SWAPO und die Menschenrechte: Andreas Shipanga

SWAPO und die Menschenrechte: Andreas Shipanga.

SWAPO und die Menschenrechte: Andreas Shipanga. Dies ist ein aktuelles Bild. Foto: Republikein

SWAPO und die Menschenrechte: Andreas Shipan sagte 1986 gegenüber der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte folgendes aus: Folter, Vergewaltigung, Waffengewalt - das sind die Mittel der Leute, die von der UNO als einzige und authentische Vertreter unseres Volkes anerkannt sind (die SWAPO), und ihres hiesigen Armes, des Namibischen Kirchenrates.

"Ich habe damit meine ganz persönlich Erfahrung gemacht: Ich wurde von der SWAPO eingesperrt am 21. April 1976 und entlassen am 25. Mai 1978. Also für zwei Jahre, einen Monat und vier Tage Zuerst saß ich in einem Gefangenencamp in Sambia, aber dann brachte meine Frau ein habeas-corpus-Verfahren vor das dortige oberste Gericht - und bevor die Richter über unsere Freilassung verfügen konnten, wurden wir - einige meiner Genossen und ich - nach Tansania verlegt. Dort gibt es kein entsprechendes Gesetz, dort gibt es überhaupt keine echte Gerichtsbarkeit. Es hatte damit begonnen, daß einige Genossen einen SWAPO Kongreß gefordert hatten und Nujoma dazu sagte, wer einen Kongreß wolle, sei ein Agent Südafrikas. Die SWAPO werde keinen Kongreß im Exil, sondern unmittelbar nach der Befreiung Namibias dortselbst durchführen. In Wirklichkeit wußte er, daß ein Kongreß ihn aus seiner Führungsposition verdrängt hätte, darum durfte es keinen Kongreß geben. Seit 1969 hat es darum bis heute keinen Kongreß in der SWAPO gegeben.

Über meine Erfahrungen in der Gefangenschaft möchte ich eigentlich nicht sprechen. Schauen sie doch die Fotos von mir an, unmittelbar nach meiner Freilassung. Meine Augen waren ausgebrannt, alle Knochen traten hervor. An sieben Krankheiten litt ich, niedrigem Blutdruck, natürlich auch Vitaminmangel... es war einfach schrecklich, ich will nicht darüber reden. Die ganze Angelegenheit ist ja noch gegenwärtig, weil heute viele Namibier leben, die von gleichen, aber aktuelleren Erfahrungen berichten können, oder deren Kinder die gleichen Schicksale wie damals ich erleiden. Die SWAPO ist zum Schlächter des eigenen Volkes geworden. Menschenrechte werden von der SWAPO nicht akzeptiert. In der Organisation herrschen Zustände wie im Rußland Stalins.

Viele führende Leute wurden und werden erschossen oder eingesperrt, in Sambia ebenso wie in Angola. Unsere Gefängnisse, unsere sogenannten Gefängnisse in Sambia waren Löcher im Erdboden. Strickleitern führten hinunter - und das ist alles. Und einer nach dem anderen wurde aus diesen Löchern herausgeholt und erschossen. Eine schreckliche Sache, und die sambische Regierung weiß Bescheid. Und die angolanische Regierung genauso. Und die CCN-Kirchenführer hier - sie waren in Sambia und Angola, sie sprachen mit Betroffenen, sie wissen es auch. Und die Weltkirche weiß es, die Vereinten Nationen wissen es. Aber sie tun nichts dagegen, sie bezeichnen diese Zustände als 'Befreiung'. Ich dachte immer, Befreiung ist die Überwindung von Unrecht. Aber im Gegenteil. Es ist eine Befreiung durch Mord.

Die SWAPO mordet ihre eigenen Mitglieder. Wie soll es dann - wenn die SWAPO in diesem Land die Macht übernehmen sollte - erst denen ergehen, die KEINE SWAPO-Mitglieder waren oder sind?! Wir waren 1800 Gefangene im Lager in Sambia. Die Armee mußte uns bewachen, weil wir so viele waren. Die Armee - die reguläre sambische Armee - legte Draht um einen großen Platz und stellte Wachen davor: Das war unser Gefängnis. In den normalen Gefängnissen wäre kein Platz für uns gewesen. Es gab in dieser Zeit auch keine Hilfe vom UNHCR; der arbeitet Hand in Hand mit Nujoma und der SWAPO. Die UNHCR-Repräsentanten in Sambia und Tansania wollten überhaupt nichts von der Sache hören. Ich habe den Eindruck, je mehr Leute Nujoma umbringt, desto mehr wird er von der UNO gestützt; sie will keinerlei Kritik an ihm hören.

Die Lagerzeit war eine Hölle. Vor allem 1977 starb eine Menge unserer Leute an Hunger. Sie aßen Gras... Aber hören Sie, das sind alles Erinnerungen, über die ich nicht sprechen möchte. Wirklich nicht. Es bringt zuviel von damals in meine Erinnerung zurück. Und es ist besser, wenn ich an heute und morgen denke, nicht an damals. Wirklich. Es tut mir leid. Aber diese Erfahrung war zu schrecklich."

Dies ist ein Auszug aus einer 1986 veröfentlichten Dokumentation der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte in Frankfurt a. M.: SWAPO und die Menschenrechte.

Buchtitel: SWAPO und die Menschenrechte
Untertitel: Augenzeugenberichte und Dokumente aus Angola, Sambia und SWA/ Namibia
Herausgeber: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte Deutsche Sektion e.V.
Frankfurt am Main, 1986
ISBN 3-89248-007-9

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