Durststrecken. Auf den Spuren von Adolf Lüderitz zwischen Namib und Diamantenküste, von August Sycholt

Durststrecken. Auf den Spuren von Adolf Lüderitz zwischen Namib und Diamantenküste, von August Sycholt.

Durststrecken. Auf den Spuren von Adolf Lüderitz zwischen Namib und Diamantenküste, von August Sycholt.

Durststrecken ist ein anspruchsvoller antiquarischer Bildband mit Textteil und sehr schön fotografierten Motiven. August Sycholt folgte Mitte der 1980er Jahre den Spuren von Adolf Lüderitz zwischen Namib und Diamantenküste.

August Sycholt  

[...] Als Hottentottenkapitän Cornelius von der verfolgenden Schutztruppen-Einheit in die Enge getrieben wurde, zog er mit seinem ganzen Stamm am einsamen Fischfluß entlang und auch Kobus Jansen aus dem Niemandsland hat dort oft seine Ziegen geweidet. Zuerst erreicht man die heißen Quellen von Ai-Ais. Von dort marschiert ein gut durchtrainierter Wanderer in einigen Tagen im Flußbett entlang bis er die eindrucksvollen Fischfluß-Schluchten erreicht. Dieser Canyon der sehr an den amerikanischen Grand Canyon erinnert, ist eine der größten Sehenswürdigkeiten Namibias. Damals war er so gut wie unbekannt. Ob Lüderitz ihn je gesehen hat, ist fraglich. Er hatte anderes im Sinn: „Lieb soll es mir sein, wenn der ganze Grund ein kolossales Erzlager ist, so daß meinethalben ein Loch aus dem ganzen Gebiet wird durch Abbau der Erze ... aber das Loch soll doch mein bleiben," so hatte der Bremer Kaufmann geschrieben, der mit Steingröver im Fischfluß nach Gold suchte, bevor er an den Oranje kam. Berichte über Mineral-Vorkommen hatten Adolf Lüderitz schon früher angeregt, Expeditionen auf die Suche zu schicken. Sie endeten alle mit einem Fiasko. Besonders die letzte größte Expedition unter dem Bergwerksdirektor Pohle stand unter keinem guten Stern. Lüderitz wurde sehr unmutig, als er vom Mißerfolg auch dieser Expedition erfuhr, die sehr viel Geld - wahrscheinlich sein letztes - verschlungen hatte: „Ich habe Lust, mal selber hinüber zu reisen, in Begleitung von Bergleuten. Dann bin ich sicher, daß gründlich geforscht wird und zwar nicht nur an den bekannten Handelswegen, wo relativ bequemes Reisen ist, sondern abseits davon." War es das gesunde Mißtrauen des Kaufmanns, der zusehen mußte, wie sein Geld verpraßt wurde? Oder machte er, der noch immer nicht so recht mit der Wirklichkeit seines „Lüderitzlandes" vertraut zu sein schien, das zum größten Teil aus Wüste bestand, immer wieder Fehler in der Beurteilung der wirklichen Lage in seiner Kolonie, die so weit entfernt war vom Gewohnten? Die einzige Möglichkeit, in jenem Lande zu überleben war, sich seinen harten Bedingungen anzupassen, sich der Namib zu unterwerfen. Lüderitz aber wollte sie bezwingen, sie seinem Willen unterordnen - und das alles mit sehr beschränkten Mitteln. Es waren besonders die Berichte der Doktoren Schenck und Hans Schinz, die unter Bergwerksdirektor Pohle an dieser mißlungenen Expedition teilnahmen, die wohl den Anstoß gaben, mal selbst nach dem Rechten zu sehen.

„Ich habe haarsträubende Berichte über das ganze Tun und Treiben der Expedition. Essen, Trinken und Wohlleben scheint die Hauptsache gewesen zu sein. Schwamm drüber!", räsonierte der enttäuschte Lüderitz, der wohl auch wieder mal eine unglückliche Hand bei der Auswahl der Teilnehmer gehabt hatte. Das geht schon allein aus den Briefen und Äußerungen der Mitglieder der Expedition Pohle hervor, von denen hier einige - auch auszugsweise - wiedergegeben seien:

Brief von Dr. Schenck an Adolf Lüderitz vom 2.12.1884, Angra Pequena 2.12.1884.

Sehr geehrter Herr Lüderitz!
Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen, da morgen die Meta mit der Post von hier abgeht, berichte über meine bisherige hiesige Tätigkeit. Daß wir mit der Formica am 24. Oktober hier angekommen sind, wird Ihnen bekannt sein. Wir haben dann zunächst die hiesige Gegend untersucht und am 8. November bin ich mit Dr. Schinz mit den Wagen, die Dr. Nachtigal von Bethanien hinunterbrachten, in's Innere des Landes gegangen. Veranlassung dazu war die Mitteilung des Herrn Vogelsang, daß in Aus sich ein Schwarzer aufhalte, der am Fischfluß Gold gefunden haben wollte. Ich bin nun nicht bis an den Fischfluß gekommen, sondern nur bis Aus, von wo ich zurückgerufen wurde. Herr Director Pohle teilte mir nämlich mit, daß er inzwischen hier bei Angra Pequena Erze gefunden habe, die er für Silber- und Kupferhaltig hielt. Auf diese Nachricht hin habe ich den Weg von Aus hierher zu Pferde zurückgelegt um die Untersuchung genannter Erze vorzunehmen. Das Resultat ist, daß die Erze, welche Herr Director Pohle für Kupfererze ansah, nur Eisen enthalten und wesentlich aus Brauneisenstein bestehen, während die sogenannten Silbererze nichts sind als Schwefelkies und Bleiglanz. Letzterer kommt in so geringen Massen vor, daß die Gewinnung von Blei sich nicht lohnen würde. Die ganze Gegend hierselbst bis Aus besteht aus Gneiss und krystallinischen Schiefern, nicht wie Capitän Aschenborn in Petermanns Mitteilungen schreibt, aus vulkanischen Gesteinen. In dem Gneiss finden sich stellenweise Einlagerungen von Granit, bei Gaukausib auch solche von Serpentin und Krystallinischem Kalk. Auf dem ganzen Wege von hier bis Aus habe ich in großer Menge Eisenerze gefunden, sowohl Magneteisen, wie Roheisenstein, meist sehr rein. Von Kupfererzen dagegen ist wenig zu sehen und es scheint mir von dem Kupferreichtum Groß Namaqualands zu viel geredet zu werden. Bei Aus findet sich Kupfer, aber in so geringer Menge, daß der Abbau desselben sich nicht lohnen würde. Unsere Untersuchung der Küste bis zum Orangeriver, die wir vornehmen werden, sobald wir die Gelegenheit haben, dorthin zu kommen, wird ergeben, ob dort die Verhältnisse besser liegen. Da man in Deutschland von dem hiesigen Lande in Bezug auf Bergbau etwas erwartet, so würde es wohl am besten sein, zuerst in der Gegend von Walfischbai anzufangen. Dort kommen ja Kupfererze vor, reichlicher als hier im Lande, wie es scheint. Da Sie die dortigen Länder ja jetzt erworben haben, so würden Sie am besten dort mit dem Abbau der Erze beginnen. Weiteres wird ihnen wohl Herr Director Pohle geschrieben haben. Indem ich Sie aber bitte, für das, was derselbe schreibt, nicht mich verantwortlich zu machen, da Herr Director Pohle sich manchmal irrt, verbleibe ich mit vorzüglicher Hochachtung, Ihr ergebener Dr. A. Schenck.

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Durststrecken. Auf den Spuren von Adolf Lüderitz zwischen Namib und Diamantenküste, von August Sycholt.

Buchtitel: Durststrecken
Untertitel: Auf den Spuren von Adolf Lüderitz zwischen Namib und Diamantenküste
Autor: August Sycholt
Verlag: John Meinert
1. Auflage. Windhoek, SWA/Namibia 1986
ISBN 0620079444 / ISBN 0-620-07944-4
Original-Kartoneinband, Schutzumschlag, 20x29 cm, 88 Seiten, zahlreiche Farb- und sw-Fotos

Sycholt, August im Namibiana-Buchangebot

Durststrecken. Auf den Spuren von Adolf Lüderitz zwischen Namib und Diamantenküste

Durststrecken. Auf den Spuren von Adolf Lüderitz zwischen Namib und Diamantenküste

In Durststrecken verfolgt der Autor hartnäckig den längst verwehten Spuren von Adolf Lüderitz durch das ferne fremde Land zwischen Namib und Diamantenküste.

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