Als Farmerin in Deutsch-Südwest oder Um Scholle und Leben, von Lydia Höpker

Als Farmerin in Deutsch-Südwest oder Um Scholle und Leben, von Lydia Höpker. Herausgeberin: Edna Will. Otavi, Namibia 1997. ISBN 999630546 / ISBN 999-6-30-54-6

Als Farmerin in Deutsch-Südwest oder Um Scholle und Leben, von Lydia Höpker. Herausgeberin: Edna Will. Otavi, Namibia 1997. ISBN 999630546 / ISBN 999-6-30-54-6

Als Farmerin in Deutsch-Südwest oder Um Scholle und Leben, von Lydia Höpker. Der folgende Text stammt aus dem Kapitel "Eine weiße Missis muß alles können".

Eine weiße Missis muß alles können.

Sehnlichst wünschte ich mir als kleines Mädchen die Pantoffeln des kleinen Muck. Sie standen sogar auf meinem Weihnachts-Wunschzettel. Dreimal mußte man sich auf ihnen herumdrehen, und, hast du nicht gesehen, flog man fort in ein fernes, märchenhaftes Land. An diese Wunderpantoffel mußte ich denken, als ich eines Morgens auf Farm Kayas in den ersten Frühlichtsstrahlen im Ziegenkraal stand, eine ehrwürdige Ziegenmama zwischen den Beinen, ein Eingeborenenweib daneben mit einem kleinen Zicklein, diesem gut zuredend und ihm das volle Euter in das Maul stopfend. Ich sah stumm und aufmerksam dieser Tätigkeit zu, sehr bedacht, mir in keiner Weise eine Blöße zu geben. Denn das war mir gleich klar: eine weiße Missis, die nicht alles kann, hat verlorenes Spiel bei den Eingeborenen. Heroisch überwand ich meine Angst vor dem großen Ziegentier. Es sah mich mit recht bösen, funkelnden Augen an, und ich traute ihm nichts Gutes zu. Seine mächtigen Hörner und sein wilder Bart waren für mich, die ich aus der Stadt kam und derartige Tiere nur aus Büchern kannte, reichlich beängstigend. Ich atmete auf, als ich wieder heil draußen war und mit meinem Eingeborenenweib nach dem Kuhkraal gehen konnte. Dort erwarteten mich weitere Schrecken. Zwei Schwarze rannten einer wilden Kuh nach, um sie mit einem Riemen zu fangen und an den Hinterbeinen zu fesseln. Sie machten dies recht geschickt und hatten das Tier auch bald beruhigt, dann holten sie das Kälbchen, ließen es ansaugen, und darauf begann die Melkerei. Ich schwitzte noch manchen Angsttropfen, bis all die Kühe mit ihren großen Hörnern gemolken waren; jedesmal dachte ich: jetzt ist es um dich geschehen. So ging der Tag an. Mäh und Muh machte es an allen Ecken und mir schwirrte der Kopf von all dem Neuen. Gestern hatte ich hier meinen Einzug gehalten. Eine Karre, mit vier Ochsen bespannt, erwartete mich an der Bahnstation, dabei standen zwei Eingeborene. Der eine davon war so lang, daß er mühelos über alle Dächer gucken konnte, ohne sich zu strecken. Er grinste freundlich, nahm mein Gepäck in Empfang und verstaute es. Ich selbst kletterte ziemlich erwartungsvoll und freudig auf die Karre: dies war meine erste Fahrt durch den Busch. "Wop!", schrie der Lange und schwippte mit seiner großen Peitsche. Ein Ruck, meine vier munteren Ochsen setzten sich in Trab. Ich flog nach hinten, die Beine in der Luft. Nachdem ich mich wieder gesammelt hatte, hätte ich mich gerne angenehmen Träumen hingegeben und die herrliche Gegend betrachtet; doch meine Ochsen ließen das nicht zu. In rasendem Galopp ging es weiter über Steingeröll, Baumstämme und Löcher, daß mir Hören und Sehen verging. Krampfhaft hielt ich mich fest, kaum hoffend, noch lebend davon zu kommen. In mein Schicksal ergeben, fuhr ich weiter, mit tränenden Augen, umgeben von Wolken Rauches, die die Schwarzen ausstießen; manchmal kam auch ein Sprühregen auf mich vom Ausspucken. "Dies ist also eine Ochsenkarrenfahrt", dachte ich erschüttert. Nach einigen Stunden deutete der riesenhafte Herero in den Busch: "Kayas", sagte er. Ich sah zwar nichts als grüne Bäume, nickte aber begeistert. Nun klopfte mir aber doch etwas das Herz; wie wird es dir dort ergehen, dachte ich, denn ich hatte von einer Farm ziemlich nebelhafte Begriffe. Mit einem heftigen Ruck hielt die Karre, ich machte zur Abwechslung eine Verbeugung nach vorn, sammelte mich notdürftig und kletterte schleunigst von dem Gefährt herunter, froh darüber, daß ich außer einem Wespenstich mit heiler Haut davon gekommen war. Ein junger Mann mit einem Räuberhut kam mit wuchtigen Schritten angestapft. .[...]

Dies ist ein Auszug aus: Als Farmerin in Deutsch-Südwest oder Um Scholle und Leben, von Lydia Höpker.

Titel: Als Farmerin in Deutsch-Südwest oder um Scholle und Leben
Autorin: Lydia Höpker
Genre: Memoiren
Herausgeberin: Edna Will
Otavi, Namibia 1997
Druck: Superprint, Swakopmund
ISBN 999630546 / ISBN 999-6-30-54-6
Originalbroschur, 14 x 20 cm, 142 Seiten, etliche sw-Abbildungen

Höpker, Lydia im Namibiana-Buchangebot

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