Kamina: Des Kaisers Großfunkstation in Afrika, von Reinhard Klein-Arendt und Peter Sebald.

Kamina: Des Kaisers Großfunkstation in Afrika, von Reinhard Klein-Arendt und Peter Sebald. Margret Kopp, Togo-Contact. ISBN 9783000426315 / ISBN 978-3-00-042631-5

Kamina: Des Kaisers Großfunkstation in Afrika, von Reinhard Klein-Arendt und Peter Sebald. Margret Kopp, Togo-Contact. ISBN 9783000426315 / ISBN 978-3-00-042631-5

Kaminia: Telefunken in der deutschen Kolonie Togo 1911-1914. ( Reinhard Klein-Arendt; Peter Sebald; ISBN 978-3-00-042631-5)

Kaminia: Telefunken in der deutschen Kolonie Togo 1911-1914. ( Reinhard Klein-Arendt; Peter Sebald; ISBN 978-3-00-042631-5)

Im Zuge der Vorarbeiten zu 'Kamina: Des Kaisers Großfunkstation' gaben die Autoren den Gedanken auf, eine bloße Dokumentation in Wort und Bild herauszugeben. Stattdessen setzte vor allem Reinhard Klein-Arendt die Dokumentation ausführlich in den historischen Kontext, in dem sich das Kamina-Projekt bewegte. Im Jahre 2009 schließlich nahm Reinhard Klein-Arendt eine Einladung des Goethe-Instituts in Lomé wahr, dort einen Vortrag über die Geschichte des Bauprojekts Kamina zu halten. Auf derselben Reise führten die Autoren eine ausführliche Feldforschung auf dem Gelände von Kamina durch. Gelände und Realien wurden vermessen und kartographiert, so weit dies noch nicht anlässlich früherer Reisen Peter Sebalds geschehen war.

Reinhard Klein-Arendt  Peter Sebald  

Im Sommer des Jahres 1914 erlebten Afrikaner wie Europäer weit im Hinterland Westafrikas ein auf dem gewaltigen Kontinent neues Schauspiel europäischer Technik: drei 75 Meterhohe und sechs 120 Meterhohe stählerne Türme, aufgereiht auf einer Strecke von fast vier Kilometern, erstrahlten des Nachts im Schein elektrischer Beleuchtung. Viel erstaunlicher jedoch war die Funktion der Anlage: Von hier aus konnten Nachrichten mittels unsichtbarer elektromagnetischer Wellen über 5.000 Kilometer in alle Himmelsrichtungen versendet werden: bis hin zum Kontinent Europa, nach Deutschland, nach Berlin und zu den anderen deutschen Kolonien in Afrika, nämlich dem an der Westküste liegenden Kamerun und Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) sowie Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Ruanda, Burundi) bis zur Telefunkenstation in Liberia, dem damals de jure einzigen unabhängigen Staat in Westafrika sowie an alle Schiffe im südlichen Atlantischen Ozean. „Telefunken" oder „Telefunkengesellschaft" waren die populären Namen der deutschen „Gesellschaft für drahtlose Télégraphie", eine Bezeichnung, die das technische Prinzip des Sendens reflektierte. Telefunken hatte diese Funkstation zwischen 1911 und 1914 in Togo, der kleinsten deutschen Kolonie in Afrika, errichtet. Die Funkstation erhielt ihren Namen vom nahe gelegenen Dorf Kamina, und unter,,Kamina" wurde die Station dann auch weltweit bekannt. Bis dahin hatten nur die Namen von zwei Dörfern in Togo internationale Verbreitung erfahren: Togo, ein kleines, an der Küstenlagune gelegenes Dorf, gewann regionale  Bedeutung, als drei „Chefs" (traditionelle Oberhäupter) am 5. Juli 1884 mit dem zu Kolonialerwerbungen nach Afrika entsandten deutschen Reichskommissar Dr. Gustav Nachtigal einen Protektoratsvertrag abschlossen, weil ihr Dorf in diesem Vertrag zum „Königreich" erhoben wurde. Später benannte die deutsche Regierung die Kolonie nach diesem Ort. Lomé' war 1877 als Handelsplatz am offenen Sandstrand des Atlantik begründet worden, als die britische Administration der Gold Coast Colony 1879 die Ostgrenze der Kolonie (heute Ghana) nach Aflao vorgeschoben hatte. Der am 6. Juli 1884 hiergesetzte deutsche Grenzpfahl begünstigte den Import-Export-Handel von Lomé derart, dass sich der Ort rasch vergrößerte und zum bedeutendsten Handelsplatz der Kolonie aufstieg. 1897 verlegte das deutsche Gouvernement den Regierungssitz hierher. Die internationale Verbreitung beider Namen war jahrzehntelang mit europäischer Kolonialpolitik verbunden, bevor 1960 Togo die Eigenstaatlichkeit erlangte. Togo(ville) ist derweil das kleine Dorf geblieben, das es 1884 war, während sich die Einwohnerzahl von Lomé heute der Millionengrenze nähert. Dass ein Dorf in Togo den Namen Kamina führte, wurde selbst dem deutschen Gouvernement in Lomé erst 1911 bekannt, als der Telefunken-Ingenieur Baron Codelli bei diesem Dorf den Platz für eine transkontinentale Funkstation auswählte und dort drei 75 Meter hohe Türme für eine Empfangsanlage installierte. In Deutschland nahm man von „Kamina" erst dann verstärkt Kenntnis, als 1912 im Großen Generalstab entschieden wurde, an dieser Stelle auch eine Sendeanlage mit transkontinentaler Kapazität zu erbauen. 1914 war die Station fertiggestellt, über 5.000 Kilometer, teils auch über 7.500 Kilometer bis nach Amerika reichten die Funksignale. Es war eine der ersten derartigen Funkanlagen in der Welt, und mancher hat sicherlich erst damals von der etwa 87.900 Quadratkilometer großen Togo-Kolonie Kenntnis genommen. Dass Kamina eine derartige weltweite Beachtung erfuhr, war nicht zuvorderst auf staatliche koloniale Initiative zurückzuführen, anders als bei „Togo" und „Lome". Vielmehr hatten private Geschäftsinteressen des 1903 gegründeten Telefunkenkonzerns bedeutenden Anteil daran. Die Kaiserliche Regierung mit ihrer Weltpolitik förderte das Projekt allerdings entscheidend, indem sie, über das Reichspostamt, die Finanzierung sicherstellte; der Große Generalstab als Leitinstanz für die militärische Planung entschied für den Standort Kamina und drängte auf den schnellstmöglichen Aufbau der Station. Zu diesen Interessenten gesellten sich andere Ministerien wie das Reichsmarineamt, das an Relaisstationen für die Kommunikation mit Schiffen auf allen Ozeanen interessiert war, sowie das Reichskolonialamt, das eine schnelle und ungehinderte telegraphische Verbindung von Berlin mit seinen vier afrikanischen Kolonien sowie der Kolonien untereinanderanstrebte. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Kamina: Des Kaisers Großfunkstation in Afrika, von Reinhard Klein-Arendt und Peter Sebald.

Titel: Kamina. Des Kaisers Großfunkstation in Afrika
Untertitel: Telefunken in der deutschen Kolonie Togo 1911-1914
Autoren: Reinhard Klein-Arendt; Peter Sebald
Genre: Ortsgeschichte; Technikgeschichte
Verlag: Margret Kopp, Togo-Contact
Maisach, 2013
ISBN 9783000426315 / ISBN 978-3-00-042631-5
Broschur, 17 x 24 cm, 224 Seiten, zahlreiche sw- und Farbfotos

Klein-Arendt, Reinhard und Sebald, Peter im Namibiana-Buchangebot

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