Sie sind Namibier, sie sind Farmer und sie gehören einer Minderheit an: Hartwig von Seydlitz und Ben Mbai verbindet vieles. Einziger Unterschied: Der eine ist Deutscher, der andere ist Herero. Ihre Familiengeschichten stehen daher sinnbildlich für die Entwicklung Namibias seit der Kolonialzeit. Radio Bremen hat sich diesen Umstand zunutze gemacht und die beiden Farmer und ihren familiären Hintergrund im Dokumentarfilm „Namibia. Eine Heimat, zwei Welten“ porträtiert.
Der Film ist unaufgeregt, sachlich und nimmt seine Protagonisten ernst, er will nicht polarisieren, sondern verstehen. Mit diesem Ziel zeichnet er nach, was Deutsche und Hereros trennt und was sie verbindet. Kritische Themen bleiben dabei nicht außen vor: Die Ereignisse am Waterberg, die anschließende Landnahme weißer Siedler und die daraus resultierende Landfrage werden ausführlich behandelt und aus zwei Perspektiven beleuchtet. Die Hinwendung vieler Südwester zum Nationalsozialismus ist ebenfalls ein Thema des Films. Die Dokumentation zeigt aber auch, wie eng die Geschichte der beiden Volksgruppen ineinander verschlungen ist. Ben Mbai hat einen deutschen Urgroßvater, seine Frau einen deutschen Opa. Ähnlich ist das bei von Seydlitz: Sein Großvater hatte ein Kind mit einer Herero, zu dem er immer stand. Außerdem arbeiten auf seiner Farm seit vielen Generationen Mitglieder einer Herero-Familie. Stets war man aufeinander angewiesen, beging gemeinsame Rituale, die Kinder spielten zusammen. Auch in der weiteren Geschichte Namibias befanden sich Deutsche und Herero unversehens auf derselben Seite. Eingeklemmt zwischen SWAPO und Südafrika setzten sich beide Volksgruppen in den Jahrzehnten vor der Unabhängigkeit für eine friedliche Lösung des Konfliktes ein.
Termin: 14.09.2015 ab 23:30 Uhr
TV-Kanal: ARD