Unser Land Südwestafrika, von H. M. LangHeinrich

Unser Land Südwestafrika, Land der Wunder und der Märchen, von H. M. LangHeinrich. Windhoek, Südwestafrika 1977. ISBN 0620070471 / ISBN 0-620-07047-1

Unser Land Südwestafrika, Land der Wunder und der Märchen, von H. M. LangHeinrich. Windhoek, Südwestafrika 1977. ISBN 0620070471 / ISBN 0-620-07047-1

Unser Land Südwestafrika, von H. M. LangHeinrich: Wer die Fata Morgana nicht selbst erlebt hat, glaubt sie kaum. Zu den Großen Sommerferien, Dezember-Januar, hatte ich den fünfzehnjährigen Leslie bei mir.

Um ihn zu unterhalten, fuhr ich mit ihm von Walvis Bay aus über Swakopmund und Wlotzkas Baken nach Henties Bay, das ich noch nicht kannte. Es war damals mit seinen vielen Umwegen und Schleifen sehr weit weg. Die direkte Teerstraße wurde erst viel später gebaut. Wir fuhren zunächst noch in Sicht der See am Rande der schrecklichen Wüste Namib entlang. Da - plötzlich sahen wir ganz herrliche, wildbrausende Wasserfälle in wallenden Kaskaden sich in den Ozean ergießen! In ihrer berauschenden Wildheit hätten sie schon längst zur Weltberühmtheit werden sollen! „Wunderbar!" rief Leslie begeistert aus. Ich schwieg, weil ich sie schon kannte. Denn als wir näherkamen, wurden die schönen Wasserfälle immer geringer und kleiner, und schließlich waren es nur noch riesige, schneeweiße Salzgebirge, aufgeschüttet durch Menschen- und Maschinenkraft zur Lagerung im Freien bis zum endlichen Abtransport nach Südafrika zu den Salzraffinerien. „Wie konntest du nur direkt am Rande des Ozeans im flachen Sande so prächtige Wasserstürze vermuten?" fragte ich Leslie, „Fata Morgana!" Vor uns lag die Straße tief unter Wasser. Am Wegrande winkten lebhaft große Menschen, flatterten auf langen Stangen kräftige Fahnen! Kamen wir aber näher, so lag die Straße trocken da, die Menschen schrumpften zu kleinen, zerbrechlichen Wüstensteinen zusammen, die, als Landmesserzeichen gesetzt, kaum wadenhoch waren. Die flatternden Fahnen erwiesen sich lediglich als etikettkleine Nummernzeichen an winzigen Eisenstangen, etwas über knöchelhoch. Fata Morgana! Ein roter, mächtiger Möbelwagen auf sehr hohen Rädern, durch die man das blaue Wasser auf der Straße sehen konnte, kam uns entgegen. Verwundert dachte ich: Solch ein Riesenwagen hier am Ende der Welt? Doch beim Näherkommen wurde er kleiner und kleiner, schrumpfte in sich zusammen und fuhr als roter, gewöhnlicher Volkswagen an uns vorüber. Fata Morgana! Aber rechts flatterte ein riesiges Gebirge lebhaft im blauen Wasser! „Geh nicht hin," riet ich Leslie, „denn dieses nahe Gebirge liegt in der Wüste Namib und ist in Wirklichkeit tageweit entfernt! Und ehe du es erreichst, bist du schon vorher verdurstet. Denn durch die Namib von hier aus bis nach Angola gibt es keinen Tropfen oberirdisches Wasser. Du stolperst, fällst hin, raffst dich wieder auf, stolperst weiter, bleibst liegen. So ganz allein in der nackten Namib! Nein, du bist nicht allein. Ein Wilder Buschmann hat dich tagelang beobachtet. Und geht nun fort. Er raubt dich nicht aus, denn er braucht nichts. Er will nur eines: Seine Freiheit in seinem Gebiet, der Wüste Namib. Er weiß, wo er nach Wasser graben kann, das tropfenweise in seine leere Straußeneierschale hineinsickert. Er lebt von einem Nichts. Und er ist zufrieden. Sonne, Himmel, Weite, alles ist sein. Einige ausgegrabene Zwiebeln und die bitteren Schammas (kleinkürbisartige Früchte, deren Ranken auf dem dürren Boden kriechen), was braucht er mehr?" Wir kamen nach Gertruds Baken, wo 1955 am Sonntagnachmittag im Nebel nahe am Strande ein Frachter aufgelaufen war. Einer von der Mannschaft wagte sich mit einem Seil durch die Brandung an den Strand, befestigte dort das Seil und empfing die Waren und die Mannschaft, die am Seil entlanggerutscht kamen. Lebensmittel, Zelte und Zubehör wurden geborgen für ein Dasein an Land. Tagelang bemühte man sich um die Rettung des Schiffes. Vergeblich. So wurde die Zuckerfracht beizeiten herausgeholt, das Schiff brach auseinander, wurde abgewrackt und als Alteisen verkauft. Das was das Ende der „NATAL COAST". Wir kamen nach Wlotzkas Baken, einer kleinen Siedlung am Meer mit primitiven Häusern. Damals gab es dort noch keine Wasserleitung, kein elektrisches Licht, keinen Laden, keine Post, alles Nötige mußte aus Swakopmund erst herbeigeholt werden. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Unser Land Südwestafrika, von H. M. LangHeinrich.

Titel: Unser Land Südwestafrika
Untertitel: Land der Wunder und der Märchen.
Autor: H.M. LangHeinrich
Selbstverlag H. M. LangHeinrich
2. Auflage. Windhoek, Südwestafrika 1977
ISBN 0620070471 / ISBN 0-620-07047-1
Originalbroschur, 15 x 21 cm, 88 Seiten, 13 sw-Abbildungen

LangHeinrich, H. M. im Namibiana-Buchangebot

Unser Land Südwestafrika

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Unser Land Südwestafrika, Land der Wunder und der Märchen: Geschichten und Anekdoten.