Die historischen Quellen der Shinto-Religion, von Karl Florenz

Die historischen Quellen der Shinto-Religion aus dem Altjapanischen und Chinesischen übersetzt und erklärt. Nachdruck aus dem Severus Verlag. Hamburg, 2014. ISBN 9783958010383 / ISBN 978-3-95801-038-3

Die historischen Quellen der Shinto-Religion aus dem Altjapanischen und Chinesischen übersetzt und erklärt. Nachdruck aus dem Severus Verlag. Hamburg, 2014. ISBN 9783958010383 / ISBN 978-3-95801-038-3

Die historischen Quellen der Shinto-Religion, von Karl Florenz. Diese Ausgabe des Severus Verlages ist ein Nachdruck des 1919 erschienen Originals.

In der Entwicklungsgeschichte des Shinto, der einheimischen Volksreligion der Japaner, sind drei Hauptperioden zu unterscheiden. Als erste die primitive Periode, von der Urzeit bis zum Ende des 8. Jahrhunderts n. Chr. In dieser Periode wurde zwar um die Mitte des 6. Jahrhunderts der Buddhismus auf dem Wege über Korea eingeführt, und die fremde Religion machte im 7. und 8, Jahrhundert gewaltige Fortschritte, besonders am Hofe und bei den gebildeten Klassen des Volkes in den Mittelprovinzen des Landes, aber die alte Nationalreligion erhielt sich doch, soweit sie nicht verdrängt wurde bis gegen 800 im wesentlichen unberührt von buddhistischem Einfluß. Auch die schon vor Einführung des Buddhismus in Japan bekannt gewordene chinesische Staatsreligion, gewöhnlich als Konfuzianismua bezeichnet, hat in dieser Zeit nur in sehr geringem Mäße auf den Shinto abgefärbt. So sind wir berechtigt, vom shintoistischen Standpunkt aus gesehen, die Periode des alten reinen Shinto noch um ein Vierteljahrtausend über die Einführung des Buddhismus hinaus weiterzuführen. Das letztere Ereignis, so epochemachend es für die japanische Religionsgeschichte an und für sich wurde, war für den Shinto doch zunächst nur ein empfindlicher äußerer Schicksalsschlag: der Shinto verlor dadurch zwar seine Stellung als alleinherrschende Religion des Landes, bewahrte aber im übrigen seinen ursprünglichen Charakter. Wesentlich anders wurde es seit Anfang des 9. Jahrhunderts. Den Bemühungen hervorragender buddhistischer Geistlichen, wie Saicho (Dengyo-daishi) und Kükai (Kobo-daishi), gelang es, die beiden bisher als unversöhnliche Gegner neben einander stehenden Religionen zu versöhnen und eine aus buddhistischen und schintoistischen Elementen zusammengesetzte Mischform, den Zoku-Shinto „vulgären Shinto", nach seiner Hauptform auch Ryobu-Shinto oder Ryobu-Shügo-Shinto „aus beiden Teilen assimilierter Shinto" genannt, zu schaffen, welche den reinen Shinto allmählich fast im ganzen Lande aufsog und diesen nur an vereinzelten Kultstätten in seiner alten Gestalt fortbestehen ließ. Dies ist die zweite Periode des Shinto, die Periode der Verschmelzung, welche bis zur politischen Restauration des Jahres 1868 reicht. Die letzten hundertundfünfzig Jahre dieser Periode sind erfüllt von den Bestrebungen einer Reihe von Altphilologen und Altertumsforschern, welche darauf ausgehen, das vorchinesische und vorbuddhistische japanische Altertum politisch, kulturell und religiös zu neuem Leben zu erwecken.  Die religiösen Bestrebungen dieser Männer, unter denen Kamo no Mabuchi (+ 1769), Motowori Norinaga (+ 1801) und Hirata Atsutane (+ 1843) an erster Stelle zu nennen sind, fanden ihre Erfüllung nach der Restauration von 1868 in der offiziellen „Wiederbelebung des Reinen Shinto", welche den Zoku-Shinto gänzlich beseitigte und an dessen Stelle den durch die Gelehrtenforschungen erschlossenen alten Shinto wiedereinsetzte. Damit beginnt die dritte, bis heute fortdauernde Periode des Shinto. Auf eine Erörterung, wie weit der sogenannte Reine Shinto der Gegenwart wirklich mit dem ältesten Shinto der ersten Periode, welcher den Gegenstand der vorliegenden Arbeit bildet, identisch ist, muß hier verzichtet werden. Ich verweise auf meinen Beitrag „Der Shintoismus" in „Die Kultur der Gegenwart, die Religionen des Orients", und E. Satow's „The Revival of Pure Shinto" in den Transactions of the Asiatic Society of Japan, vol. 3. Die schriftlich überlieferten authentischen Quellen für die Kenntnis des alten Shinto lassen sich in zwei Gruppen zusammenfassen. Die erste Gruppe begreift in sich Texte historischer Art, nämlich Darstellungen der Göttermythen und Aufzeichnungen über die religiösen Vorgänge in den frühesten Perioden der Geschichte des japanischen Volkes. Hierher gehören vor allem die beiden ältesten Geschichtswerke der japanischen Literatur: das Kojiki „Geschichte der Begebenheiten im Altertum", verfaßt von Oho no Yasumaro im Jahre 712, in 3 Büchern, und das Nihongi oder Nihonshoki „Japanische Annalen", die erste offizielle Reichsgeschichte, verfaßt von Prinz Toneri und Anderen, vollendet im Jahre 720, in 30 Büchern. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Die historischen Quellen der Shinto-Religion, von Karl Florenz.

Titel: Die historischen Quellen der Shinto-Religion
Untertitel: Aus dem Altjapanischen und Chinesischen übersetzt und erklärt
Autor: Karl Florenz
Verlag: Severus Verlag
Hamburg, 2014
ISBN 9783958010383 / ISBN 978-3-95801-038-3
Kartoneinband mit Schutzumschlag, 16 x 22 cm, 484 Seiten

Florenz, Karl im Namibiana-Buchangebot

Die historischen Quellen der Shinto-Religion

Die historischen Quellen der Shinto-Religion

Die historischen Quellen der Shinto-Religion aus dem Altjapanischen und Chinesischen übersetzt und erklärt.