Der Farmer in Deutsch-Südwest-Afrika, von Carl Schlettwein

Der Farmer in Deutsch-Südwest-Afrika, von Carl Schlettwein. Eine Darstellung sämtlicher für den afrikanischen Farmer in Betracht kommenden Erwerbszweige und ein Leitfaden für Anfänger. Hinstorff'sche Verlagsbuchhandlung. 2. verbesserte und erweiterte Auflage. Wismar, 1914

Der Farmer in Deutsch-Südwest-Afrika, von Carl Schlettwein. Eine Darstellung sämtlicher für den afrikanischen Farmer in Betracht kommenden Erwerbszweige und ein Leitfaden für Anfänger. Hinstorff'sche Verlagsbuchhandlung. 2. verbesserte und erweiterte Auflage. Wismar, 1914

I. Teil. Allgemeine Schilderungen. Der Farmer in Deutsch-Südwest-Afrika, von Carl Schlettwein.

So wie für heimische Verhältnisse ist auch für die afrikanische Farmwirtschaft der Begriff Landwirtschaft ein ungemein vielseitiger. Hier wie dort können die verschiedensten Nebenbetriebe dabei in Betracht kommen. Im großen und ganzen aber sind es hier wie dort zwei Faktoren, welchen alle anderen unterzuordnen sind: die Viehzucht und der Ackerbau. Bei jedem landwirtschaftlichen Betrieb handelt es sich, wie schon das Wort sagt, zunächst um die Bewirtschaftung eines von der Natur gegebenen Stück Landes, an das der Mensch herantritt, um es seinen Zwecken nutzbar zu machen. Mit andern Worten, der Mensch will durch seine Intelligenz, durch seine Einrichtungen die ständig schaffende Kraft der Natur sich untertänig und nutzbar machen. Je mehr er es nun versteht, seine Maßnahmen den gegebenen natürlichen Verhältnissen anzupassen, um so leichter wird er seinen Zweck erreichen, d. i. die größtmögliche Rente aus der von ihm bewirtschafteten Scholle ziehen. Wird ein Erfolg nicht erreicht, so ist dies keineswegs immer in unüberwindlichen natürlichen Hindernissen begründet. Zum mindesten eben so oft ist die verkehrte Art und Weise des Beginnens, sind unrichtige Maßnahmen schuld. Es gibt wohl nur wenige Landstriche auf der ganzen Welt, die man als absolut wertlos bezeichnen darf; sie müssen nur in richtiger Weise nutzbar gemacht werden. Wenn schon der Landwirt in der Heimat seine Wirtschaftsmethode den natürlichen Verhältnissen seines Grutes anpassen muß, um wieviel mehr der afrikanische, wenn er Erfolg haben will. Selbstredend sind alle Einzelunternehmungen nicht nur in bezug auf ihre Ausführbarkeit, sondern hauptsächlich auf ihre Rentabilität hin ins Auge zu fassen. Der Landwirt in der Heimat, der leichten Sandboden bewirtschaftet, kann z. B., wenn er nach den Regeln der Wirtschaftslehre seinem Boden alle fehlenden Stoffe zuführt, sehr wohl Zuckerrüben mit gutem Zuckergehalt oder auch Weizen bauen. Bei späterer Betrachtung der Produktionskosten in ihrem Verhältnis zum Gewinn wird es aber auch dem eifrigsten Theoretiker klar werden, daß er mit Schaden gewirtschaftet hat; er wird zu den alten Erfahrungen der Praxis zurückkehren und auf seinem Sand lieber Lupinen, Roggen, Hafer usw. bauen. In diesem Sinne möchte ich dem Leser, um ihm hierdurch die Möglichkeit eigener Beurteilung zu verschaffen, bevor ich von den Aussichten des Landwirts in Südwestafrika spreche und eigene Ansichten entwickle, die natürlichen Verhältnisse des Landes, so wie sie für die Farmwirtschaft in Betracht kommen, in anschaulicher Weise durch Bild und Wort vor Augen führen. Wohl von allen Kolonien Deutschlands ist Südwestafrika diejenige, über deren wirtschaftlichen Wert die Ansichten im Mutterlande sich stets in schroffsten Gegensätzen gegenübergestanden haben und noch heute gegenüberstehen. Es gab eine Zeit, wo man den ganzen Länderstrich vom Kunene bis zum Oranje, das heutige Deutsch-Südwestafrika, einen Flächenraum von mehr denn doppelter Größe des gesamten Deutschen Reiches, für eine wertlose, wasserarme Wüste hielt, an der alle Arbeit und Geldausgaben verloren seien. Erst seitdem die Engländer eine regere Aufmerksamkeit für diese Ländereien zeigten, und nachdem an manchen Stellen wertvolle Mineralien gefunden waren, erwachte auch in Deutschland das Interesse. Es ist ja zur Genüge bekannt, daß aus den Unternehmungen des Bremer Kaufmanns Lüderitz die spätere deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika entstand, und daß dann erst die deutsche Regierung die Verwaltung des Landes in die Hand nahm. Hierauf gab es eine Zeit, wo der schwärmende Optimismus einiger deutscher Gelehrten alles in rosigster Farbe malte. Man konnte die Ansichten hören, daß Deutsch-Südwestafrika berufen sei, die Kornkammer des gesamten Südafrikas zu werden, daß in absehbarer Zeit herrliche Obst- und Weinplantagen entstehen würden, die mit Kalifornien, Australien und anderen reichen Ländern der Welt die Konkurrenz aufnehmen könnten. Bei derartig sich schroff gegenüberstehenden Ansichten war die Annahme, die Wirklichkeit werde in der Mitte liegen, berechtigt. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Der Farmer in Deutsch-Südwest-Afrika, von Carl Schlettwein.

Titel: Der Farmer in Deutsch-Südwest-Afrika
Untertitel: Eine Darstellung sämtlicher für den afrikanischen Farmer in Betracht kommenden Erwerbszweige und ein Leitfaden für Anfänger
Autor: Carl Schlettwein
Hinstorff'sche Verlagsbuchhandlung
2. verbesserte und erweiterte Auflage. Wismar, 1914
Originalleinenband, 17 x 23 cm, 275 Seiten, 74 sw-Abbildungen

Schlettwein, Carl im Namibiana-Buchangebot

Der Farmer in Deutsch-Südwest-Afrika

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