Diri: Ein Buschmannsleben, von Bernhard Voigt.
In seiner Erzählung 'Diri' beschreibt Bernhard Voigt das Leben eines Buschmanns und die Kulturkollisionen der Buschleute mit schwarzen und weißen Nachbarn.
Bernhard Voigt Heiner Rothfuchs
[...] Aber das sorglose Glück der Buschleute wurde eines Tages jäh zerstört. Es mochte drei oder vier Geschlechterfolgen her sein, da wurden sie, als sie wieder einmal aus dem Sandfeld zurückgekehrt waren und sich am wärmenden Feuer zum Schlaf niedergelegt hatten, von einer großen Schar riesiger, schwarzer Krieger umringt und gefangen genommen. Herero nannten sich die Fremden, die samt Weib und Kind und mit stattlichen Rinderherden und allerlei anderer Habe ihre Ur-Heimat im Norden verlassen hatten, um sich hier, im besten Weidegebiet, eine neue Heimat zu gründen. Landeskundige Hirten und Helfer beim Tränken konnten sie gut gebrauchen; daher machten sie die Buschleute zu Sklaven, nicht für lange freilich, denn sobald der erste Regen fiel, war das gesamte Buschvolk über Nacht entwischt, untergetaucht im Sandfeld der Kalahari. Als dann die Trockenzeit sie dazu zwang, kehrten sie wieder zurück. Sie kamen nicht mehr unvorbereitet, aber ihre Absichten waren durchaus friedlich; sie wollten sich in ihrem alten Wohngebiet versteckt halten, im Dornbusch jagen und nur Wasser holen an ihren altbekannten Stellen. Dabei gingen sie von der Vorausetzung aus, daß jeder vernünftige Mensch sich ein bis zwei Stunden abseits vom Wasser lagere, um das Wild nicht an der Tränke zu vergrämen. Aber diese Herero! Waren sie so dumm oder so bösartig? Sie lagerten ja unmittelbar am Wasser! Alles Wild hatte sich verzogen, die Jagd wurde zur schweren und oft ergebnislosen Arbeit; ein zahlreiches Jägervolk konnte sein Leben nicht mehr fristen, und der Krieg wurde zur Notwendigkeit. Er dauerte viele, viele Jahre, die niemand zählte. Sobald ein Buschmann sich an einen Herero heranschleichen konnte und zugleich für sich eine Gelegenheit zum Entwischen sah, brachte er seinen Giftpfeil an, und wenn es den Herero gelang, ein Feuer der Buschleute nachts zu umzingeln, so blieb selten einer von den kleinen Gelben übrig, der von dem qualvollen Martertod der andern berichten konnte. Immer geringer wurde die Zahl der Buschleute, und sie wären wahrscheinlich ganz ausgelöscht worden, wenn die Herero nicht den Kriegszustand satt bekommen hätten, weil er solche Verluste kostete, weniger an Menschenleben als an ihren geliebten Rindern, was sie viel tiefer traf. Der Krieg endete ohne Friedensschluß in einem Zustand, der zwar unsicher und unklar war, sich aber doch einigermaßen ertragen ließ. Für die Dauer der Trockenzeit duldeten die Herero die paar übriggebliebenen Buschleute in dem von ihnen besetzten Gebiet, betrachteten sie aber als ihre Sklaven, als ihre Viehhirten. Selbstverständlich eigneten sich die kleinen Gelben nicht zu einer verständigen Viehzucht; aber sie bekämpften wenigstens das Raubzeug, das die Rinder bedrohte, sie fanden die Spuren verirrter Tiere mit erstaunlicher Sicherheit und vergriffen sich niemals an den Herden, die ihnen anvertraut waren. Dafür durften sie die Wasserstellen benutzen, abseits davon jagen und Feldkost suchen. [...]
Dies ist ein Auszug aus der Erzählung: Diri. Ein Buschmannsleben, von Bernhard Voigt.
Titel: Diri
Untertitel: Ein Buschmannsleben
Autor: Bernhard Voigt
Illustration: Heiner Rothfuchs
Verlag: Ludwig Voggenreiter
Potsdam, 1940
Original-Leinen, 12x19 cm, 158 Seiten
Voigt, Bernhard und Rothfuchs, Heiner im Namibiana-Buchangebot
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