Bilder aus der Südsee. Unter den kannibalischen Stämmen des Bismarck-Archipels, von Heinrich Schnee

Bilder aus der Südsee. Unter den kannibalischen Stämmen des Bismarck-Archipels, von Heinrich Schnee. Neuauflage von Thomas F. Rohwer. Neumünster, 2021. ISBN 9783754901137 / ISBN 978-3-75-490113-7

Bilder aus der Südsee. Unter den kannibalischen Stämmen des Bismarck-Archipels, von Heinrich Schnee. Neuauflage von Thomas F. Rohwer. Neumünster, 2021. ISBN 9783754901137 / ISBN 978-3-75-490113-7

Bilder aus der Südsee. Unter den kannibalischen Stämmen des Bismarck-Archipels, von Heinrich Schnee. Aus dem Vorwort des Herausgebers, Thomas F. Rohwer.

Heinrich Schnee  

Das Thema »Deutscher Kolonialismus« ist ein Thema, das seit Errichtung der ersten Kolonien des deutschen Kaiserreichs im letzten Viertel des 19.Jahrhunderts bis in die heutige Zeit fast immer nur ideologisch und moralisch, aber nur äußert selten rein sachlich behandelt und diskutiert worden ist. Zur Zeit des Kaiserreichs wurden dessen koloniale Bestrebungen wahlweise mit dem Wunsch nach einem bzw. dem »Recht« auf einen »Platz an der Sonne« begründet. Andere Großmächte, mit denen man sich in Konkurrenz sah und sich notorisch unterlegen fühlte, hatten teils umfangreiche Kolonialreiche auf allen Kontinenten - also musste Deutschland selbstverständlich auch so etwas haben. Reichte das Streben nach Großmachtgeltung nicht als Begründung, verwies man auf die kulturelle und nicht selten auch »rassische« Überlegenheit der Europäer, der »Weißen«, und speziell der Deutschen, gegenüber den »Eingeborenen«. Noch wieder andere erblickten in Kolonien den Ursprung von nationalem Reichtum. Dieser Reichtum war aber in der Realität sehr häufig nur eine Illusion. Selbst das Britische Empire zog seinen Reichtum im 18. und 19.Jahrhundert nicht aus allen seinen zahlreichen Kolonien, sondern nur aus einigen wenigen, namentlich Indien, und außerdem den »überseeischen Englands« Kanada und Australien. Objektiv war die klare Mehrzahl der Kolonien ein Zuschussgeschäft, das deutlich mehr kostete als es wirtschaftlich einbrachte. Teilweise ließen sich diese Kosten natürlich durch den (see-)strategischen Nutzen mancher der Kolonien rechtfertigen, aber die vermeintlich Ausbeutung der Kolonien durch die Kolonialmächte war unter dem Strich nicht selten zumindest in wirtschaftlich-finanzieller Hinsicht für die Kolonialherren in Wirklichkeit eine Selbstausbeutung. Kaum jemand hat das besser erkannt als der Reichskanzler Otto von Bismarck, der genügend Gelegenheit gehabt hatte, die englischen und französischen Kolonialreiche genau zu beobachten, bevor das Deutsche Kaiserreich sich auch daran machte, eigene Kolonien zu »erwerben«. Was zu dieser Zeit den Versuch bedeutete, sich einige von den letzten Flecken der Weltkarte zu sichern, die nicht schon längst verteilt waren. Bismarck hielt herzlich wenig von solchen Aktivitäten, er setzte die Prioritäten in der Verbesserung des Verhältnisses zu England und dem »Erbfeind« Frankreich, parallel zu seiner freundschaftlichen Politik gegenüber Rußland, das er als Bündnispartner für Deutschland präferierte. Dem Journalisten Eugen Wolf, der ein Wortführer verstärkter deutscher Kolonialaktivitäten war, entgegnete er: »Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön, aber meine Karte von Afrika liegt in Europa. Hier liegt Rußland, und hier (...) liegt Frankreich, und wir sind in der Mitte, das ist meine Karte von Afrika.« 1889 erwog Bismarck sogar einen Rückzug Deutschlands aus der Kolonialpolitik. Die deutschen Aktivitäten in Ostafrika und auch die Bestrebungen bezüglich Samoas wollte er ganz beenden. Dem italienischen Ministerpräsidenten Francesco Crispi bot Bismarck im Mai 1889 die deutschen Besitzungen in Afrika zum Kauf an - was der mit einem Gegenangebot bezüglich der italienischen Kolonien beantwortete. Als Heinrich Schnee seinen ersten Posten in »Deutsch-Neuguinea« übernahm, waren solche rationalen Bedenken längst weggewischt. Das Verständnis der deutschen Kolonialherren für die Menschen in den Kolonialgebieten war im besten Fall vom Glauben an eine kulturelle Überlegenheit und einen Auftrag christlicher Missionierung der »Heiden« bestimmt, im schlechtesten Fall von einer rassistischen Überheblichkeit, die die »Eingeborenen« auf einer Zwischenstufe irgendwo zwischen dem Menschen und den Primaten ansiedelte. Und oft war es schlicht ein Konglomerat aus all diesem. Das unterscheidet nun die deutschen Kolonialherren nicht von ihren englischen, französischen, portugiesischen oder belgischen Konterparts, wenn es Unterschiede gab, dann beruhten die weniger auf einer anderen Einstellung zu den »Ureinwohnern« in den Kolonialgebieten als mehr auf teilweise jahrhundertelangen praktischen Erfahrungen, mit welchen Umgangsweisen man am besten die gewünschten Ergebnisse erzielen konnte.. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Bilder aus der Südsee. Unter den kannibalischen Stämmen des Bismarck-Archipels, von Heinrich Schnee.

Titel: Bilder aus der Südsee
Untertitel: Unter den kannibalischen Stämmen des Bismarck-Archipels
Autoren: Heinrich Schnee
Editor und Herausgeber: Thomas F. Rohwer
Reihe: Die Maritime Bibliothek, Band 5
Neuauflage des 1904 erschienenen Originals
Selbstverlag: Thomas F. Rohwer
Neumünster, 2021
ISBN 9783754901137 / ISBN 978-3-75-490113-7
Broschur, 13 x 20 cm, 336 Seiten, einige sw-Abbildungen

Schnee, Heinrich und Rohwer, Thomas F. im Namibiana-Buchangebot

Bilder aus der Südsee. Unter den kannibalischen Stämmen des Bismarck-Archipels

Bilder aus der Südsee. Unter den kannibalischen Stämmen des Bismarck-Archipels

Bilder aus der Südsee. Unter den kannibalischen Stämmen des Bismarck-Archipels, aus: Die Maritime Bibliothek, Band 5

Das Buch der deutschen Kolonien

Das Buch der deutschen Kolonien

Das Buch der deutschen Kolonien erschien 1937 im Goldmann-Verlag.