Geschichten aus Südwestafrika, von Hans Grimm
In seinen Geschichten aus Südwestafrika erzählt Hans Grimm von Farmen, Menschen und Schicksalen.
Farm am Fluß
Wer Stunde um Stunde um Stunde im Kraftwagen durch das südliche Südwest gerollt ist, hat das Land in Erinnerung als unermeßliche gelbe und, wo der Boden verwitterter roter Tonschiefer zu sein beginnt, als unermeßliche rote Steppe; am nie erreichbaren Himmelsrande bleibt stets ein Bergrücken oder ein einzelner Berg bald weiß, bald blau, bald grauschwarz aufgebaut. Daß über der heißen, trockenen Steppenwelt sich anderes ereignen könne als leuchtende und meist brennende Sonne und wärmeres und kühleres Mondlicht und als eine verschwenderische Sternenpracht, scheint beinahe unfaßbar. Aber das breite flache Bett des Fischflusses ist da. Und die tiefen Massen feingemahlenen Sandes des Bettes und das schwere Schwemmholz und das trockene Spülicht, das von den Giraffenakazien und Weißdornbäumen der Flußränder aufgefangen wurde, und endlich entwurzelte Randbäume selbst zeigen an, daß zu irgendeiner unglaublichen Zeit aus unglaublich vollen Wolken unglaubhafter Regen fallen und das Wasser blindwütig durch die Steppe treiben muß. Dem flachen breiten Bette des Fischflusses schiebt sich fast ebenso breit und fast ebenso flach das Bett des Leverflusses zu. Die breite Leverflußrinne kommt von dem Schwarzrande her. Die Natur hat die Rinne eingefaßt mit weiten Sanddünen. Die Dünen sind silbern, die Ebene außerhalb der Dünen ist der rote Toroboden. Am Rande der Dünen, dort wo der fein', gemahlene Sand übergeht in den gewachsenen roten Boden mit rotem Toroschotter, hegen in Südwester Abständen die einsamen Gehöfte der Farmen. Vom Tage der Besiedelung durch Weiße bis zum Jahre 1907 hat keines der seltenen Hochwasser, die durch die Rinne erschienen und verschwanden, ein Gehöft gefährdet, und davon, daß Hochwasser über die fünfhundert Meter Dünen hinausreichen könne, wußte auch kein Hottentott zu erzählen, obgleich vor den Deutschen die Hottentotten sich achtzig Jahre für die Herren dieses Landstriches hielten und hier jagten. Das eine der Gehöfte am Leverflusse hatte sich der Farmer Koch gebaut auf seiner Farm Kabieis. Er war als nicht ganz junger Soldat mit der ersten kaiserlichen Truppe von Deutschland nach Südwest gekommen, weil ihn etwas das unbürgerliche Abenteuer und noch mehr die bürgerliche Aussicht lockte, daß jeder Soldat, wenn seine Zeit um wäre, ein bedeutendes Stück Neuland zu Eigentum erhalten sollte. Es hatte dann bei ihm auch alles so weit seine Richtigkeit gehabt. Er erlebte das Land im Feldzug und Frieden, er wurde von dem Reiterleben nicht verdorben, er trank nicht, er bekam genau die Farm, die er wünschte, er arbeitete von Anfang an, er konnte sich die Frau, die er schon zu Hause gewollt hatte, nachkommen lassen; er galt als besonders tüchtiger Farmer, und er und die Frau zusammen gewannen darüber hinaus einen geachteten und freundlichen menschlichen Namen. Sie lebten in kinderloser Ehe. Im Jahre 1915 hatte sich das ungerüstete deutsche Schutzgebiet Südwest an die eindringende Überzahl der südafrikanischen Buren und Engländer vorläufig ergeben auf das hin, was in Europa aus dem Kriege der Großen werde. Bei den Deutschen und eigentlich auch bei den Eindringlingen zweifelte von 1915 bis 1918 niemand an der Wiederkehr der deutschen Herrschaft. [...]
Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Geschichten aus Südwestafrika, von Hans Grimm.
Titel: Geschichten aus Südwestafrika
Autor: Hans Grimm
Verlag: Klosterhaus-Verlag
Lippoldsberg, 1951
Original-Leinenband, 11x18 cm, 194 Seiten
Grimm, Hans im Namibiana-Buchangebot
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