100 Jahre Kirchengebäude der ELKIN (DELK) Gemeinde Swakopmund 1912-2012, von Erhard Roxin et al.

100 Jahre Kirchengebäude der ELKIN (DELK) Gemeinde Swakopmund 1912-2012, von Erhard Roxin et al. Deutsche Evangelisch-Lutherische Gemeinde Swakopmund. Namibia 2012

100 Jahre Kirchengebäude der ELKIN (DELK) Gemeinde Swakopmund 1912-2012, von Erhard Roxin et al. Deutsche Evangelisch-Lutherische Gemeinde Swakopmund. Namibia 2012

Das Titelblatt der Festschrift '100 Jahre Kirchengebäude der ELKIN (DELK) Gemeinde Swakopmund 1912-2012' zeigt ein historisches Foto der noch jungen Swakopmunder Kirche mitten in der Wüste, im unwirtlichen Streifen der Südwestküste des Kontinents. Das Schiff der Kirche war hier sozusagen an Land gegangen und verankert worden.

Erich Hertel  Dieter Esslinger  Dörte Witte  

Das Kirchengebäude der ELKIN (DELK) Gemeinde Swakopmund aus der Sicht eines Architekten

(von Erhard Roxin) Im Archiv der Gemeinde Swakopmunds sind Originalpläne von drei verschiedenen Entwürfen für ihre Kirche. Der erste Entwurf stammt aus dem Jahre 1897. Diese Kirche sollte aus hölzernem Fachwerk entstehen, wurde aber nie ausgeführt. Ein zweiter Satz Pläne von einem Kirchenbau für Swakopmund, geplant von den Baugewerksmeistern, Gebrüder Bauer, die vieles in Swakopmund geplant und gebaut hatten, liegt auch vor. Leider sind die Entwurfspläne nicht datiert. Auch wenn es tolle Zeichnungen sind, können wir Swakopmunder froh darüber sein, dass ein Herr Otto Ertl gerade zu der Zeit als Hafenbaumeister ins Land kam und den dritten Entwurf für unser schönes Gotteshaus anfertigte, welcher letztendlich ausgeführt wurde.

Das Grundstück

1907 kauft die Gemeinde Swakopmund das Grundstück von der DKGfSWA (Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika). Nach Beschwerden der Gemeinde, dass die Regierung eine Reihe von Plätzen der DKGfSWA zugewiesen hat zum Bau öffentlicher Gebäude wie Kirchen, Schulen, usw. und die katholische Gemeinde auch ihren Bauplatz kostenlos erworben hat, wurde der Kaufvertrag, zumindest teilweise, rückgängig gemacht. Regierungsbaumeister Otto Ertl (geb. 1877) tritt am 9. Juli 1906 als Vorsteher des Hafenamtes in Swakopmund, in den Kolonialdienst ein. Am 9. April 1909 verlässt er die Kolonie nach 3jähriger Verpflichtungszeit. [...] Eine Blaupause der Baupläne, datiert Januar 1909, ist im Namibia National Archiv zu finden. Die Pläne wurden am 24.10.1910 eingereicht und eine Woche später am 31. 10. 1910 genehmigt. Es wurde sofort mit dem Bau begonnen, denn am 18. Dezember 1910 war die Grundsteinlegung; Ende März 1911 war der Rohbau fertiggestellt. Die Bauabnahme der Kirche fand am 3. Januar 1912 statt und am 7. Januar wurde die Kirche feierlich eingeweiht.

Der Entwurf

Blick auf die Kirche: Um den Passagieren der in den Hafen/Mole einlaufenden Dampfer das Blickfeld auf die künftige Kirche freizugeben, bittet der Gemeindekirchenrat, die Straße teilweise zu verlegen. Die DKGfSWA antwortete darauf, dass wegen der vielen Katasterschwierigkeiten der Antrag abgelehnt werden müsse. Doch wenn man sich die Stadtplanung genauer anschaut, scheint es, als würde man dem Wunsch der Gemeinde entgegengekommen sein. Das große Grundstück westlich der Kirche wird in kleine Grundstücke aufgeteilt und ein kleines Dreieck genau gegenüber der Kirche wird der Straße zugegliedert. Mit dem leichten Knick in der Poststraße und der Schrägstellung der Kirche auf dem Grundstück ist der Blick von der See her der Kirche voll ausgesetzt. Orientierung: Die neue Kirche wird so weit wie möglich an die Poststraße (jetzt Daniel Tjongarero Street) gerückt und mit der Front zum Meer nach Westen orientiert. Die Kirchenbaunorm besagt, dass der Kirchturm im Zentrum der Fassade oder mit zwei Türmen angeordnet wird (einer an jeder Seite). Jedoch Architekt Otto Ertl hat den 26 Meter hohen Turm einseitig angeordnet und nicht auf die Straßenecke des Grundstückes um diese zu betonen, nein, er plante sie auf die Südseite. Diesen Entschluss musste Ertl heftig gegen den Kirchenrat verteidigen, was er mit Erfolg tat. Seine überzeugende Rechtfertigung des Entwurfs war, dass seine Westansicht durch die seitliche Anbringung des Turmes verbreitert wurde und die Wirkung einen prachtvollen Eindruck ergab. Die Südansicht, also die Ansicht von der Hauptstraße her, wird durch den vorgezogenen Turm nun auch zu einer Frontfassade. Pastor Hasenkamp schreibt nach der Kircheneinweihung: „Wenn ich direkt vor den Längsseiten der Kirche stehe, dann will's mich dünken, da der Turm nicht recht organisch aus dem Bau hervorwachse, sondern nur wie ein Glied, das auch fehlen könnte, an ihm angeheftet sei. Wenn ich aber von Westen her, etwa von der Post aus, den Bau betrachte, dann macht die Kirche einen so prachtvollen Eindruck, dann reden Turm und Giebel in der edlen Sprache ihrer Formen und Farben so überzeugend zu meinem Herzen, dass ich bekennen muß: Der Baumeister hat doch recht gehabt." [...]

Dies ist ein Auszug aus: 100 Jahre Kirchengebäude der ELKIN (DELK) Gemeinde Swakopmund 1912-2012, von Erhard Roxin et al.

Titel: 100 Jahre Kirchengebäude der ELKIN (DELK) Gemeinde Swakopmund 1912-2012
Redaktion: Heinz-Werner Remmert, Gudrun Berens, Birgit Roxin, Klaus-Peter Tietz, Verena Buchert, Uwe Buchert, Erhard Roxin und Dörte Witte
Herausgeber: Deutsche Evangelisch-Lutherische Gemeinde Swakopmund.
Swakopmund, Namibia 2012
Broschur, 17 x 24 cm, 90 Seiten, zahlreiche sw- und Farbfotos

Remmert, Heinz-Werner und Berens, Gudrun und Roxin, Birgit und Tietz, Klaus-Peter und Buchert, Verena und Buchert, Uwe und Witte, Dörte und Esslinger, Dieter und Hertel, Erich und Roxin, Erhard im Namibiana-Buchangebot

100 Jahre Kirchengebäude der ELKIN (DELK) Gemeinde Swakopmund 1912-2012

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Kirchen-, Missions- und Ortsgeschichte in 100 Jahren: Das Kirchengebäude der ELKIN (DELK) Gemeinde Swakopmund von 1912 bis 2012.

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