Und seither lacht die Hyäne. Buschmann-Fabeln, von Fritz Metzger
Der Farmer Fritz Metzger veröffentlichte 1952 diese beliebte Sammlung von Buschmann-Fabeln, die er von Buschleuten gehört hatte. Und seither lacht die Hyäne ist eine davon.
Warum das Gnu mit dem Vogel Strauß geht
Das Gnu und das Hartebeest waren gute Freunde. Immer sah man sie zusammen im Veld, immer schritten sie Seite an Seite äsend dahin und mittags, wenn die Hitze unerträglich wurde und über der Unendlichkeit die Luft flirrte und zitterte, suchten sie gemeinsam einen Schattenbaum aus, um sich wiederkäuend hinzulegen. Eines Tages, kurz nach der Regenzeit, schritten die beiden wieder hinaus ins Veld. Die Sonne lachte freundlich; ein sanfter Wind milderte ihre Strahlen, und aus der noch feuchten Erde sproß das junge, süße Grün. Hei, war das eine Lust zu leben! Ueberau gab es herrliche Nahrung in Hülle und Fülle, und bald waren die beiden Freunde sattgeweidet. Während nun das Gnu übermütigt umher tollte, bald hier, bald dort noch ein Gräslein zupfte oder eine soeben aufgegangene Blume beschnupperte, fing das fleißige Hartebeest an zu arbeiten. Es hatte sich das Fell einer Oryx-Antilope mitgebracht, um sich daraus einen neuen Umhang zu gerben. Emsig arbeitete und knetete es daran, Stunde um Stunde, bis die Mittagszeit kam und mit ihr die große, ermüdende Hitze. Die Sonne saugte das Naß der letzten Regenfälle aus dem Boden und verwandelte es in schwülen Dunst. Auch das spielende Gnu wurde jetzt müde und begab sich zusammen mit dem Hartebeest unter den nächsten Schattenbaum. Es herrschte eine solche Hitze, daß selbst die Mücken, die Zecken und die sonstigen lästigen Quälgeister schliefen. Ueber der weiten Flur ringsum lag lautlose Stille. Keine Wolke war am Himmel, kein Windchen regte sich. Das Gnu schlief sofort ein, während das Hartebeest unverdrossen weiterarbeitete, weil es seinen Umhang heute noch fertigmachen wollte. Schließlich fielen auch ihm die Augen zu. Einigemal noch versuchte es wachzubleiben und weiterzuarbeiten, aber bald sank es rückwärts in das frische Gras, das sich herrlich kühl anfühlte und lag mit angezogenen Beinen auf dem Rücken. Das Oryx-Fell entglitt ihm und legte sich wie von ungefähr über seine Knie. So schlief das Hartebeest tief und zufrieden. Lange dauerte jedoch der Schlaf nicht, denn ein Reiher, der bisher unbeweglich im nahen Vley gestanden hatte, stieß mit seinem spitzen Schnabel gegen einen Frosch und verfehlte ihn. Der Frosch sprang mit lauten Klatsch in das Wasser. Von diesem Geräusch wurde der Würger wach und rief schrill durch die mittägliche Stille. Davon erwachte jäh das Hartebeest. Es hatte gerade von einem Löwen geträumt. Noch traumbefangen sah es vor sich, ja sogar halb über sich, das gelbrote Fell der Oryx. „Ha, da ist er ja, der Löwe. Ha, jetzt wird er mich fressen!" schrie es voller Entsetzen. Aber gleichzeitig war es entschlossen, sein Leben teuer zu verkaufen. Mit raschern Griff griff es zum Speer, der neben ihm am Boden lag und stieß blindlings in das gelbrote Fell des bösen Feindes. Aber gleichzeitig schrie es auf vor Schmerz. „Er hat mich gebissen, der Löwe, er hat mich gebissen!" Noch einmal wollte das Hartebeest mit dem Speer ausholen, da merkte es, daß die Spitze fest in seinem eigenen Knie saß. Nur mit Mühe konnte es die Waffe aus dem eigenen Fleisch ziehen. Nach diesen kurzen Augenblicken des Schreckens war das Hartebeest ganz wach und schämte sich, das es so den Kopf verlieren konnte. Wie war so etwas nur möglich! War da nicht ein Zauber im Spiele? [...]
Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Und seither lacht die Hyäne. Buschmann-Fabeln, von Fritz Metzger.
Titel: Und seither lacht die Hyäne
Untertitel: Buschmann-Fabeln
Autor: Fritz Metzger
Berarbeitung: P.C. Ettighofer
Illustrationen: Joachim Voigts
Verlag: John Meinert Ltd.
Windhoek, Südwestafrika 1952
Original-Halbleineneinband, 14x22 cm, 111 Seiten, etliche Federzeichnungen
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