Der Strauß und seine Zucht (Süsserotts Kolonialbibliothek, Band 23), von Wilhelm Bassermann

Der Strauß und seine Zucht, von Wilhelm Bassermann. Reihe: Süsserotts Kolonialbibliothek, Band 23. Verlag Wilhelm Süsserott, Berlin 1911.

Der Strauß und seine Zucht, von Wilhelm Bassermann. Reihe: Süsserotts Kolonialbibliothek, Band 23. Verlag Wilhelm Süsserott, Berlin 1911.

Bildauszug aus dem Buch 'Der Strauß und seine Zucht' (Süsserotts Kolonialbibliothek, Band 23), von Wilhelm Bassermann.

Bildauszug aus dem Buch 'Der Strauß und seine Zucht' (Süsserotts Kolonialbibliothek, Band 23), von Wilhelm Bassermann.

Als Band 23 in der Schriftenreihe Süsserotts Kolonialbibliothek erschienen, ging dieses Werk sowohl auf zoologische Fragen als auch auf Themen der Straußenaufzucht, ihrer Pflege, Haltung, Fütterung und Verwertung ein. Der Autor, Dr. Wilhelm Bassermann, hatte im Jahr zuvor über die Straußenzucht an der Universität zu Breslau promoviert.

Wilhelm Bassermann  

IV. Die Zucht des Straußen

Neben der Erzielung einer guten, marktfähigen Qualitätsfeder, welche immerhin als Hauptzweck der Straußenhaltung weitestgehende Rücksicht verlangt, liegt es im Wesen der Straußenzucht, die Vergrößerung der Herde und die Beschaffung von Verkaufstieren auf dem Wege der natürlichen Fortpflanzung zu vermitteln. Da es bei den meisten wildlebenden Tieren mit großen Schwierigkeiten verknüpft, wenn nicht überhaupt unmöglich ist, in der Gefangenschaft eine gesunde und lebensfähige Nachkommenschaft zu erzielen, hat der Strauß selbst, durch seine Fähigkeit, auch bei beschränkter Bewegungsfreiheit, seine Brut großzuziehen, die Domestizierung ermöglicht. Ohne die Garantie, den Bestand der Herde aus sich selbst vermehren und ergänzen zu können, hätte die Straußenhaltung niemals ein rentables Unternehmen dargestellt, und erst nachdem diese prinzipielle Frage durch Experimente französischer Forscher einwandsfrei beantwortet war, konnte der Schritt vom wildlebenden Tiere zum Haustiere gemacht werden. Es bedurfte nur noch einer Beschränkung des Auslaufes, um jederzeit eine Kontrolle über die zum Privateigentum gewordenen Tiere ausüben und sie ihrer wertvollen Federn berauben zu können, und der als „Haustier" bezeichnete Zustand war erreicht. Allerdings Haustier nur im primitivsten Sinne. Die Haltung eines Geschöpfes in stets erreichbarer Nähe, verbunden mit der Sorge für sein und seiner Nachkommenschaft Wohlbefinden, mit der Absicht, aus einer Eigenschaft dieser Tiere materiellen oder ideellen Vorteil zu ziehen. Heutzutage muß der Begriff Haustier noch dahin ausgedehnt werden, daß durch zielbewußte Zuchtwahl eine Abänderung des Tieres in der Richtung verfolgt wird, die eine möglichst hohe Verwertung der Produkte dieser Eigenschaft erwarten läßt. Von diesem Gesichtspunkte aus verdient der Strauß, wie wir später sehen werden, trotz eifriger Bestrebungen auch in dieser Hinsicht Einwandfreies zu leisten, vorläufig nur in beschränktem Maße den Namen Haustier, und es muß der nächsten Zukunft überlassen bleiben, durch kluge Auswahl der zur Zucht zu verwendenden Tiere diesem Ziele näherzukommen. Zur Anlage einer Straußenfarm eignen sich fast alle Gegenden Südafrikas, .welche die zur Rinder- und Schafzucht notwendigen Vorbedingungen erfüllen. Wie schon erwähnt, ist ein Haupterfordernis zur Erzielung einer guten Kondition der Herde eine möglichst genaue Anpassung an diejenigen Bedingungen, unter welchen die Straußen in der Freiheit gedeihen. Die Erfahrung lehrt, daß der Strauß am besten auf Carooländereien fortkommt, deren alkalireiche Vegetation sämtliche Nährstoffe, deren er zu seiner Entwicklung bedarf, in ausreichendem Maße bietet, Nolte (Lit. Nr. 76) definiert den für den Nichtafrikaner unverständlichen Ausdruck Caroo folgendermaßen: „Das Wort Caroo ist der Hottentottensprache entlehnt und bedeutet trocken, dürr. Der Boden der Carooebenen ist aus Lehm und sandigem Ton mit Teilen von Eisenocker gebildet, meist sehr alkalienreich. Abhängig von der Natur des Bodens ist die Vegetation eine spärliche. Das Mesenbryanthemum und andere saftige Pflanzen, einige Arten von Goteria und Astern, deren Wurzeln wie Knollen von Liliaceen mit vielfachen Fasern unter der äußeren Schale versehen sind, um sie gegen den erhärteten Ton zu schützen, gedeihen allein, dort. Sobald die Regen fallen, beginnen die Samen zu keimen, und in erstaunlich kurzer Zeit ist die trockene Wüste mit saftigem Grün bedeckt, und kurz darauf schmücken tausende von Blumen die ganze Oberfläche. Die Büsche außer verschiedenen Lyciums gehören fast ausschließlich den Kompositen an." Da diese Steppe die eigentliche Heimat der Straußen darstellt, so werden Tiere, die in derartigen Gegenden gehalten werden, naturgemäß eine gute Entwicklung zeigen. Doch ist immerhin die Kenntnis der Nahrungsbedürfnisse des Straußen so weit vorgeschritten, daß auch unter völlig veränderten Verhältnissen ein guter Gesundheitszustand zu erreichen ist und die Anlage einer Straußenfarm keineswegs auf die Gegend der Caroosteppen beschränkt bleibt. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Der Strauß und seine Zucht (Süsserotts Kolonialbibliothek, Band 23), von Wilhelm Bassermann.

Titel: Der Strauß und seine Zucht
Autor Wilhelm Bassermann
Reihe: Süsserotts Kolonialbibliothek, Band 23
Verlag: Wilhelm Süsserott
Erstauflage. Berlin, 1911
Originalleineneinband, 14 x 21 cm, 157 Seiten, zahlreiche photographische Abbildungen auf Tafeln, 1 Frontispiz

Bassermann, Wilhelm im Namibiana-Buchangebot

Der Strauß und seine Zucht (Süsserotts Kolonialbibliothek, Band 23)

Der Strauß und seine Zucht (Süsserotts Kolonialbibliothek, Band 23)

1911 in der Schriftenreihe Süsserotts Kolonialbibliothek erschienen, war 'Der Strauß und seine Zucht' der erste deutschsprachige Ratgeber für angehende Straußenfarmer.

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