Das Deutsche Südwester-Buch, von Hans Grimm
Das Deutsche Südwester-Buch schrieb Hans Grimm nach eineinhalbjährigem Reisen und Recherchieren im Südwestafrika der späten 1920er Jahre.
Farm im Sandfelde
Wenn die Windhuker von Großwildjagd zu sprechen anfangen, fällt nach einer Weile der Name Krug. Bei Krug fahren sie durch mit ihren Kraftwagen, bei dem Kurhessen Krug auf Okatjosonjiva, wo die selbstgebetenen Gäste in der Jagdzeit zwischen April und September nie aufhören, schlafen sie gewöhnlich die erste Nacht. Das Farmhaus liegt zweihundert Kilometer von Windhuk. Das ist im Kraftwagen eine bequeme Tagereise. Hinter Krug beginnt zwischen den beiden Omiramben Epukiro und Eiseb der noch menschenfreie Teil des Sandfeldes, menschenfrei, wenn man die paar bewohnten einsamen Farminseln in der Steppe, Eichhoffs großes Okamatangara, von Stettens Okatjekori und der ganz entfernten und fast sagenumwobenen Frau Bulliks Alexeck am Rande der Kalahari nicht rechnet, wenn man die verlassenen Farmen Evare, Evaruse, Okapaue und das wiederum weltenverlorene Okatombaka-Spatzeneck richtig nicht zählt, und wenn man zuletzt die streifenden Buschmannsippschaften, die heute hier und morgen dort innerhalb ihres angeeigneten Jagdgebietes sich ihre Windschirme verborgen errichten und ihre kleinen Koch- und Wärmfeuer brennen haben und gelegentlich zu ihren Jagdzwecken gegen Winterende bei springendem Winde die gefährlichen Steppenbrände entzünden, ausläßt. Soll einer das Land beschreiben, muß er sagen: Bei Krug ist es um Pfannen mit Kalkboden und gelegentlichen eingefallenen Hererowasserlöchern eine beinahe tennenglatte Fläche mit großartigem, weitläufigem Bestände sehr alter hoher Giraffenakazien (Kameldornbäume). Unter den Bäumen hat vor einer Reihe von Jahren ein Wirbelsturm sich Opfer gesucht und über eine lange Zickzackstrecke einzelne Riesenkerle umgerissen; sie recken nun solange ihre Skelettarme von sich, bis ein Mensch sie verbraucht oder ein Grasfeuer sie verzehrt, oder bis sie, und das wird bei der ungeheuren Trockenheit der Luft unglaublich langsam zugehen, durch Verwitterung aufgelöst werden. Hinter Krug, wo von der größten, exerzierplatzartigen Pfanne der Omuramba Epukiro seinen Ursprung nimmt, und nun als breite, flache, mit dichtem Dorn bestandene Furche sich durch die Steppe windet, hinter Krug nordöstlich, sind Tenne und Glätte zu Ende; die Steppe bleibt wohl meilenweite, aber sacht gewellte und durch viele kleine bebuschte, bald dem Eiseb, bald dem Epukiro zuziehende Nebenomiramben zerschnittene Ebene. Giraffenakazien und Bastardkameldorn kommen noch vor, nur sie stehen nicht länger in eindrucksvoller, großartiger, weiter Gemeinschaft und sind noch nicht ansehnlich; zu ihnen, zum Weißdorn und Hakendorn gesellen sich außer den dornlosen Nonibäumen, dem Witgat der Buren die Laubbäume, der Apfelblattbaum, Omupandu der Herero, und schließlich, je sandiger und ärmer der Boden nach Osten zu wird, das Gelbholz. Die Grasarten wachsen auf der Steppe hinter Krug licht und lose bis zum Pferdebauch; an den Stellen guter Weide, an den Rammel- und Sammelplätzen der großen Antilopen, da zum Beispiel sämtliche Oryxantilopcn eines Umkreises ihre Besuchskarten in Form eines Häufchens zweitäglich abzugeben scheinen, ist das Gras plötzlich abgeäst oder in den Boden hineingetrampelt. Zwischen dem lichten, hohen Grase haben die Erdferkel, so redet man sich gegenseitig nach, aber Stachelschwein und andere Wühler werden ihren reichlichen Anteil daran haben, Loch an Loch gebuddelt. Der besuchende Reiter auf Jagd sieht sich einer trotz Voraussage unerwarteten Aufgabe gegenüber; er möchte über die Steppe spähen, er möchte von weither die Ränder der bebuschten Omiramben absuchen nach Großwild, das sich durch Losung und Spuren in schier verwirrender Masse anzuzeigen scheint, und muß zugleich oft viele Kilometer weit Schritt für Schritt zusammen mit dem Pferde, den trügerischen Boden beobachten, so trügerisch mit seinen tiefen Löchern, daß er selbst dem Wilde, am meisten der schweren Elenantilope, gefährlich werden kann. [...]
Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Das Deutsche Südwester-Buch, von Hans Grimm.
Titel: Das Deutsche Südwester-Buch
Autor: Hans Grimm
Verlag: Albert Langen
München, 1929
Original-Leinenband, 16x23 cm, 429 Seiten
Grimm, Hans im Namibiana-Buchangebot
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