Ombura! Ombura! Regen für Namibia, von Anna Mandus

Ombura! Ombura! Regen für Namibia, von Anna Mandus. Palmato Publishing. Hamburg, 2021.

Ombura! Ombura! Regen für Namibia, von Anna Mandus. Palmato Publishing. Hamburg, 2021.

Aus dem Kapitel 'Ankunft' aus dem Namibia-Roman Ombura! Ombura! Regen für Namibia, von Anna Mandus.

Anna Mandus  

Dieser Duft! Charlotte bleibt für einen kurzen Moment oben auf der Gangway des Airbus stehen und schließt die Augen. Es ist dieser Duft, der ihr jedes Mal das Gefühl gibt, angekommen zu sein. Jeder Kontinent hat sein eigenes Aroma, eigentlich jedes Land. Und in Namibia ist es jetzt am frühen Morgen diese besondere Mischung aus trockener Wüstenkühle mit einer Ahnung der kommenden Sonnenwärme und dazu der herbfeine Duft des Büschs. Mit geschlossenen Augen würde sie Namibia nur an diesem Dufterkennen. Endlich ist sie wieder da! Maximal fünf Sekunden war sie in ihre Träumerei versunken, aber hinter ihr drängeln bereits die anderen Reisenden. Alle warten begierig darauf, endlich das Flugzeug zu verlassen und ihr Abenteuer zu beginnen. Sie kann es ja verstehen. Die meisten ahnen ja noch nicht, dass Eile hier nichts bringt. Am Fuß der Gangway zieht sie den Griff aus dem Bordtrolley und marschiert entschlossen zum Flughafengebäude. Die Mitreisenden, die nach ihr den Flieger verlassen haben, stehen noch etwas irritiert auf dem Flugfeld herum. Kein Bus? Keine abgesperrten oder ausgezeichneten Wege? Nur ein paar müde Flughafenangestellte, die lustlos in ihre Richtung winken. Ja, hier in Windhoek geht man zu Fuß vom Flugzeug in die Ankunftshalle. Obwohl Charlotte relativ weit vorne saß, ist die schon dicht gefüllt mit Menschen. In mehreren Schlangen stehen sie vor den Schaltern mit den Passkontrolleuren, die missmutig die Dokumente beäugen und abstempeln. Hier müsste das Tourismusministerium auch mal eine Schulung investieren, denkt Charlotte halb amüsiert, halb verärgert. Das sind eure Kunden, Namibia! Das sind keine Bittsteller, die Asyl beantragen, sondern die Leute, die euch eure Jobs sichern und die eurer Vettern und Cousinen auf den Lodges im ganzen Land. Aber wem will sie denn hier etwas erzählen? Beamte in aller Welt genießen es doch, ihre Machtposition durch betont langsames Arbeiten und Unfreundlichkeit zu demonstrieren. Das hat sie schließlich auf all ihren Reisen rund um den Globus immer wieder erlebt. Auch Deutschland ist da keine Ausnahme. Sie nimmt die fünf Schalter ins Visier. Wie so oft, wenn sie nach Namibia kommt, freut sie sich über das Völkergemisch: An dem Counter vor ihr thront eine riesengroße Hererofrau. Im Schalterhäuschen daneben sitzt, wie zum Ausgleich, eine zarte Nama. Neben ihr ein Ovambomann, dem eine Ovambofrau folgt. Und rechts außen ein hochgewachsener Mann, den sie nicht einordnen kann. Vielleicht ein Damara. Natürlich sitzt hier kein Himba und kein San. Ob es wohl überhaupt welche gibt, die es in die Sicherheit einer Staatsanstellung schaffen? Sie leben auf dem Land, vielen fehlt die Schulbildung und die Vernetzung in die Bürokratie. Aber vor allem fehlt ihnen vermutlich die Neigung, im Morgengrauen an einem Schalter Papiere zu stempeln. Sie wollen draußen sein, im Busch, bei den Tieren - da, wo auch wir jetzt hinfahren könnten, wenn das hier endlich mal voranginge. Während sie ihren Gedanken zum namibischen Völkergemisch nachhing, ist die Schlange tatsächlich vorgerückt. Sie ist dran. Die große Hererofrau wirft ihr einen kurzen Blick zu, nimmt das Einreiseformular und die Zollanmeldung aus dem Pass und knallt einen Stempel hinein. „Baie dankie", sagt Charlotte und lächelt die Frau offen an. „Wave and smile", hat Wolf ihr mal als sein Erfolgsrezept für den Umgang mit namibischen Autoritäten verraten: „Immer lächeln und winken". Winken kommt hier natürlich nicht infrage und ihr Lächeln ist auch nicht von Dauer. Ein kurzer, prüfender Blick in den Pass hat ihr gezeigt, dass in ihrem Touristenvisum nur 14 Tage Aufenthaltsdauer eingetragen wurden, nicht die vier Wochen, die sie in ihrem Einreiseformular angegeben hatte - oder die drei Monate, die ihr eigentlich zustehen. „Sorry, Madam. Sie haben zu wenig Zeit eingetragen. Ich bin vier Wochen hier." Die Riesin guckt Charlotte unter schweren Lidern missmutig an, hebt kurz ihren fleischigen Arm und winkt den nächsten Reisenden, der schon nachgerückt war und ihr den Pass entgegenstreckt, zurück in die Schlange. „What is the matter?" [...]

Dies ist ein Auszug aus: Ombura! Ombura! Regen für Namibia, von Anna Mandus

Titel: Ombura! Ombura!
Untertitel: Regen für Namibia
Autorin: Anna Mandus
Genre: Roman
Verlag: Palmato Publishing
Hamburg, 2021
ISBN9783946205364 / ISBN 978-3-946205-36-4
Broschur,12 x 20 cm, 291 Seiten

Mandus, Anna im Namibiana-Buchangebot

Ombura! Ombura! Regen für Namibia

Ombura! Ombura! Regen für Namibia

Ombura! Ombura! Regen für Namibia ist der zweite Teil der Namibia-Trilogie, die mit dem Roman „Oppikoppi“ begann.

Licht und Schatten in Namibia (Band 2)

Licht und Schatten in Namibia (Band 2)

Licht und Schatten in Namibia: Band 2 berichtet Neues und Weiteres vom Alltag in ihrer Wahlheimat Namibia.

Oppikoppi: Auf Safari in Namibia

Oppikoppi: Auf Safari in Namibia

Das zweite Buch von Anna Mandus ist ein Namibia-Roman: Oppikoppi. Auf Safari in Namibia.

Licht und Schatten in Namibia

Licht und Schatten in Namibia

Nach vier Jahren Leben in Namibia berichtetet Anna Mandus freimütig über Licht- und Schattenseiten ihrer Wahlheimat.