Erwin Sandelowsky

Erwin Sandelowsky (1894-1976) war ostpreußischer Karakulfarmer und Autor in Südwestafrika. Auf dem Bild mit seiner Tochter Beatrice Sandelowsky (*1939), hier vermutlich auf Farm Brakwater.

Gedenkstein für Erwin Sandelowsky auf Farm Nordenburg, fotografiert von dem heutigen Besitzer, Dr. Rüdiger Joachim Moisel.

Erwin Sandelowsky (1894-1976) war ostpreußischer Karakulfarmer und Autor in Südwestafrika.

Erwin Sandelowsky wurde am 05.06.1894 als jüngstes von acht Kindern des Pferdehändlers Benjamin Sandelowsky (1848-1904) und dessen Ehefrau Henrietta Sandelowsky (geb. Amsdorff, 1855-1924) im ostpreußischen Nordenburg geboren und wuchs auf dem nordöstlich der Stadt gelegenen elterlichen Gut 'Sandelsruh' in wohlhabenden Verhältnissen auf. Sein Vater war um 1870 von Litauen nach Nordenburg eingewandert, bildete mit zehn weiteren Familien dort eine kleine jüdische Gemeinde und handelte mit aus Litauen importierten Pferden, die er auch für die Verwendung in der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika lieferte. Erwin Sandelowsky diente von 1914-1918 im 2. Ostpreußisches Feldartillerie-Regiment Nr. 52, das in Königsberg stationiert war. Aus seinen Erinnerungen geht hervor, daß er als 'Vorderreiter am ersten Geschütz', 1915 in der Winterschlacht in Masuren, der Sommeroffensive und im Folgejahr an der galizischen Front eingesetzt war. Über seine Schul- und Ausbildungszeit wissen wir leider nichts. Als Getreidemakler in Königsberg ansässig, wanderte Erwin Sandelowsky unter dem Druck der Weltwirtschaftskrise in den späten 1920er Jahren nach Südwestafrika aus und ließ sich zunächst in Windhoek nieder. Während seine Ehefrau Käthe Sandelowsky als Verkäuferin in der Bäckerei Orlowski in der Bahnhofsstraße arbeitete, sondierte ihr Ehemann, bar jeglicher Fremdsprachenkenntnisse, die Aussichten, als Farmer den künftigen Lebensunterhalt zu bestreiten. Das Ehepaar entschied sich für die Karakulzucht und pachtete die nördlich von Windhoek gelegene Farm Monte Christo. Auf Initiative Erwin Sandelowskys emigrierten dessen Brüder, Selmar Sandelowsky (1888-1968) und William Sandelowsky (1881 - ?), sowie seine Cousins, Arthur Egon und Erich Sandelowsky, 1934 nach Südwestafrika und etablierten sich dort als Geschäftsleute. Ein weiterer Bruder, Siegmund Sandelowsky (1880-1939), emigrierte nach Südafrika, weitere Geschwister in die Vereinigten Staaten. Der erste, vor 1936 erworbene Grundbesitz und der Geburtsort des einzigen Kindes des Ehepaares, Beatrice Sandelowsky (*1939), war die etwa 15 km südlich von Windhoek gelegene Farm Brakwater, die sie später gegen die Farm Ohio eintauschten. Hier stellte das Ehepaar Milchprodukte her, die sie in die Hauptstadt lieferten. Während des Zweiten Weltkrieges war Erwin Sandelowsky als Reservist in der Home Guard eingesetzt. Die am Rande der Zentralen Namib gelegene Farm Nordenburg gründete Erwin Sandelowsky, inzwischen ein etablierter Karakulfarmer und -exporteur, durch den Ankauf und Urbarmachung staatlich verwaltetem Landes, vor Dezember 1952. Hier schrieb er seine im Selbstverlag herausgegebenen Gedicht- und Anekdotensammlungen und forschte in den Nachkriegsjahren per Suchanzeigen über den Verbleib von Königsberger Freunden und Bekannten in den Presseorganen der deutschen Vertriebenenverbände. Von Zeitzeugen wird Erwin Sandelowsky als unreligiös, warmherzig, bedeutend weniger geschäftstüchtig als seine Ehefrau, ferner als begeisterter Südwester und Farmer, dabei stets heimatverbundener Ostpreuße beschrieben. Zu einem uns unbekannten Zeitpunkt, nach der Gründung der Farm Nordenburg und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit in den 1950er Jahren, ließ sich das Ehepaar Sandelowsky scheiden. Käthe Sandelowsky zog mit Tochter Beatrice nach Swakopmund und betrieb dort erfolgreich ein Einzelhandelsgeschäft. 1973 verkaufte Erwin Sandelowsky die Farm Nordenburg und wählte, stets lebens- und unternehmungslustig, seinen Altersitz in Muizenberg bei Kapstadt, wo er am 14.01.1976 verstarb. Seine Asche ist auf Farm Nordenburg beigesetzt, wo ein Gedenkstein an Erwin Sandelowsky erinnert.

Weiteres aus dem Leben der Sandelowskys:

Wir sind für Hinweise auf die Lebensläufe aller Mitglieder der Familien Sandelowsky sowie auf deren Vorgeschichte im ostpreußischen Nordenburg dankbar, ebenso für Hinweise auf Lebensdaten aller Art, die von den anderen der insgesamt zehn jüdischen Familien in Nordenburg erhalten geblieben sind oder erinnert werden. Dies betrifft auch Fotos, Hinweise auf Erwähnung in der Literatur, mündliche Überlieferungen, Anekdoten usw.