Gelb des hohen, harten Grases und das Grün der verschiedenen Dornbäume. Ich sehe das maßlose Bodengewell, Düne hinter Düne, nächtens unter silbernem Monde, wann jedes kenntlich scheint wie am Tage und nur die Farben verschwunden sind im Dunkel und Hell und Schwarz und Weiß und Schatten und Licht allein gelten. Ich sehe das Durstland der Kalahari, ohne Berg und ohne Stein. Ich sehe an der Stelle Seatsub, wie sie ungefähr heißt bei den Buschmannsgeschlechtern der Kalahari, einen ragenden Kameldornbaum wachsen im Sande zwischen Dünen, viel größer als die Dornbüsche weiten Kreises. Im Schatten, im dürftigen, wandernden Schatten des Baumes liegen Gräber oder die Reste von Gräbern, von zwei Einzelgräbern und von einer Grabgemeinsamkeit. Die Gräber sind dort seit einem Tage im Märzmonat des Jahres 1908, es gehören noch Gräber des Rückmarsches zu ihnen an keiner besonderen Stelle, sondern hineingeschaufelt in den Sand der Wüste, wo es eben passend und nötig war. Nein, mit Cornelius Friebott haben die Reste nicht sehr viel mehr zu tun als mit dir und mir, sie legten sich an seine viel verschlungenen deutschen Wege, und sie liegen auch an den verschlungenen Wegen des deutschen Volkes. Aber wie viele wissen von jenem deutschen Gange, von jenem deutschen Zuge in die verdurstete Kalahari hinein über den gedachten Strich, der dort die deutsche Grenze vorstellte, fünfzig oder sechzig oder siebenzig Kilometer weit in den britischen Teil der wasserlosen Dünen? Wie viele wissen von dem deutschen Zuge der siebenundzwanzig deutschen Offiziere, der dreihundertdreiundzwanzig deutschen Reiter, als noch alle lebten, und der hundert-neunundzwanzig Eingeborenen auf siebenhundertzehn Kamelen nach neun Monaten mühseliger, rastloser Vorbereitung der Menschen und Tiere? Ein vergessener Irregang des kaiserlichen Deutschlands, des Reiches Wilhelms des Zweiten also? Ein Abenteuer der Militärs? Der Koller eines einzelnen? Gewinnsucht einer Klasse? Nicht Irregang, nicht Abenteuer, nicht todgelohntes Hirngespinst, nicht Gewinnsucht, sondern Notwendigkeit, sondern unserer Notwendigkeit und Not ein Stück und ein leuchtendes Stück. Freilich, in dem europäischen Geschichtskalender, der Jahr für Jahr Band an Band reiht in den öffentlichen Büchereien der Hochschulen, der Städte und Staaten, und darin aufgezeichnet steht, Monat für Monat und natürlich die Tage mit ihren Zahlen, was an allgemeiner Bedeutsamkeit in Deutschland und anderen Reichen und Reichsteilen der Erde geschah, ist von Friedrich von Erckerts Zug gegen Simon Kopper im März 1908 als einer deutschen Angelegenheit nichts zu lesen, und noch weniger steht in der zweiten Hälfte des Jahres 1907 irgend etwas von den Vorbereitungen geschrieben. Aufgezeichnet ist, wann 1907 und 1908 die Kundgebungen für die Wahlrechtsänderung in Preußen jedesmal stattfanden; angegeben ist, wann die Redekämpfe um Vereins- und Versammlungsrecht besonders heftig waren; und um die Zeit des Zuges herum ist Dernburgs lange Ansprache über die Kolonien an den Reichstag von Anfang bis Ende abgedruckt und der Betttod eines Bürgermeisters einer freien Stadt ist mitgeteilt; die anderen Belanglosigkeiten sind noch viel schlimmer. Aber wie gesagt, vom Zuge, von Erckerts Zug, von dem leuchtendsten Stück unserer deutschen Not in jenen Jahren und Tagen ist im deutschen Teile kein Zeichen. Und vielleicht steht überhaupt nur richtig davon geschrieben in dem bescheidenen Buche des Generalstabes von den Kämpfen der deutschen Truppen in Südwestafrika und dann natürlich noch in ein paar brennenden Herzen derer, die mit dabei waren, und der Verwandten der Toten. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Roman "Volk ohne Raum" (Band 1 und 2), von Hans Grimm.

Titel: Volk ohne Raum
Untertitel: Heimat und Enge; Fremder Raum und Irregang; Deutscher Raum; Das Volk ohne Raum
Autor: Hans Grimm
Illustrationen: Hans-Anton Aschenborn
Verlag: Klosterhaus-Verlag
Lippoldsberg, 1991
Original-Leineneinband, Original-Schutzumschlag, 13 x 20 cm, 647 u. 703 Seiten

Grimm, Hans im Namibiana-Buchangebot

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