Wilhelm Bassermann
Dr. phil. Wilhelm "Willm" Bassermann (1884-1917) war ein deutscher Agrarökonom, Offizier und Straußenzüchter auf der Farm Bassermann in Deutsch-Südwestafrika.
Wilhelm Bassermann wurde am 23.10.1884 als zweites von fünf Kindern des Gelehrten und Dante-Forschers Alfred Wilhelm Bassermann und seiner ersten Ehefrau Marie geb. Scipio in Heidelberg geboren und wuchs in wohlhabenden Verhältnissen des angesehenen Familienverbandes auf. Seine Geschwister waren der Offizier und spätere Kaufmann Gustav Bassermann, geboren am 24.5.1882 in Mannheim, gestorben am 29.11.1943 in Berlin, der Lehrer, Übersetzer und Schriftsteller Dietrich Bassermann (1887-1955), der seinerzeit als anerkannter Rilke-Forscher bekannt war, seine Schwester Johanna Bassermann (1890-1983) und der Kaufmann Alexander Bassermann, am 22.4.1895 in Schwetzingen geboren und am 9.3.1945 verstorben. Wilhelm Bassermann studierte, mit zeitlichen Unterbrechungen, während dieser er sich in den Vereinigten Staaten von Amerika aufhielt und wo er in Arizona Erfahrungen in der Straußenzucht sammelte, Agarökonomie bei Prof. Dr. Friedrich Holdefleiß (1846-1919) und dem Zoologen und Forschungsreisenden Prof. Dr. Willy Georg Kükenthal (1861-1922) an der Universität zu Breslau, wo er im Jahr 1911 über die Straußenzucht promovieren sollte. Seine Doktorarbeit wurde in der Schriftenreihe Süsserotts Kolonialbibliothek unter dem Titel 'Der Strauß und seine Zucht' verlegt und erschien im selben Jahr. Am 13.11.1907 reise er im Auftrag der Liebig-Gesellschaft, die im September 1907 über 200.000 Hektar Land in Deutsch-Südwestafrika für die Produktion von Fleischextrakt erworben hatte, als Leiter des Nordblocks des geplanten Rinder-Farmverbundes in die damalige deutsche Kolonie. Auf der Reise lernte er den Farmer Heinrich Hüttenhain kennen und befreundete sich mit ihm. 1909 besuchte er Heinrich Hüttenhain auf dessen Farm und erörterte eine gemeinschaftliche Bewirtschaftung mit ihm. Am 07.10.1910 heiratete Wilhelm Bassermann Sophie Ritzhaupt (1890-????), Tochter des Heidelberger Fabrikanten Hermann Ritzhaupt und dessen Ehefrau Marie geb. Eichroth, in Kapstadt. Um Investitionskapital von seinem Vater zu erbitten, kehrte Wilhelm Bassermann nach Deutschland zurück und erhielt dessen Zusage unter der Auflage, zuvor sein Studium abzuschließen und zu promovieren. Ferner hatte Bassermann ein Jahr Haft auf der Festung Glatz abzubüßen, zu der er wegen eines Duells, bei dem der den rechten Ringfinger verlor, verurteilt worden war. Dieser Verpflichtungen ledig, reiste Bassermann Anfang des Jahres 1912 erneut nach Deutsch-Südwestafrika aus. Zwar hatte sich sein Freund und Geschäftspartner Heinrich Hüttenhain inzwischen mit seinem früheren Volontär Mertens einen anderen Teilhaber in den Farmbetrieb holen müssen, hatte mit diesem aber eine Öffnungsklausel für die Beteiligung Bassermanns vereinbart, sollte er je zurückkehren. Die drei Geschäftspartner sprachen daraufhin künftige Vorhaben ab, in deren Folge Wilhelm Bassermann 120.000 Mark in den Aufbau einer Straußenzucht auf der nördlich gelegenen Farm Götterbaum, die später als Farm Bassermann bekannt war, auf eigene Verantwortung und eigenes Risiko investierte. Er errichtete auf dem bereits mit Brunnen erschlossenen Gelände Bewässerungsanlagen, Wohn- und Wirtschaftsgebäude und legte Luzernweiden für die Zuchtstrauße an, die er im südafrikanischen Port Elizabeth für bis zu 20.000 Mark pro Paar einkaufte. Mit seiner Ehefrau Sophie, die derweil aus Deutschland nachgereist war, nahm der Landwirt die Arbeit auf. Während im Vorjahr 1911 für ein Pfund guter Straußenfedern bis zu 2000 Mark gezahlt wurden und mancher Züchter reich geworden war, hatte das Ehepaar weniger Glück. Im Jahr 1913, die Straußenfedern kamen unversehens aus der Mode, ließen die Handelspreise deutlich nach und waren 1914 auf einen Marktwert von 80 Mark pro Pfund gefallen. Das Ehepaar Bassermann gab das Unternehmen auf und trat die Schiffspassage in die Heimat an, in deren Verlauf die Passagiere vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges erfahren sollten. Als Reserveoffizier meldete sich Wilhelm Bassermann bei seiner Einheit zum Dienst. Die Geburt seines Sohnes Peter Bassermann im Jahr 1916, hatte der damals 32jährige noch erlebt, wie Familienfotos belegen. Wilhelm Bassermann fiel am 21.09.1917 als Rittmeister eines Dragonerregiments in Roulers, einer Stadt in der belgischen Provinz Westflandern. Seine Familie überliefert, er sei durch einem Artillerietreffer in das Divisionsstabsgebäude, zusammen mit zwei weiteren Offizieren, getötet worden. Marie Bassermann ließ die Asche ihres Sohnes von Roulers nach Staufen im Breisgau, dem damaligen Wohnort der Familie, überführen, und dort auf dem alten Teil des Friedhofes im noch heute noch existenten Familiengrab der Bassermann beisetzen. Eine ungeklärte Verbindung zu Professor Duerden vom Rhodes University College in Grahamstown ist aus Bassermanns Buch abzuleiten, dem er im Vorwort für gewährte Unterstützung dankt. Ob er diesen in früheren Jahren in Südafrika kennengelernt oder ob er mit ihm nur in brieflichen Kontakt gestanden hat, ist derzeit ungeklärt. Ebenso der weitere Lebensweg seiner Witwe, Sophie Bassermann, sowie der seines Sohnes Peter Bassermann, die in den 1950er Jahren gleichfalls nach Südwestafrika auswandern und in Walvis Bay wohnhaft sein sollte. Er und dessen Sohn, Velten Bassermann, der am 02.06.1953 in Swakopmund zur Welt kam und am 06.08.1992 im Alter von nur 39 Jahren in Kairo (Ägypten) verstarb und aus Peter Bassermanns erster Ehe mit Edith Maria Holztrager (1928-1996) stammte, sind Gegenstand weiterer Forschung, zu der wir Hinweise erbitten. Für den derzeitigen Stand der Familiengeschichte danken wir den Daten und Bildmaterial beitragenden Nachfahren Alfred Bassermanns.
Literaturauszüge:
Bassermann, Wilhelm im Namibiana-Buchangebot
Der Strauß und seine Zucht (Süsserotts Kolonialbibliothek, Band 23)
1911 in der Schriftenreihe Süsserotts Kolonialbibliothek erschienen, war 'Der Strauß und seine Zucht' der erste deutschsprachige Ratgeber für angehende Straußenfarmer.