Teile und herrsche: Die Aufteilung Afrikas 1880-1914, von Hendrik L. Wesseling

Teile und herrsche: Die Aufteilung Afrikas 1880-1914, von Hendrik L. Wesseling. Franz Steiner Verlag. Stuttgart, 1999. ISBN 9783515075435 / ISBN 978-3-515-07543-5

Teile und herrsche: Die Aufteilung Afrikas 1880-1914, von Hendrik L. Wesseling. Franz Steiner Verlag. Stuttgart, 1999. ISBN 9783515075435 / ISBN 978-3-515-07543-5

Bildauszug aus Hendrik Wesselings Werk 'Teile und herrsche: Die Aufteilung Afrikas 1880-1914'.

Bildauszug aus Hendrik Wesselings Werk 'Teile und herrsche: Die Aufteilung Afrikas 1880-1914'.

In seinem Werk 'Teile und herrsche: Die Aufteilung Afrikas 1880-1914' beschreibt Hendrik L. Wesseling eine Geschichte mit zahlreichen erschütternden und grausamen Episoden. Am schockierendsten dürfte nicht die Aufteilung Afrikas an sich sein, sondern der Leichtsinn, den man dabei an den Tag legte.

Hat Afrika überhaupt eine Geschichte? Es ist noch nicht so lange her, daß diese Frage verneint wurde. In einer berühmt gewordenen Passage verglich der englische Historiker Hugh Trevor-Roper im Jahre 1965 die Geschichte Europas mit derjenigen Afrikas und gelangte zu dem Schluß, daß es letztere im Grunde nicht gebe. Die afrikanische Vergangenheit, so schrieb er, habe weiter nichts zu bieten als "the unrewarding gyrations of barbarous tribes in picturesque but irrelevant quarters of the globe".' Nun mag man Trevor-Roper einen Konservativen nennen, der ungarische Marxist Endre Sik führte indes 1966 mehr oder weniger denselben Gedanken aus. "Bevor sie mit den Europäern in Berührung kamen, führten die meisten Afrikaner noch eine primitive und barbarische Existenz, viele von ihnen gar auf der untersten Stufe der Barbarei (...). Deshalb ist es wirklichkeitsfremd, im wissenschaftlichen Wortsinne von ihrer ,Geschichte' vor der Ankunft der europäischen Eindringlinge zu sprechen." Es sind dies überaus zählebige Auffassungen, die aber die meisten Historiker in gewissem Maße damals teilten. Tatsache ist jedenfalls, daß eine Geschichtsschreibung über Afrika kaum existierte. Es gab schlichtweg fast niemanden, der sich damit beschäftigte. Heute, einige Jahrzehnte später, hat sich das Bild völlig verändert. Das Aufkommen der afrikanischen Geschichte ist eine der beeindruckendsten Entwicklungen in der modernen Geschichtswissenschaft. In Angriff genommen durch englische und, in etwas geringerem Umfang, durch französische Historiker, schon bald unterstützt und weitergetrieben durch die Amerikaner, hat sich die Geschichtsschreibung über Afrika in hohem Tempo entwickelt, und unter ihren Betreibern sind die Afrikaner selber gegenwärtig in der Überzahl. Dutzende Zeitschriften, Monographien und Sammelwerke legen für die Erfolge dieser Historiographie ein eindrucksvolles Zeugnis ab. Die Afrikaner haben die Bühne der Geschichte betreten. In diesem Buch tritt Afrika jedoch anders, altmodisch sozusagen, auf. Es erscheint hauptsächlich als Objekt europäischer Interessennahme, Eroberungslust und Diplomatie, und letztlich als Objekt politischer Teilung. Nicht, daß die Rolle der Afrikaner bei alledem nur passiv gewesen wäre. Verschiedene Afrikaner, wie der Khedive von Ägypten und der Sultan von Marokko, Zulukönig Cecwayo und Matabelekönig Lobengula, der Almami Samori und der Makoko der Bateke haben beträchtlichen Einfluß auf den Lauf der Dinge ausgeübt. Ihrem Auftreten wird deshalb Aufmerksamkeit geschenkt. Daß das Augenmerk vor allem auf den afrikanischen Führern liegt, kommt nicht aus irgendeiner besonderen Vorliebe für Hochgestellte, sondern aus dem Gegenstand der Studie selbst. Bei der Teilung wurde nun einmal in der Regel mit den betroffenen afrikanischen Führern verhandelt. Sie hatten aber wenig zu bestellen. Die Beschlüsse wurden am Ende von den europäischen Politikern, oft erst nach langwierigen Vorbereitungen, gefaßt. Zwar nahmen viele Interesse daran, konnten Initiativen ergreifen oder Einfluß nehmen, über die Aufteilung Afrikas jedoch wurde letzten Endes in Europa entschieden. Auch von dieser Phase der afrikanischen Geschichte gilt das, was der prominente Afrikanist Andrew Roberts über die Periode danach, die Zeit von 1905 bis 1940, schrieb: "Between these dates, the history of Africa was more obviously being made by Europeans than by Africans." Deshalb rücken die Beschlüsse und Erwägungen von Europäern ins Zentrum dieses Buches. Was beinhaltete die Teilung Afrikas genau? Die Frage scheint unschwer zu beantworten. Kann man doch einfach auf die zwei Karten verweisen, die sich in nahezu jedem Schulbuch oder Handbuch finden lassen und die auch vorn in diesem Buch abgedruckt sind: "Afrika um 1880" und "Afrika 1914". Auf der ersteren sehen, wir eine sehr begrenzte Anzahl europäischer Besitzungen in Afrika, auf der letzteren ist praktisch der gesamte schwarze Erdteil in europäische Kolonien aufgeteilt. Problematisch wird es, sobald man die Frage stellt, was die Karten denn genau besagen. [...]

Dies ist ein Auszug aus 'Teile und herrsche: Die Aufteilung Afrikas 1880-1914', von Hendrik L. Wesseling.

Titel: Teile und herrsche
Untertitel: Die Aufteilung Afrikas 1880 – 1914
Autor: Hendrik L. Wesseling
Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte, Band 76
Franz Steiner Verlag
Stuttgart, 1999
ISBN 9783515075435 / ISBN 978-3-515-07543-5
Broschur, 385 Seiten, 17 x 24 cm, etliche sw-Fotos und Karten

Wesseling, Hendrik im Namibiana-Buchangebot

Teile und herrsche: Die Aufteilung Afrikas 1880-1914

Teile und herrsche: Die Aufteilung Afrikas 1880-1914

'Teile und herrsche: Die Aufteilung Afrikas 1880-1914' schildert eine der spektakulärsten Episoden der Neueren Geschichte.